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Aktuelle Nachrichten in der CoronakriseSpahn erwägt Einschränkungen

AstraZeneca liefert weniger Impfstoff. Das RKI rät dazu, Ostern im engsten Kreis der Familie zu verbringen. Lauterbach fordert die Rückkehr zum Lockdown.

Die Neuinfektionen steigen – Jens Spahn bei der PK am Freitag Foto: Michael Kappeler/dpa

AstraZeneca liefert zwei Millionen Dosen weniger als erwartet

Auch Deutschland ist von den Lieferproblemen des Herstellers AstraZeneca betroffen. Deutschland erwarte im zweiten Quartal etwa 15 Millionen Impfdosen von dem britisch-schwedischen Konzern, sagt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. „Das sind zwei bis drei Millionen Dosen weniger, als wir eigentlich erwartet hatten.“

Vor den Beratungen von Bund und Ländern zur Impfstrategie fordert Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans mehr Impfdosen für Regionen, die an europäische Hotspot-Länder grenzen. „Ich erhoffe mir vom Impfgipfel, dass wir von der EU – wie versprochen – zusätzliche Impfdosen für Hotspots in den Grenzregionen bekommen“, sagt der CDU-Politiker dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Wir haben im Saarland mit unserer Nähe zu Frankreich einen hohen Anteil der südafrikanischen Variante des Virus.“ Um zu verhindern, dass sich neue Gefahren über ganz Deutschland ausbreiteten, solle man am besten die Impfquote auf lokaler Ebene erhöhen. „Das Gleiche gilt für betroffene Grenzgebiete in Sachsen, Thüringen und Bayern.“

Spahn erwägt Einschränkungen

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn macht angesichts steigender Infektionszahlen keine Hoffnung auf Lockerungen der Kontakteinschränkungen und stellt wieder Schließungen in Aussicht. „Die steigenden Fallzahlen bedeuten, dass wir in den nächsten Wochen keine weiteren Öffnungsschritte gehen können“, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Im Gegenteil müsse man vielleicht einige Schritte zurück machen. „Wir brauchen noch einen langen Atem.“ Darüber werde man am Montag mit den Länderministern beraten. Spahn sprach sich nach der Freigabe des AstraZeneca-Vakzins für einen schnellen Einsatz der Hausärzte bei den Impfungen aus. Dies sollte vor Mitte April der Fall sein, was bisher als spätester Termin ins Auge gefasst wurde. (reuters)

RKI rät die Ostertage im engsten Kreis zu verbringen

Dem Vize-Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade, zufolge befindet sich Deutschland im exponentiellen Wachstum der Fallzahlen. „Es stehen schwere Wochen bevor.“ Er appellierte an die Menschen, nicht zu reisen und die Ostertage nur im engsten Kreis zu verbringen. (reuters)

Lauterbach will zurück in den Lockdown

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert angesichts exponentiell steigender Infektionszahlen die Rücknahme von Öffnungen. „Wir müssen zurück in den Lockdown“, sagt er. Dies müsse möglichst schnell umgesetzt werden. Aufgrund der aktuellen Zahlen werde Deutschland bereits Mitte April wieder mehr als 200 Fälle pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen haben. Neben der Inzidenz von 200 werde es auch eine Überlastung der Intensivstationen geben. Er verlangt zudem, alle Reisenden müssten bei der Rückkehr getestet werden. (reuters)

Ab Freitag wieder mit AstraZeneca impfen

In Deutschland soll nach Angaben von Gesundheitsminister Jens Spahn ab Freitag die Impfung mit AstraZeneca wiederaufgenommen werden. Spahn reagierte am Donnerstag auf die Erklärung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zu sehr seltenen Thrombosefällen nach der Impfung mit dem Mittel des schwedisch-britischen Konzerns. Zuvor hatten mehrere Staaten ebenfalls angekündigt, die Impfungen wieder aufzunehmen.

Die „Ereignisse“, die zur Aussetzung geführt haben, würden in einer Ergänzung zum Aufklärungsbogen berücksichtigt, sagte Spahn. Er bezeichnete die Aussetzung als richtig, denn es gehe um zwar seltene, aber schwerwiegende Ereignisse. Der Minister betonte, die Bürger könnten darauf vertrauen, transparent informiert zu werden. (reuters)

Neuinfektionen steigen nach Lockerungen

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 17.482 Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt im Vergleich zum Vortag auf 95,6 von 90. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 226 weitere Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 74.358. Insgesamt wurden bislang mehr als 2,629 Millionen Menschen in Deutschland positiv auf das Coronavirus getestet.

Weltweit haben sich über 121,49 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. An oder mit dem Virus gestorben sind mehr als 2,81 Millionen, wie eine Reuters-Erhebung auf Basis offizieller Daten ergibt. Am stärksten betroffen sind die USA mit über 29,64 Millionen Infektionen und 538.049 Toten.

