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Frust an der Hamburger Hafencity-UniStudium am WG-Tisch

Studierende der Hafencity-Uni kritisieren, dass ihre Hochschule die strengsten Coronaregeln hat. Zum Beispiel dürften sie das Gebäude nicht betreten.

Bald sollen sich die Gänge wieder füllen: Studierende in der Hafencity-Uni Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg taz | Der Asta der Hafencity-Universität (HCU) kritisiert einen regiden Umgang mit Studierenden während der Pandemie. „Bei uns gibt es die strengsten Regeln. Wir dürften im Grunde nur für Klausuren das Hauptgebäude betreten, und das ohne Vorlaufzeit von zehn Minuten“, sagt Clemens Schlage, der Asta-Vorsitzende der Bau-Universität.

Den Tiefpunkt gab es wohl im Lockdown im Februar. Als mehrere Kommilitonen nach der Klausur noch vor der Uni an einem Automaten anstanden, um ihre Semesterkarte zu verlängern, habe eine Streifenwagenbesatzung Personalien aufgenommen und etwa ein halbes Dutzend Bußgelder von 150 Euro verhängt. Schlage: „Das ist für Studierende viel Geld.“

Seit Beginn der Coronapandemie vor anderthalb Jahren findet an den meisten Hochschulen das Studium überwiegend nur digital statt. „Während anderswo Universitäten ihre Räumlichkeiten für Studierende wieder öffnen, bleibt die HCU dabei: Studierende müssen sich anderweitig einen Ort suchen“, schrieb der Asta in einer Pressemitteilung.

„Es gibt Studierende im dritten Semester, die das Uni-Gebäude bisher nur zu Prüfungen betreten konnten“, erläutert Asta-Mitglied Marvin Brinkmann. Erst seit Juli stünden den rund 2.400 Studierenden eine Handvoll Plätze in Bibliothek und Werkstätten zur Verfügung.

Ausweich-Quartier ohne Tageslicht

Die Tragik der Geschichte: Schon vor der Pandemie war in der einst als Leuchtturmprojekt geplanten Uni das Thema Öffnungszeiten umkämpft. Weil in dem Gebäude seit 2018 ein Notstromaggregat auf dem Dach defekt ist, dürfen die Türen aus Sicherheitsgründen nur bis 20 Uhr offen sein. Schon dagegen hatten Studierende im Januar 2020 mit einer Besetzung protestiert.

Immerhin standen seit diesem Juli 30 provisorische Arbeitsplätze zur Verfügung – in dem leerstehenden früheren Ausstellungscenter „Märchenwelten“. Doch dort gibt es kein Tageslicht und keine geregelte Platzvergabe, bemängelt der Asta. „Es geht nach dem Motto: Wer zuerst kommt, kriegt den Platz. Weil man damit nicht planen kann, bleiben die meisten zu Hause“, sagt Marvin Brinkmann. In der Not mieteten sich einige sogar privat Räume an.

Das Studium der HCU sei praktisch ausgerichtet und beinhalte „viel Gruppenarbeit“, sagt der Stadtplanungsstudent. Deshalb fehlten den Studierenden die Computerarbeitsplätze im Haupthaus und die Plätze für Gruppenarbeit und Modellbau so sehr. Privat sei es erlaubt, sich wieder zu zehnt zu treffen. Statt dies unter kontrollierten Bedingungen im Uni-Haus zu tun, müssten sich Studierende auf engem Raum in WG-Küchen treffen. Brinkmann: „Viele haben schon ihre Studienzeit verlängert, weil es nicht anders geht“.

Die HCU hat seit Juli 2019 mit Medienökonom Jörg Müller-Lietzkow einen neuen Präsidenten. Doch der, so der Vorwurf des Asta, verweigere eine transparente Kommunikation mit der Studierendenschaft und ihrer gewählten Vertretung. In einem Chat mit dem Präsidenten, bei dem die Studierenden auf die Notwendigkeit der Nutzung der PC-Plätze hinwiesen, soll Müller-Lietzkow geschrieben haben, dass ein technisches Studium nur beginnen dürfe, wer sich über die Kosten entsprechender Hard- und Software im Klaren sei und diese unabhängig von der Unterstützung der Uni auch tragen könne.

Studierende wieder nach Hause gezogen

Müller-Lietzkow sagt zur taz, er habe diesen Satz ein bisschen anders gesagt. „Man sollte sich vor so einem Studium Gedanken machen, was für eine Technik man sich anschafft.“ Die meisten Studierenden hätten einen eigenen Rechner. In Härtefällen würde die HCU helfen. Auch habe die Hochschule während des digitalen Semesters die gesamte Literatur kostenfrei zur Verfügung gestellt. Und viele Studierende seien wegen der Pandemie wieder nach Hause gezogen. „Das war sinnvoll und spart auch Geld“.

Er könne „den Frust der Studierenden verstehen“, sagt Müller-Lietzkow. Er selber sei erst kurz vor Beginn der Pandemie und damit unter schwierigen Bedingungen ins Amt gekommen, und lege großen Wert auf den Austausch mit Studierenden.

All dies war Anlass für die Hochschulpolitikerin der Linken und ehemalige HCU-Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Rose, eine Anfrage an den Senat zu stellen. „Die Situation der HCU zeigt, wie sehr wir eine pandemiegerechte Öffnung aller Hochschulen brauchen“, sagt Rose. „Es darf nicht sein, dass Bildungsgerechtigkeit auf der Strecke bleibt.“

Zu dem am 1. Oktober startenden Wintersemester soll es nun an der HCU wieder kleinere Lehrveranstaltungen mit bis zu 100 Personen in Präsenz geben, sofern diese „geimpft, genesen oder getestet“ sind, heißt es in der Antwort auf die Linken-Anfrage. Details zur Nutzung der studentischen Arbeitsplätze und PC-Pools seien „noch offen“.

Und das kaputte Notstromaggregat könnte in absehbarer Zeit repariert werden, heißt es in der Wissenschaftsbehörde. Noch im Wintersemester sollten die Baumaßnahmen eingeleitet werden können, sagt auch Müller-Lietzkow. Es könnte also wieder erweiterte Öffnungszeiten geben.

„Schön zu hören“, sagt Marvin Brinkmann. „Nur über solche Neuigkeiten würden wir als Asta gern direkt informiert.“

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