Angriff auf die Bundestagswahl: Russisches Gehacke
Mit Cyberangriffen bereitet der russische Geheimdienst wohl eine Desinformationskampagne vor. Nun droht die Bundesregierung mit Konsequenzen.
Sollte Russland diese Aktivitäten nicht beenden, werde die Bundesregierung Konsequenzen ziehen, so die Sprecherin weiter. „Die Bundesregierung betrachtet dieses inakzeptable Vorgehen als Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und für den demokratischen Willensbildungsprozess und als schwere Belastung für die bilateralen Beziehungen.“ Dies habe auch der zuständige Staatssekretär Miguel Berger bei einem Treffen der Hohen Arbeitsgruppe Sicherheitspolitik dem russischen Außenministerium direkt mitgeteilt.
Konkret geht es wohl um sogenannte Phishing-Attacken, bei denen Hacker versuchen, mittels präparierter Mails oder Websites Passwörter abzugreifen. Einer oder mehrere Täter:innen unter dem Pseudonym „Ghostwriter“ unternahmen demnach mehrere solcher Angriffe auf Bundestags- und Landtagsabgeordnete. Es gebe „verlässliche Erkenntnisse“, nach denen „Ghostwriter“ auf Geheiß der russischen Regierung arbeite, so die Sprecherin des Auswärtigen Amts.
Russische Hacker:innen hatten schon in der Vergangenheit immer wieder deutsche Politiker:innen angegriffen, mutmaßlich im Auftrag der Regierung in Moskau. Die deutschen Beziehungen zum Kreml sind seit der russischen Invasion der Ostukraine 2014 besonders angespannt. 2015 waren Hacker:innen in das IT-System des Bundestags eingedrungen und hatten große Mengen sensibler Daten gestohlen. Das Bundeskriminalamt vermutet dahinter die Hackergruppe „fancybear“, die ebenso wie „Ghostwriter“ zum GRU gehören soll.
Russische Hacker:innen von „fancybear“ sollen es auch gewesen sein, die vor der US-Präsidentschaftswahl 2016 E-Mails der Kandidatin der Demokraten, Hilary Cinton, stahlen und an Wikileaks weiterspielten. Russland unternahm nach Überzeugung der US-Sicherheitsbehörden damals zahlreiche weitere Versuche, die Wahl zugunsten des republikanischen Kandidaten Donald Trump zu beeinflussen. Inwieweit dies aber zu dessen tatsächlichem Wahlsieg führte, ist umstritten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Nach Diphtherie-Fall in Berlin
Das Problem der „Anthroposophischen Medizin“
Nach Ausschluss von der ILGA World
Ein sicherer Raum weniger
Menschenrechtslage im Iran
Forderung nach Abschiebestopp