Forderung nach Impfungen in Arztpraxen

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat Bund und Länder aufgefordert, früher als geplant mit den Impfungen in den Praxen zu beginnen. „Auch wenn derzeit noch nicht genug Impfdosen vorhanden sind, sollten bestimmte Kontingente alsbald über die Apotheken an die Hausärzte gehen“, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg laut einem Vorabbericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Landsberg meint außerdem, dass die Priorisierung von Impfgruppen flexibilisiert werden müsse. Nötig sei ein klares Konzept, mit dem so schnell wie möglich die Hausärzte in das Impfgeschehen eingebunden werden könnten. Die notwendige neue Impfstrategie sollte laut Landsberg auch die Betriebsärzte einbinden. Sie könnten gerade bei großen Unternehmen eine Vielzahl von Personen impfen. (reuters)

Osterurlaub auf Mallorca

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) befürchtet, dass Reisen nach Mallorca die Corona-Infektionen in Deutschland in die Höhe treiben können. Die Balearen-Insel und andere Regionen in Spanien sind inzwischen kein Corona-Risikogebiet mehr. „Ich bin der festen Überzeugung, dass das unweigerlich dazu führen wird, dass Mallorca eine Virus-Brutstätte werden wird“, sagte Woidke am Donnerstag in Potsdam. Die Zahl neuer Infektionen werde schon in wenigen Wochen nach oben schnellen. Um das zu verhindern, plant Brandenburg nach seinen Angaben verpflichtende Corona-Tests am Berliner Flughafen BER vor dem Abflug und nach der Rückkehr.

Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zeigt wenig Verständnis dafür, „dass jetzt wieder der Mallorca-Urlaub dem Urlaub im eigenen Land aus epidemiologischen Gründen vorgezogen wird“. Das verstehe niemand, sagt die SPD-Politikerin im Deutschlandfunk. Warum etwa eine Familie im Auto von Rostock nicht etwa auf den Darß an der Ostseeküste fahren könne, wohl aber eine Reise nach Mallorca möglich sei, „das hat die Bundesregierung noch nicht plausibel erklärt“. Schwesig plädiert dafür, wenigstens kontaktlosen Urlaub zu ermöglichen. (reuters/dpa)

Kanada unterstützt AstraZeneca

Die kanadische Gesundheitsbehörde hat sich ihren europäischen Kollegen angeschlossen und das Vakzin von AstraZeneca ebenfalls unterstützt. „Health Canada bestätigt, dass die Vorteile des AstraZeneca-Impfstoffs beim Schutz der Kanadier vor COVID-19 weiterhin die Risiken überwiegen“, sagt die Behörde in einer Erklärung. Man habe die verfügbaren Daten zu den Vorfällen ausgewertet und festgestellt, dass die Impfung nicht mit einer Erhöhung des Gesamtrisikos von Blutgerinnseln verbunden sei.

Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA erklärt, der Impfstoff sei „sicher und wirksam“. Die EMA hatte eine Überprüfung eingeleitet, nachdem Fälle von seltenen Thrombosen nach der Impfung zu einem Impfstopp mit dem Mittel in mehr als einem Dutzend Ländern, darunter auch Deutschland, geführt hatten. Italien, Zypern, Lettland und Litauen kündigten an, noch am Freitag die Impfungen mit AstraZeneca wieder aufnehmen zu wollen.

Tschechien verlängert Lockdown

Die tschechische Regierung hat eine Verlängerung des strikten Corona-Lockdowns bis nach Ostern verkündet. Man befinde sich nicht in einer Situation, die große Änderungen zulasse, erklärte Gesundheitsminister Jan Blatny am Donnerstagabend. „Das tut mir schrecklich leid.“ Tschechien hat unter anderem Beschränkungen der Reisefreiheit verhängt, um die Ausbreitung einer als infektiöser geltenden Virusvariante einzudämmen, die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde. Nur dank der strengen Maßnahmen könne das Gesundheitssystem funktionsfähig gehalten werden, sagte Blatny.

Am Sonntag wären die derzeit in Tschechien geltenden Einschränkungen ausgelaufen. Sie gelten nun vorerst weiter bis zum 5. April. Von den 8.910 Corona-Patienten in tschechischen Krankenhäusern am Mittwoch benötigten 1.989 eine intensivmedizinische Behandlung. Beide Werte liegen nah an zuvor in der Woche verzeichneten Rekordwerten. (ap)

100 Millionen Impfungen in den USA

In den USA sind seit dem Amtsantritt von Präsident Joe Biden schon fast 100 Millionen Corona-Impfungen verabreicht worden. Biden kündigte an, sein Ziel von 100 Millionen Corona-Impfungen in den ersten hundert Tagen seiner Präsidentschaft voraussichtlich schon am Freitag zu erreichen. Bidens Versprechen wird damit bereits an seinem 58. Tag im Amt eingelöst – mehr als einen Monat früher als geplant. „Ich bin stolz verkünden zu können, dass wir morgen, 58 Tage nach dem Amtsantritt meiner Regierung, mein Ziel erreicht haben werden, unseren amerikanischen Mitbürgern 100 Millionen Spritzen zu verabreichen“, sagte Biden bei einer Ansprache im Weißen Haus.

