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Bahnexperte über ÖPNV und Corona„Testpflicht ist nicht praktikabel“

Bahnfahren muss auch in der Pandemie attraktiv bleiben, sagt Bastian Kettner vom ökologischen Verkehrsclub. Testen hindere die Mobilität.

Wie geht sicheres Reisen mit der Bahn? Foto: Paul Langrock
Interview von Kathrin Becker

taz: Herr Kettner, während der Pandemie sind viele Reisende von der Bahn auf das Auto umgestiegen. Warum?

Bastian Kettner: Viele Menschen denken beim Bahnfahren vor allem an überfüllte Züge und haben Angst vor einer Infektion. Öffentliche Verkehrsmittel haben da zum Teil ein schlechtes Image. Dabei haben Untersuchungen ergeben, dass die Ansteckungsgefahr im Zug und im öffentlichen Nahverkehr nicht höher ist als an anderen öffentlichen Orten.

Vorausgesetzt, die Abstände werden eingehalten und alle Fahrgäste tragen eine Maske.

Richtig, aber gerade im Fernverkehr achtet die Bahn darauf, dass bei Reservierungen nur jeder zweite Platz angeboten wird, sodass die Abstandsregelungen eingehalten werden können.

In Frankreich müssen Reisende in Fernzügen nachweisen, dass sie entweder geimpft, getestet oder genesen sind. Wäre das auch in Deutschland sinnvoll?

Ich stelle mir das schwierig vor. Wenn ich täglich mit der Bahn unterwegs bin und für jede Fahrt einen Gesundheitstest vorlegen muss…. Das ist doch nicht praktikabel.

Aber in Restaurants gab es das ja auch. Und ein Schnelltest wäre bereits ausreichend.

Ein zu Hause durchgeführter Antigentest würde aber nicht anerkannt werden. Ich muss also zu einer offiziellen Teststelle gehen. Das würde die Menschen in ihrer Mobilität erheblich einschränken. Gerade im Pendelverkehr ist es nicht angebracht, das zu fordern. Wichtiger ist, dass die Abstände eingehalten werden.

Wie lässt sich das sicherstellen? Trotz der geringeren Fahrgastzahlen kommt es ja gelegentlich zu vollen Zügen.

Da können die Zug­be­glei­te­r:in­nen eine wichtige Rolle spielen, indem sie Fahrgäste darauf hinweisen, dass eben auch in anderen Teilen des Zuges noch Platz ist. Es kann auch sein, dass Züge so voll sind, dass die Abstandsregelungen nicht mehr gewährleistet werden können. Dann ist es wichtig, dass die Maske getragen wird, Desinfektionsmittel bereitsteht und es die Möglichkeit gibt, Masken beim Zugpersonal zu kaufen.

Halten Sie eine Reservierungspflicht für sinnvoll?

Nein, wir lehnen eine Reservierungspflicht ab, weil das immer ein Einschnitt in die Mobilität bedeutet. Wir stehen dafür ein, dass Menschen auch spontan die Bahn benutzen können. Das Problem einer Reservierungspflicht besteht darin, dass die Menschen dann vor allem in den Zügen reservieren, bei denen die Auslastung ohnehin schon relativ hoch ist. Menschen mit Flexticket wären dann eingeschränkt.

Was muss die Bahn tun, um die Sicherheit zu erhöhen und Bahnfahren auch jetzt attraktiv zu machen?

Eine gute Möglichkeit wäre es, die Auslastungsanzeige auf der Homepage zu verbessern. Da ist aktuell keine Echtzeitdarstellung möglich, die Daten beruhen auf den Buchungen und Erfahrungswerten. Wichtig ist auch, dass die Kapazitäten nicht zurückgefahren werden.

Im Interview: Bastian Kettner

Jahrgang 1991, ist Sprecher für Bahn, ÖPNV und Multimodalität beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland.

Jetzt haben wir viel über den Fernverkehr geredet, aber auch auf kurzen Strecken sind viele Menschen auf das Auto umgestiegen. Wie lassen sich diese Fahrgäste wieder zurückgewinnen?

