Ver.di gegen Ökostromanbieter Lichtblick: Grün aber unfair

Der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick lehnt es weiter ab, über die Einführung eines Tarifvertrags zu verhandeln. Das ärgert nun sogar die Grünen.

Lichtblick-Schriftzug auf einem Plakat

Will weiter auf Verhandlungen mit Ver.di verzichten: der Ökostromanbieter Lichtblick Foto: Markus Brandt/dpa

HAMBURG taz | Immerhin einem Aspekt kann Ver.di-Gewerkschafter Björn Krings etwas Gutes abgewinnen: Nachdem der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick nun ein zweites Mal die Forderung nach einem Tarifvertrag für die rund 400 Beschäftigten ablehnt, sei der „tariflose Zustand“ nun eindeutig belegt. Damit könne die Gewerkschaft rechtssicher in einen langfristigen Arbeitskampf treten.

Seit vergangenem November versucht Ver.di den Ökostromanbieter dazu zu bringen, erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Tarifvertrag auszuhandeln. Doch das einstige Start-up-Unternehmen, das 2018 vom niederländischen Energieversorger Eneco übernommen wurde, mauert weiter – zum Unverständnis von Betriebsrat und Gewerkschaft: „Es passt einfach nicht zusammen, dass sich ein Unternehmen mit einem fairen Image schmückt und gleichzeitig die Sozialpartnerschaft ablehnt“, sagt Krings.

Das Unternehmen hält einen Tarifvertrag nicht für nötig: „Lichtblick hat dem Betriebsrat ein sehr attraktives Gesamtpaket vorgelegt“, sagt Unternehmenssprecher Ralph Kampwirth. Erreicht werden solle mit dem Angebot auch eine marktgerechte Vergütung. Nach Angaben von Ver.di seien die Gehälter vor allem in den unteren Lohngruppen des Unternehmens deutlich unter dem, was in der Energiebranche üblicherweise gezahlt werde.

„Dafür braucht es einen Tarifvertrag, wie es ihn auch bei den großen Energieversorgern gibt“, sagt Krings. Zwar gebe es bereits einige gute Angebote des Arbeitgebers an die Beschäftigten – etwa die Möglichkeit, ein Sabbatical zu nehmen. Aber: Erst mit einem Tarifvertrag seien diese Angebote auch langfristig gesichert.

Grüne Bürgerschaftsfraktion appelliert an Unternehmen

Weil sich Lichtblick als soziales Unternehmen präsentiert, das mit seiner Arbeit für eine bessere Welt sorgen will, ist die ablehnende Haltung zum Tarifvertrag nun auch ein Hamburger Politikum geworden.

Die grüne Bürgerschaftsfraktion appelliert an das Unternehmen: „Lichtblick sollte sich bewusst sein, dass Menschen nicht nur nachhaltig konsumieren wollen, sondern von milliardenschweren Unternehmen auch erwarten, dass sie ihren Mit­ar­bei­te­r*in­nen faire, branchenübliche Tariflöhne zahlen“, sagt die arbeitsmarktpolitische Sprecherin Filiz Demirel.

Einen Streik will die Gewerkschaft nicht mehr ausschließen. „Die Hand für Tarifverhandlungen bleibt aber weiter ausgestreckt“, sagt Krings.

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