Rodung des Regenwalds in Brasilien: Schutzgeld für Bolsonaro
Innerhalb eines Jahres hat sich die Rodungsfläche im Regenwald um 85 Prozent vergrößert. Der brasilianische Präsident gilt dabei als größter Abholzer.
D er brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat vor dem internationalen Klimagipfel ein mögliches Ende der illegalen Abholzung für 2030 angekündigt. Grund dafür sind die Beziehungen zu den USA. Weil die von Joe Biden organisierte Veranstaltung ihm jedoch wenig Unterstützung brachte, kürzte Bolsonaro nur einen Tag danach das Budget für den Umweltschutz um ein Viertel. Eigentlich hatte er angekündigt, es zu verdoppeln. Die USA wollen den Umweltschutz unterstützen, bezahlen aber erst nach Ergebnissen.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Bolsonaros bisherige Klimapolitik rechtfertigt auch nicht gerade einen Vertrauensvorschuss. Für einen Deal hat er jedoch klare Vorstellungen: Für 1 Milliarde Euro, bezahlt von anderen Ländern, will die Regierung die illegale Abholzung in nur einem Jahr um 40 Prozent reduzieren. Man brauche dafür aber finanzielle Unterstützung.
Von 2019 auf 2020 hat sich die Fläche der Rodungen um 85 Prozent vergrößert. Die Polizei wurde bei der Bekämpfung der Abholzung durch Umweltminister Salles behindert. Der Amazonas-Fonds wurde eingestellt. Vielleicht, weil Bolsonaro über dessen 1,3 Milliarden Euro keine Kontrolle gehabt hätte.
Wer Bolsonaros aktuelles Angebot annimmt, unterstützt nicht die Hüter des Waldes, sondern drückt Schutzgeld an den größten Holzfäller der Welt ab. Auf einen Deal mit der internationalen Gemeinschaft angewiesen ist Bolsonaro aber nicht.Regenwaldrodung ist ein Milliardengeschäft.
ist 20 Jahre alt und kommt aus dem Kreis Höxter. Er ist Fridays-for-Future-Sprecher, sitzt im Bundesausschuss der Jusos und studiert zurzeit Astrophysik.
EU zweitgrößter Profiteur der Abholzung
Von dem Erlös mit dem Tropenholz werden große Plantagen und Rinderfarmen, Staudämme oder Rohstoffabbau finanziert. Laut einer Studie des WWF ist die EU zweitgrößter Profiteur der Abholzung. Sechzehn Prozent des Tropenholzes gehen an die Union, das meiste davon an Deutschland.
Das Mecorsur-Abkommen der EU wird wohl am Regenwald scheitern. Sanktionen für Bolsonaro sind nicht geplant. Die deutschen Parteien, auch die Grünen, fordern keine Konsequenzen. Somit kann er sich zumindest eines Handelspartners sicher sein, egal wie wichtig dessen nächster Regierung der Klimaschutz sein wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke