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Weihnachtsmarkt am BreitscheidplatzSüßer die Scheine nie klingeln

Der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz ist unter Corona-Bedinungen eröffnet. Und Influencer verteilen Geschenke.

Voll sind hier nur die Glühweinbecher: Entspanntes Bummeln unter Corona-Maßnahmen Foto: dpa

Berlin taz | Aus der Ferne sieht der Breitscheidplatz in Charlottenburg aus wie eine gigantische Lichterkette. Am Montag wurde der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche eröffnet, genau wie der am Gendarmenmarkt und am Roten Rathaus. Viele andere wurden coronabedingt abgesagt.

Der Markt am Breitscheidplatz ist nachmittags schon gut besucht, es ist kaum eng oder voll. Der Platz für die Fußgänger zwischen den Ständen ist vergrößert worden, es bleibt genug Raum zum Abstandhalten. Der Glühwein hält warm und Weihnachtslieder klingen aus den Boxen.

Die Coronamaßnahmen sind allgegenwärtig: Es gilt 3G, nach Impf- oder Genesenennachweisen oder Tests fragt am Eingang jedoch keiner. Bei anderen Weihnachtsmärkten gilt 2G, was dann am Einlass auch kontrolliert wird. Dafür fällt dann die Maske weg, die auf dem Breitscheidplatz Pflicht ist. Das sollen Ordner auf dem Markt kontrollieren, nur an den Ständen mit Essen und Trinken darf man die Maske abnehmen. Das nervt die Besucher: Die weihnachtlichen Gerüche von gebrannten Mandeln und Glühwein steigen nicht mehr ungehindert in die Nase, und es ist schwieriger, sich zu unterhalten.

Trotzdem stimmungsvoll

Trotzdem freuen sich die Menschen sichtlich darüber, dass man dieses Jahr überhaupt zwischen den Crêpe- und Bratwurstständen flanieren kann. An den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt vor fünf Jahren erinnert wenig: Die Namen der Verstorbenen auf einer Treppe sind neben den Neonlichtern der Stände fast unsichtbar. Am Zugang zur Straße sind Barrieren aufgestellt und ein Polizeiwagen geparkt. Die Gedanken an die Katastrophe bleiben im Hinterkopf, und mir wird kalt. Ich will aber noch auf den Regierenden Bürgermeister Michael Müller warten, der zur Eröffnung eigentlich eine Rede halten sollte. Den Besuch hat er kurzfristig abgesagt.

Kurz bevor ich gehe, kommt aber ein anderer Überraschungsgast. Ein Influencer dreht mit einem Kamerateam neben den Ständen Clips für ein Werbevideo. Er gibt jungen männlichen Besuchern, die an ihm vorbeilaufen, Komplimente, und die sollen sich darüber freuen. Das Ganze ist gestellt, und es gibt 50 Euro als Belohnung. Meine Begleitung lässt sich die Chance nicht entgehen. Die netten Worte und Reaktionen sind gespielt, das Geld ist echt. Auch das ist weihnachtlich.

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1 Kommentar

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Die Politik hätte alle Weihnachtsmärkte schon vor 4 Wochen, also vor dem Aufbau, verbieten sollen.



    Gleiches gilt für Fussballspiele mit Publikum.



    Ihr habt es einfach nicht drauf!