Sprecher über die Junge Klimakonferenz: „Wir sammeln Stimmen der Jugend“
Zwei Wochen vor der Weltklimakonferenz in Glasgow tagt in Kassel die Junge Klimakonferenz Deutschland. Was passiert dort?
taz: Jonathan Anand, wie effektiv sind lokale Jugendklimakonferenzen wie die LCOY, wenn es schon die globalen Jugendkonferenzen und die Weltklimakonferenz gibt?
Jonathan Anand: Wir erreichen einen Austausch unter den Teilnehmenden und Politiker:innen auf der Konferenz. Wir hoffen, dass die Politiker:innen durch die Gespräche beeinflusst werden. Wir wollen aber auch insgesamt die Stimme der Jugend sammeln und die dann weitergeben an die größeren Konferenzen, also die COY und COP (die Jugendklimakonferenz und die UN-Klimakonferenz – die Red.)
Und wie entstehen daraus konkrete Maßnahmen?
Ich glaube, dass wir gar nicht so das geeignetste Format sind, um konkrete Maßnahmen zu fordern. Was wir machen, ist die Stimmen der Jugend in einem Bericht zusammenzufassen und zu verbreiten.
Die LCOY (Local Conference of Youth) Deutschland ist ein Ableger der COY (Conference of Youth) und bringt jährlich bis zu 400 junge Menschen zusammen, um über Lösungen gegen die Klimakrise zu diskutieren. Sie wurde gegründet, um, neben der jährlich stattfindenden Weltklimakonferenz der Regierungen, der Jugend Gehör zu verschaffen. Die LCOY findet dieses Jahr vom 15. -17. Oktober in Kassel statt. Anmelden für die Präsenzveranstaltung kann man sich unter: https://www.lcoy.de/de/anmeldung?source=003
Alle Stimmen?
Nicht ganz alle. Die Voraussetzung, auf die LCOY zu kommen, ist, dass man den menschengemachten Klimawandel nicht leugnet. Aber wir positionieren uns zu keiner Partei. Obwohl doch, wir schließen eine Partei aus, und das ist die AfD, weil sie nicht demokratisch ist.
Ihr ladet aber Armin Laschet als Redner ein, der als Ministerspräsident seit Jahren Klimaschutz in NRW verschleppt und blockiert. Wie passt das zusammen?
Laschet leugnet ja nicht den Klimawandel, insofern kann er gerne bei uns diskutieren. In dem Fall war es ein einzelner Vortrag. Das ist auch eine Meinung, die wir hören möchten und die gehört werden darf. Wie klimakonform er handelt, kann jeder für sich bewerten.
Wer ist dieses Jahr eingeladen?
Wir versuchen uns auch hier breit aufzustellen. Dabei sind einige NGOs, Aktivist:innen, aber auch Politiker:innen und Vertreter:innen aus der Wirtschaft.
Und worüber wird mit denen gesprochen?
Wir haben kein Überthema. Das Angebot reicht von psychologischen Aspekten des Klimawandels über das Recht auf eine intakte Umwelt bis hin zu Poetry Slam. Oder aber ganz klassisch: die Bereiche der Mobilität und der deutschen Rolle in der internationalen Klimapolitik.
Stellt ihr in diesen Bereichen Forderungen?
Wir als Organisation stellen keine konkreten Forderungen, wie das Fridays for Future macht. Unser Ziel ist es, den jungen Leuten den Austausch zu ermöglichen, den es auf der Straße so nicht gibt.
Macht ihr es euch da nicht ein bisschen einfach?
Wir bündeln einzelne Meinungen, die stark diskutiert wurden, und geben sie dann weiter an die anderen Konferenzen. Das ist unser Input. Ein Bundesministerium hat auch mal angerufen, um bei uns Stimmen aus der jungen Generation einzufangen.
Wen wollt ihr neben den jungen Menschen erreichen? Habt Ihr da eine spezielle Zielgruppe?
Wir haben das Ziel, möglichst breit alle zu erreichen. Bei uns sollen eben nicht nur – wie es FFF häufig vorgeworfen wird – alle vom Gymnasium kommen und nur Leute mitdiskutieren, deren Eltern aus höheren Einkommensbereichen kommen.
Auf Bildern sind aber, ähnlich wie bei Fridays for Future, die meisten weiß. Was tut ihr dagegen?
Von der Hautfarbe her sind wir selbstverständlich offen für alle. Wir haben letztes Jahr auch Shary Reeves als Schirmherrin gehabt.
…die ehemalige Moderatorin von „Wissen macht Ah“?
Ja, genau die. Es ist leider trotzdem sehr schwierig, diverser zu werden. Auch die Leute zu finden und zu motivieren und dabei nicht zu sagen, nur weil du ne andere Hautfarbe hast, brauchen wir dich mehr.
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