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heute in hamburg„Ich selbst kaufe keine Jeans mehr“

privat

Silke Rudolph, geb. 1980, arbeitet als freischaffende Performerin, Bühnenbildnerin und Regisseurin.

Interview Juliane Preiß

taz: Frau Rudolph, was ist so schlimm an der Jeans?

Silke Rudolph: Eigentlich alles. Die Jeans ist eine einzige Umweltsünde, sie verbraucht unglaublich viele Ressourcen. Das fängt an mit der Baumwollproduktion, bei der sehr viel Wasser gebraucht wird. Die Herstellung einer Jeans passiert in verschiedenen Produktionsschritten rund um den Globus, was große Mengen CO2 verursacht. Menschen, die in der Jeans­produktion arbeiten, sind gesundheitsgefährdeten Stoffen ausgesetzt und unter welchen Bedingungen die Näherinnen in Bangladesch arbeiten ist ja bekannt.

Besitzen Sie selbst keine Jeans?

Doch, viel zu viele sogar. Ich bin auf dieses Problem auch erst aufmerksam geworden, seit ich mich künstlerisch mit dem Thema Konsum auseinandersetze. Ich selbst kaufe keine Jeans mehr.

Und jetzt? Sollen wir uns alle der Jeans entledigen?

Wenn man unbedingt eine Jeans haben will, sollte man sie am besten gebraucht kaufen. Auf keinen Fall wegschmeißen! So lange tragen, bis sie kaputt geht, flicken oder was Neues draus machen.

Zum Beispiel einen Drachen. Mit dem wollen Sie heute durch die Stadt ziehen. Wie muss man sich das vorstellen?

Wir, eine Gruppe aus zehn Künstler*innen, Tän­ze­r*in­nen und Per­for­me­r*in­nen haben ein Drachenkostüm aus alten Jeans genäht, Vorbild ist das Drachenfest in China. Mit dem Jeansdrachen ziehen wir tanzend durch Einkaufszentren in der Stadt und werden damit auch U-Bahn fahren. Wir werden garantiert Aufmerksamkeit erzeugen, darum geht es.

Sie haben als Performerin schon mehrere Projekte zum Thema Konsumkritik realisiert, wie den Kleiderberg im Mai. Geht es in dieser Aktion wieder um dieses Thema?

Dieses Mal geht es nur um die Jeans, das meistgekaufte Kleidungsstück, das wirklich durch und durch schlecht ist.

Wen wollen Sie denn erreichen?

So viele Leute wie möglich. Vor allem die, die sonst nicht ins Theater gehen oder Zeitung lesen. Wir werden auch Flyer verteilen, aber um die Leute zu erreichen, braucht es manchmal absurde Ideen.

Kundgebung: „Neuer Hamburger (Kleider) Berg – Prozession des Jeansdrachen durch die Hamburger Einkaufsmeilen“, unter anderem ab 13 Uhr im Quarree Wandsbek, 16 Uhr Mönckebergstraße, 18 Uhr Mercado Center

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