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Theatertipps der WocheDas Ende des Raubbaus

Treten endlich vor Publikum: Der abgehalftete Plattenhändler Vernon Subutex (Schaubühne) und allerlei Fabelwesen im neu interpretierten Wagner (BE).

Premiere am 4. Juni: „Das Leben des Vernon Subutex 1“ in der Schaubühne Foto: Thomas Aurin

W ir dürfen wieder nicht-systemrelevante Dinge tun! Essen gehen oder Kaffeetrinken zum Beispiel – zumindest draußen geht das ja jetzt unter bestimmten Bedingungen wieder: negativer Coronatest oder Impfnachweis. Sogar ins Theater dürfen wir wieder. Da geht jetzt das Pilotprojekt „Perspektive Kultur“ des Senats weiter, das Ende März gestoppt wurde: nämlich in Sälen vor getestetem und ausgedünntem Publikum mit Maske spielen zu können.

In der Schaubühne kommt also endlich Thomas Ostermeiers Inszenierung des Romanstoffs von Virginie Despentes' „Das Leben des Vernon Subutex 1“ heraus. Joachim Meyerhoff spielt den abgehalfterten Schallplattenhändler Vernon Subutex, der durch die Digitalisierung seine Existenz verloren hat. Gerade noch cooler Repräsentant von Pop und Zeitgeist, führt er jetzt ein Leben auf dem Abstellgleis. Virginie Despentes baut um Subutex herum das dunkel-funkelnde Porträt einer Gesellschaft im Umbruch oder auch Abbruch – mit scharf-gestochenen Porträts und Betrachtungen (Premiere 4. 6., 19:30 Uhr).

Das Berliner Ensemble hat zwei junge Theatermacher auf Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ angesetzt: den Dramatiker Thomas Köck und den Regisseur und Bühnenbildner Ersan Mondtag. In Zusammenarbeit mit dem Komponisten Max Andrzejewski denken sie Wagners blutrünstigen wie urgermanischen Stoff neu und entdecken in seinem Kern das Motiv des Raubbaus an der Natur durch den Menschen: Denn es ist Raub des Goldes aus dem Rhein, der die Götterdämmerung und damit alle Katastrophen in Gang setzt, die im Untergang der Welt münden.

In seiner Neufassung des Textes „WAGNER – DER RING DES NIBELUNGEN, (A PIECE LIKE FRESH CHOPPED ESCHENWOOD)“ webt Thomas Köck auch Wagners Beschäftigung mit dem Nibelungen-Stoff ein. Versprochen werden Elfen, Zwerge, Superhelden, Fabelwesen und Debattenstoffe aus der Gegenwart, deren Gestaltung beim bildgewaltigen Ersan Mondtag in vielversprechenden Händen ist (Premiere 3.6., 19 Uhr).

Bloß raus: Digitaler Krimi mit Escape Plan

Aber auch Freun­d*in­nen des digitalen Theaters kommen weiterhin auf ihre Kosten: in der Brotfabrik zum Beispiel, wo Nils Foerster mit „Exit Strategie“ via Zoom ein interaktives Live-Stream-Escape-Room-Krimi-Multi-Player-Gaming-Theater präsentiert. Die Handlung wird wie folgt beschrieben: „Der Protagonist erwacht in einer engen Kammer, der Kopf tut weh, die Glieder schmerzen. Etwas Schlimmes muss vorgefallen sein.“

Aber er kann sich nicht erinnern. Doch dann: „Zum Glück findet sich ein altes Telefon über das scheinbar helfende Kurznachrichten ankommen. Wird er sich aus seiner Lage befreien können?“ Zuschauende werden zu Mitwirkenden und können dem Protagonisten bei seinem Befreiungsversuch unterstützen (2.-5.6., jeweils 21 Uhr, Tickets: www.eventbrite.de).

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