Wirbel um Hans-Georg Maaßen: CDU-Spitze eiert herum
Hans-Georg Maaßen hat die Öffentlich-Rechtlichen angegriffen. Die CDU-Spitze hält sich bedeckt, nur intern soll Laschet deutlicher geworden sein.
Intern soll Laschet, CDU-Chef und Kanzlerkandidat der Union, aber die jüngsten Äußerungen Maaßens kritisiert haben. Nach Informationen aus Teilnehmerkreisen soll Laschet gesagt haben, Aussagen von Direktkandidaten in Südthüringen seien nicht hilfreich: „Solche Debatten schaden uns.“ Auch habe Laschet die Abgrenzung der Union nach rechts und zur AfD betont.
Maaßen hatte im Privatsender tv.Berlin einen „NDR-Untersuchungsausschuss“ angeregt und gefordert, „die Biografie von einigen Redakteuren mal auf den Prüfstand“ zu stellen, um zu sehen, „ob diese Leute die charakterliche Eigenschaft haben, […] die ‚Tagesschau‘ durch Redaktion zu begleiten“.
Zahlreiche Kritiker:innen sahen darin einen Angriff auf die Pressefreiheit, die im Grundgesetz festgeschrieben ist. Ruprecht Polenz, einer von Ziemiaks Vorgängern als CDU-Generalsekretär, forderte daraufhin ein Parteiausschlussverfahren gegen Maaßen. Andere, darunter der niedersächsische CDU-Chef Bernd Althusmann und die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien, legten Maaßen den Parteiaustritt nahe.
Weiter Streit in der Werteunion
Am Sonntagabend ruderte Maaßen etwas zurück. In einem Tweet betonte er den Verfassungsrang von Presse- und Rundfunkfreiheit in Deutschland. „Unabhängiger Journalismus und ein politisch unabhängiger #OERR (öffentlich-rechtlicher Rundfunk; die Red.) sind für die Demokratie unverzichtbar“, schrieb er auf Twitter.
Ziemiak sagte am Montag, ein Parteiausschlussverfahren gegen Maaßen sei in den CDU-Gremien kein Thema gewesen. Auf die Frage der taz, ob er selbst oder Laschet zur Wahl Maaßens aufrufen würden, antwortete der Generalsekretär ausweichend. „Na ja“, sagte er und fuhr dann allgemein fort: „Wir haben Kandidaten aufgestellt, dafür wird geworben.“ Er ließ aber durchblicken, dass er selbst in Maaßens Wahlkreis keinen Auftritt haben werde.
Unterstützung erhielt Maaßen von dem ehemaligen Chef der Werteunion, Alexander Mitsch. Wenn Grüne, SPD und Linke jetzt unisono auf Maaßen losgingen, dann habe er mit seiner Kritik am „Gesinnungsjournalismus“ wohl den richtigen Nerv getroffen, schrieb Mitsch auf Twitter.
In der Werteunion, in der sich Mitglieder vom rechten Rand der Union organisiert haben, geht unterdessen die interne Auseinandersetzung weiter, nachdem der AfD-nahe Ökonom und Fondsmanager Max Otte im Mai mit knapper Mehrheit zum Bundesvorsitzenden gewählt worden war. Immer mehr Landesverbände wenden sich vom Bundesverband ab.
Die bayerische Werteunion verkündete am Samstag ihren Austritt und die Gründung eines eigenständigen Vereins. Landesvorstandsmitglieder in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz traten in großer Zahl zurück. Maaßen, der eigentlich den Rückhalt der Werteunion genießt, lässt seit der Wahl Ottes seine Mitgliedschaft ruhen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance