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„Wir haben Angst“

Auf einer Kundgebung der Ukraine-Solidarität am Brandenburger Tor fallen entschlossene Worte und Forderungen an die Bundesregierung. Die Stimmung unter den Menschen ist gedrückt, viele weinen

Von Julian Csép

„Alle, die jetzt hier sind, sind nicht nur da für die Ukraine. Ihr seid auch alle für Europa hier. Denn gestern ist Putins Regime auch in Europa eingetreten, ihr seid alle in Unsicherheit.“

Das sind die einleitenden Worte einer Rednerin auf einer Demonstration am Brandenburger Tor, zu der die Initiative „Vitsche“ aufgerufen hat. In ihr vernetzen sich Ukrai­ne­r*in­nen mit anderen Menschen, die ihre Solidarität mit dem Land zum Ausdruck bringen wollen. Neben vielen ukrainischen Flaggen sind am Donnerstagvormittag auch einige polnische, georgische und Europaflaggen zu sehen, ein junger Mann hat sich sogar eine deutsche Flagge um die Schultern gebunden.

Ich spreche ihn darauf an. Es stellt sich heraus: Der junge Mann ist Deutscher mit Verwandten in der Ukraine und Belarus. Er wolle mit der Flagge zeigen, dass auch Deutschland eine Verantwortung gegenüber der Ukraine habe. Die Bundesregierung müsse der Ukraine so schnell wie möglich mit Waffen- und Lebensmittellieferungen und wirtschaftlichen Sanktionen gegenüber Russland zu Hilfe kommen.

Das scheint auch der generelle Konsens bei den Teil­neh­me­r*in­nen und Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen der Demonstration zu sein.

„All die Sachen die jetzt erst beschlossen werden, hätten vor acht Jahren beschlossen werden sollen“, ruft die Rednerin, die Ukrainisch spricht und ins Deutsche übersetzt wird, wütend ins Mikrofon.

Eine ganze Liste von Forderungen zählt sie auf, die die Initiative an die Bundesregierung stellt: einen Handelsstopp für Erdöl und Gas, den Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungsverkehrsnetzwerk Swift, die „vollständige Isolierung Russlands und Belarus mit allen Mitteln und allen Formaten“, die Lieferung von Waffen und Ausrüstung sowie finanzielle und humanitäre Hilfe für die Ukraine.

Trotz aller Entschlossenheit und Wut der Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen ist die Stimmung unter den De­mons­tran­t*in­nen eine völlig andere als die am Dienstag vor der russischen Botschaft. Einmal abgesehen von der kleinen Zahl an deutschen De­mons­tran­t*in­nen ist klar spürbar: Die Entschlossenheit ist der Enttäuschung gewichen.

Die Stimmung ist gedrückt, viele Menschen weinen oder haben Tränen in den Augen. „Wir haben Angst, dass Putin nicht mit der Ukraine allein zufrieden ist“, erzählt mir ein polnischer Demonstrant, der eine Fahne der linken polnischen Partei Rezem schwenkt.

Er sieht in Russlands Angriff nicht nur eine militärische Bedrohung, sondern auch eine Gefahr für die Demokratie in Europa.

Zeitgleich zu der Demonstration am Brandenburger Tor findet eine weitere Kundgebung am Bundeskanzleramt statt. Hier schätzt die Polizei die Zahl der Teil­neh­me­r*in­nen auf etwa 1.500.

krieg in der ukraine 2–

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