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Union entscheidet K-FrageDie Logik der Macht

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

In dem Polit-Drama der Union spielten politische Inhalte keine Rolle. Das könnte die Rückkehr in den Normalmodus leichter machen.

Kanzlerkandidat der Unionsparteien bei der Bundestagswahl im Herbst: Armin Laschet Foto: Michael Kappeler/dpa

E s war aufregend und töricht, abgründig und unterhaltsam. Jetzt ist die Seifenoper „Machtkampf in der Union“ erst einmal vorbei. Markus Söder, Fürst der Finsternis, hat seine Fahne wieder eingerollt. Dabei bemühte er sich sehr, nicht wie ein Verlierer auszusehen, sondern wie jemand, dessen Stunde noch schlagen wird. Söders fintenreicher Feldzug hat die Union fast in Brand gesetzt. Man kann schon fragen: wofür eigentlich? Nur für das bisschen Rampenlicht und Wichtigsein?

Es ist bemerkenswert, dass in dieser Schlacht niemand auf die Idee kam, mal ein politisches Argument aus dem Köcher zu holen. Wirtschaftsliberal oder sozial? Konservativ oder modern? Für welche Inhalte Armin Laschet und Markus Söder stehen, spielte in keiner Sekunde eine Rolle. Noch nicht mal, um den Gegner zu verwirren. Wer noch Illusionen über das Wesen der Union hatte, dürfte eines Besseren belehrt sein.

Flüchtlingskrise und Abschaffung der Wehrpflicht, Ehe für alle und Eurorettung – all das wurde in der CDU mehr oder weniger achselzuckend durchgewunken. Doch wenn es um die Macht geht, kennt man in der Union keine Verwandten mehr. Dass die Partei eine Machtmaschine ist und der Rest eher Marketing, ist keine neue Erkenntnis. Selten war es jedoch so offensichtlich. Und genau das wird die Union jetzt wohl retten. Macht diszipliniert.

Einzelne, wie der Thüringer CDU-Mann Christian Hirte, zündeln zwar noch munter weiter. Aber auch die weniger hellen Köpfe in der Union werden bald begreifen, dass ab jetzt wieder die normale Brandschutzverordnung gilt. Armin Laschet ist ein schwacher Kanzlerkandidat mit wackligem Rückhalt in der Partei. Er ist ein Mann des Übergangs und keiner, der eine neue Ära begründen wird. Das ist, wenn man sich die Rhythmen der Macht in der Geschichte der Bundesrepublik anschaut, recht gewöhnlich.

In der Union wird sich jetzt, bei Strafe des Untergangs, die Erkenntnis durchsetzen, dass es noch etwas weit Schlimmeres gibt, als mit einem mittelprächtigen Kandidaten anzutreten. Nämlich einen schwachen Kandidaten zu haben, den ein nörgelnder Funktionärsapparat stetig demontiert. Die Union ist die letzte klassische Volkspartei in Mitteleuropa. Auch sie kann implodieren. Bis jetzt haben die Machterhaltreflexe noch immer funktioniert.

Dass es politisch um nichts geht, macht die Rückkehr in den Normalmodus sogar leichter. Die Bundestagswahl ist, wie es jetzt aussieht, offen. Union, Grüne und SPD können gewinnen. Es gibt kein Abo der Union auf das Kanzleramt mehr. Für die Demokratie ist das eine gute Nachricht.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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7 Kommentare

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  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - stellt fest:

    “ Die Logik der Macht? Verrückt!



    Dass am Ende nur einer lacht. Kanzlerwahlverein, oder Karnevalsverein, Zweimal Klebkuchen-City. Macht. Nix. Da hat der Hobbit Armin tatsächlich sein Balmung-Sting gegen Smaug gezückt.



    Der - muss zurück in seine Einöde. de.wikipedia.org/w...Smaugs_Ein%C3%B6de Macht aber auch nix.



    (Bitte um Entschuldigung, dass ich das alles nicht mehr ernst nehmen kann.) Wann der letzte Vorhang fällt -



    erfährt ein Mensch nicht mal für Geld.“

  • SPIEGEL-Korrespondentin Anna Clauß in München hat nicht autorisierte Markus Söder-Biografie geschrieben, meint gestern bei hartaberfair Söder sei im persönlichen Kontakt mit CSU Basis, anders als Horst Seehofer, der sich viel Zeit nimmt, Wahlmisserfolg 2020 in Bayern im Rücken, eher flüchtig, stets mit Blick auf die Uhr auf dem Sprung zum nächsten Kontakt im Vorbeigehen unterwegs. Da komme ihm, anders als Armin Laschet, der CDU Basis Tausendsassa Entertainer mit NRW 2019 Wahlerfolg im Rücken, Corona Pandemie digitales Präsenz Format quasi entgegen. Bei Söder imponieren Posen in Medien und vor allem in neuen Bundesländern wie gerade zu besichtigen war, mit rasender Halbwertzeit und eingebautem Verfallsdatum. Söder startet mit demoskopisch hoher Zustimmung. Sonnt sich darin. Das war 2018/20 in Bayern ebenso, mit gefährlich abnehmender Zustimmungstendenz. Armin Laschet dagegen entfaltet gerade im Wahlkampf Basis Bindungskraft im persönlichen Kontakt mit ansteigender Zustimmungstendenz. Anders als Franz Josef Strauß (1915-1988) im Kampf mit Helmut Kohl (1930-2017) um die Kanzlerkandidatenwahl der UNION, nachdem Kohl 1976 als Kanzlerkandidat gegen Helmut Schmidt (1918-2015) SPD bei hohen Zustimmungswerten. knapp gescheitert war, der seit 1976 Wildbad Kreuth mit Spaltung UNION, einer CSU auf Bundesebene drohte, um ans Ziel der UNION Kanzlerkandidatur zu gelangen, begnügt sich Markus Söder mit der Pose als einer, der von seiner Amigo Entourage Karriere Kamarilla als Kanzlerkandidat zum Jagen getragen werden musste. Als unwägbaren Kollateralschadens seines zögerlichen Kandidaten Agierens und das nun auch noch in der UNION, vertift Söder die Spaltung zwischen alten, neuen Bundesländern auf dem Weg der CDU/CSU Selbstzerstörung, wie diese Youtuber Rezo 2019 prophezeit hat.

  • Ja, es ist schon sehr eigenartig, dieses Schauspiel ohne Königsmord. Lag es an den schlechten Darstellern? Die waren wie Pat und Patachen. Natürlich ging es nicht um Inhalte. Sondern es ging um, ja um was? Es war die alte Angst vor der kleinen Schwester. Denn sie war immer gut genug als Mehrheitsbeschafferin. Nun wollte sie mehr sein. Die CDU hatte sich schon lange vorher, wie die SPD demontiert als sogenannte Volkspartei.

    • @Takker:

      Hi, da ist etwas Wahres dran. Die CSU sollte sich auf das Soziale auf Basis der christlichen Ethik besinnen und Partner für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit suchen . Dazu braucht es die CDU nicht mehr.

      • @WiFi:

        Das schwebte mir nicht vor. Die CSU ist nicht gerade für inner - wie auch äußerliche Demokratie ein problematisches Beispiel. Hallo Amigo.

  • Faß mal zusammen!

    Mutti hat es halt versäumt - das 🥬sche Bimbessytem!



    Bis in den letzten CDU-Ortsverein zu installieren!



    Däh! Das rächt sich jetzt - wa! Normal.



    Habe aber Verständnis - daß das Mädchen - anders als 🪖 -



    Keine Lust hatte - täglich! drei - in Worten 3 Stunden am Telefon zu hängen!*



    Und sojet & mittels Bimbes noch den letzten Ortsverein auf Linie zu bringen



    & zu halten!

    unterm—— servíce —-



    de.wikipedia.org/w...Spendenaff%C3%A4re



    &



    * Jürgen Schreiber wunderte sich drob einst in seiner Spiegelstory:



    “3 Stunden! Sowas könne man sich doch weder bei Brandt -



    noch bei Schmidt vorstellen!“



    Wie vorausschauend! T

    • @Lowandorder:

      Nochens -

      So einem unbedarften Jungspund wie Hirtes Christian aus Dreggertown Fulda - hätte 🪖et nur mal kurz den Brotkorb höher gehängt & a Ruh wär gewesen!



      Btw - Androhen hätte gelangt. Gelle.



      Normal Schonn •