Das Tempo bei den Corona-Impfungen in den USA wurde in den vergangenen Wochen massiv beschleunigt. Derzeit werden offiziellen Angaben zufolge zwei bis drei Millionen Dosen pro Tag verimpft. Bei Bidens Amtsantritt am 20. Januar waren es noch knapp eine Million Dosen. Biden kündigte an, in der kommenden Wochen ein neues Impf-Ziel abzustecken. Angesichts des deutlichen Anstiegs könnte er sein Ziel womöglich auf 200 Millionen Impfungen in hundert Tagen verdoppeln.

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6 Kommentare

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  • Bundesgesundheitsminister Jens Georg Spahn ist ein begabter Karrierist, welcher es aufgrund seines vergleichsweise jungen Alters und der damit einhergehenden fehlenden Erfahrung, noch nicht gelernt hat, Fehler zu vermeiden. Seine etwas tollpatschigen Faux-pas, leere Impfversprechen, metaphorisch Wasser predigen und Wein trinken, gehen in die Richtung eines privilegierten Spitzenpolitikers, welcher nicht imstande ist, den Bedürfnissen des Volkes Rechnung zu tragen. "Vertrauen ist gut; Kontrolle ist besser", sagte schon Lenin. Wie wahr! Die sinkende Beliebtheit der Union, auch nach der Ära Merkel, täte gut daran, jenem Zitat mehr Beachtung zu schenken ...

  • Osterurlaub auf Mallorka ist natürlich was für Querdenker, herzliche Grüße von Donald und Jair.



    Was die Lockerungen, etwa die Öffnung von Schulen angeht, so muss man der Realität ins Auge sehen:



    Öffnen die Schulen nicht, kommt es zu einem Bildungsdefizit junger Menschen, zu sozialen und psychischen Problemen der Betroffenen. Es sterben aber weniger Menschen.



    Öffnet man Schulen verhindert man ein Bildungsdefizit junger Menschen, die Betroffenen haben weniger soziale und psychische Probleme. In der Folge sterben aber mehr Menschen.



    Wir dürfen uns unter keinen Umständen erlauben, diese brutale Realität zu ignorieren. Sonst wird alles nur noch schlechter.

  • @FRAU FLIEDER:

    Das haben Sie jetzt Trump nachgeplappert.

    Und ja, es gibt genug Statistik die belegt, dass der gerade beobachtete Anstieg *nicht* an den erhöhten Testzahlen liegt. Die makaberste von allen ist die auch ansteigende Todeszahl und die höhere Belegung der Intensivstationen.

    Es ist meines Erachtes unterirdisch, so einen Quatsch zu plappern auf den Rücken derer, die gerade jetzt, unter Risiko einer Infektion, in den Intensivstationen Überstunden schuften.

    Diejenigen, die im Falle eines Falles mich oder Sie intubieren.

    Erbärmlich.

    • @tomás zerolo:

      Erbärmlich?

      Hier mal dazu ein aktueller Artikel von tagesschau.de:



      "Inzwischen gehen vielen PCR-Tests ein Schnelltest voraus, zumal der Zugang zu diesen Antigen- und Antikörpertests sich in den vergangenen Wochen deutlich vereinfacht hat. Dies kann in mehrerer Hinsicht Auswirkungen auf die Anzahl positiv ausfallender PCR-Tests haben: Einerseits ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit einem negativen Schnelltestergebnis auch einen PCR-Test macht, deutlich geringer. Andererseits ist es möglich, dass durch die höhere Zahl der Schnelltests auch mehr Fälle entdeckt werden, die dann einen positiven PCR-Test nach sich ziehen, wodurch die Dunkelziffer abnimmt."

      Ich kann da nichts erbärmliches dran finden, insbesondere, da der Direktor des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, im gleichen Artikel noch keinen Zusammenhang zwischen den höheren Inzidenzwerten und der gesteigerten Schnelltest-Aktivität sieht, dies jedoch auch nicht, auch lt. anderer Quellen, ausschließt und dazu rät, auch dieQuote der negativen PCR-Tests mit in die Statistik einzubeziehen, um eine Aussage treffen zu können.

      Und wo finden wir Ihre erwähnten Statistiken?

      Bewerben Sie sich doch als Virologin beim RKI, Sie scheinen das Zeug dazu zu besitzen.

  • So, dann rechnen wir doch mal:



    Wie viele Menschen wären an den Thrombosen gestorben?



    Wie viele Menschen werden jetzt nicht rechtzeitig geimpft ?



    Wie viele Menschen werden darum an Corona sterben ?

    Hipp hipp hurra ! Die Politik ist wunderbar !

  • RS
    Ria Sauter

    Die Neuinfektionen steigen auch aufgrund der neuen Teststrategie.



    Wenn mehr getestet wird gibt es auch mehr Fälle.