Koalitionsgespräche gehen weiter: Wackelt der Bücherei-Neubau?
SPD, Grüne und Linkspartei wolle voran gekommen sein. Doch im Detail sind gerade bei Großprojekten noch manches offen – vor allem die Finanzierung.
Im derzeit verwaist darliegenden Exflughafen traf sich die Verhandlungsgruppe, weil dort künftig die sogenannte „Urban Tech Republic“ bis 2027 entstehen soll, mit 20.000 Jobs und Wohnungen für 10.000 Menschen und das Ganze auch noch auf nachhaltige Weise. Kurz nach halb neun traten für SPD und Grüne die Spitzenkandidatinnen der jüngsten Wahl, Franziska Giffey und Bettina Jarasch, und für die Linkspartei Katina Schubert vor das wartende knappe Dutzend Journalisten. Giffeys vorrangige Botschaft als mutmaßliche künftige Regierungschefin war: Es gebe ein ganz klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Berlin.
Konkret aber blieb einiges offen – vor allem die Finanzierung von Großprojekten. Dabei deutete sich an, dass hinter dem vom Senat bereits 2018 beschlossene Neubau der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) ein Fragezeichen stehen könnte. Laut Giffey soll über „die Zukunft der ZLB“ noch gesprochen werden, genau wie über das Internationale Congress-Centrum ICC. „Wir werden nicht alles gleichzeitig schaffen“, sagte Grünen-Verhandlungsführerin Bettina Jarasch am Rande der taz. Sie verwies dabei darauf, dass der Baubeginn der ZLB – neben der jetzigen Amerika-Gedenk-Bibliothek am Blücherplatz – erst für 2025 geplant ist.
Das liegt aber nicht daran, dass das Vorhaben beim Senatsbeschluss im Juni 2018 nicht als dringend galt – im Gegenteil: Kultursenator Klaus Lederer (Linkspartei) sah damals „eine der drängendsten Investitionen in unserer Stadt. Dass der Baubeginn dennoch erst sieben Jahre später folgen sollte, erklärte der Senator mit der Komplexität des 360 Millionen Euros teuren Projekt, mit einem zeitaufwändigen Architektenwettbewerb, Beteiligungsverfahren, Vor- und Bauplanung.
Mindestlohn soll auf 13 Euro steigen
Nach es am Montag um Kultur, Sport und Europa gegangen war, standen am Mittwoch die Themen Wirtschaft und Arbeit im Mittelpunkt. Rund 100 Maßnahmen wurden laut Giffey angesprochen, 4 von 16 Kapitel des angestrebten Koalitionsvertrags seien nun beraten. Zu den wenigen konkreten Punkten, die die drei Politikerinnen am Mittwochabend vorstellten, gehört ein nun auf Brandenburger Niveau von 13 Euro pro Stunde angehobener Landesmindestlohn – ihn muss das Land selbst als Arbeitgeber zahlen, aber auch jeder Betrieb, der Aufträge vom Land haben möchte. Außerdem soll es ein zuvor schon angekündigtes „Neustartprogramm“ für die von der Corona-Krise besonders betroffenen Branchen sowie eine Fachkräfte- und Ausbildungsoffensive geben.
Nicht zur Sprache soll der Konflikt um die Wiederwahl des Linkspartei-Politikers Sören Benn zum Bezirksbürgermeister von Pankow gekommen sein. Das sei ein Thema, das in den Bezirk gehöre und nicht in die Koalitionsverhandlungen auf Landeseben, sagte Grünen-Verhandlungsführerin Bettina Jarasch auf eine entsprechende Frage. „Pankow muss in Pankow gelöst werden“, ergänzte die Grüne. Von den neben ihr stehenden Giffey und Schubert gab es dazu keinen Widerspruch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um Neuwahlen
Inhaltsleeres Termingerangel
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Überwachtes Einkaufen in Hamburg
Abgescannt
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
Linkspartei nominiert Spitzenduo
Hauptsache vor der „asozialen FDP“
Obergrenze für Imbissbuden in Heilbronn
Kein Döner ist illegal