Im Nahverkehr gilt zum Teil das, was auch im Fernverkehr gilt. Die lokalen Verkehrsunternehmen sind in der Pflicht, die Reinigungsintervalle zu verdichten und die Kapazitäten auszubauen.

Manche Vi­ro­lo­g:in­nen gehen davon aus, dass Corona nie ganz verschwinden wird. Wie kann Bahnfahren dennoch attraktiv bleiben?

Wir brauchen eine Zukunftsvision für den ÖPNV. Da ist zum einen die Frage mit der Maskenpflicht. Momentan ist es natürlich angezeigt, daran festzuhalten. Das kann sich aber auch ändern. Zum anderen brauchen wir eine Investitionsoffensive. Denn der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel braucht natürlich Geld. Das sehe ich die Politik in der Verantwortung.

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7 Kommentare

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  • Welch ein widerlicher Lobbyismus, abscheulich und menschenverachtend. Ganz bewusst zitiert dieser Mann hier längs widerlegte Weisheiten von Abstandhalten und fiktive Studien über angeblich geringe Risiken im ÖV.

    COVID verbreitet sich über Aerosole. Da nützt Abstand nichts. Masken will er nicht, Reservierungen will er nicht, nichts will er, was der Pandemie entgegenstehen könnte. Lobbyismus pur. Pfui.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @TurboPorter:

      Lesen sie bitte korrekt.

      1. Bejaht Herr Kettner die Maskenpflicht



      2. Gibt die Bahn nur jeden 2. Platz zur Reservierung frei.

      Möchten Sie Ihre Aussagen mit diesem Wissen jetzt einer Selbstprüfung unterziehen, oder bleiben Sie bei Beschimpfungen mit mäßiger Begründung ?

  • Getestet, geimpft oder genesen verlangen wie auch in der Innengastro momentan, stichprobenartig kontrollieren wie auch die Tickets (da sagt ja auch keiner, dass das nicht praktikabel ist, oder?), 100€ Strafe bei Verstößen.

    Das wird 99% der Fahrgäste dazu bringen, sich dran zu halten und der Rest ist eh hoffnungslos.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Mustardman:

      Zwischen Innengastro und ÖPNV liegen Welten ! In der Bahn kann man zwar auch essen, was landläufig nur ohne Maske funktioniert, aber das tun die Allermeisten nur auf Langstrecken.

      Also stellt sich die Frage der Verhältnismäßigkeit und der Umsetzbarkeit. Wollen sie künftig jedem Kontrolleur 2 Security mitgeben, um die 1% zu bändigen ?

      Macht es dann aber nicht genauso Sinn im Supermarkt einen Test oder ein Vorzeigen des Impf-Ausweises zu verlangen ?

      Und wie sieht es beim Betreten von Universität, Schule usw. aus ? Auch dort müsste dann doch eine Kontrolle durch die Lehrer / Prof. erfolgen.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Ach Schnickschnack. Willst du künftig wirklich an „jede“ Strasse einen Blitzer stellen, nur um Geschwindigkeitslimits zu kontrollieren? Wollen wir künftig wirklich „jeden“ Mord untersuchen, nur um Gesetze einzuhalten? Da stell sich doch auch gleich die „Frage der Verhältnismässigkeit“. Oder nicht?

        Im ÖV sitzt oder steht man eng in kleinen Räumen, oft eher schlecht belüftet und im Fernverkehr für Stunden. Klar verlangt das nach Regelungen.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @TurboPorter:

          Die gibts ja auch. Halt die Maskenpflicht, Reservierungen mit 3. Platz usw. Meiner Meinung nach reicht das aus.

          In Ihren Beispielen habe ich Ironie gefunden und werde sie behalten ;-)

  • "Wenn ich täglich mit der Bahn unterwegs bin und für jede Fahrt einen Gesundheitstest vorlegen muss…"

    Lassen Sie sich doch einfach impfen.