Ausstellungsempfehlung für Berlin: Architektur der Vielen
Monilola Olayemi Ilupejus Schau „Hands Full of Air“ in der Galerie im Turm ist ein feinstofflicher Kommentar auf die Ambivalanz kollektiver Für/Sorge.
Bei einer ihrer jüngsten Performances in Berlin hatte Monilola Olayemi Ilupeju nicht die „Hands Full of Air“ wie im Titel dieser Ausstellung, sondern „hands full of dust“. Den Staub von siebzehn Jahren hatte sie von den kreatürlich verschränkten Körpern der Styroporpuppen zusammengeklaubt, die in einer Kunstinstallation im Technikmuseum eigentlich die historische Beteiligung Preußens am transatlantischen Sklavenhandel versinnbildlichen sollten, stattdessen aber die Schwarzen Menschen zur körperlichen Ware entfremdeten.
Die nigerianisch-amerikanische Künstlerin Ilupeju, selbst eine Schwarze Person, nahm in dieser Performance die Rolle einer Reinigungskraft ein. Jene Rolle, die meistens Frauen, insbesondere diejenigen mit Migrationshintergrund, unten in unserer gesellschaftlichen Hierarchie ansiedelt.
Doch Ilupeju trat in hygienischer Schutzmontur vielmehr als medizinisches Personal an, als mediale Schicksalsfigur in der COVID-Krise. Mit präzisen Handgriffen knäulte sie die Mikroüberbleibsel von 17 Jahren Hochkultur im Museum zu nichts als einer Handvoll Staub zusammen. Aneignung, Dekonstruktion, Subversion – toll!
Auch in der jetzigen von Jorinde Splettstößer kuratierten Ausstellung, „Hands Full of Air“ in der Galerie im Turm, die in ihren letzten zwei Wochen zum Glück doch noch fürs Publikum öffnen kann, spielt die junge Künstlerin (Jahrgang 1996) die Ambivalenz von Care-Arbeit aus, ein gesellschaftliches System zu tragen und es gleichsam unterwandern zu können. Erneut bewegt sie sich an der Grenze von Material und Nichtmaterial.
Empfohlener externer Inhalt
Kollektive Stoffe
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Monilola Olayemi Ilupeju: „Hands Full of Air“, Galerie im Turm, bis 28. 3., Frankfurter Tor 1, Mi./Fr. 12–20 Uhr, Sa./So.12–18 Uhr, Besuch nach telefonischer Anmeldung unter: (030) 4 22 94 26.
Textilarbeiten von 31 Künstler:innen verarbeitete sie in der Galerie zu einer ganz leichten, aber dennoch stabilen Architektur. Es ist ein therapeutischer Raum, aus dessen Winkeln die Gedanken der anderen Künstler:innen treten, um dann wieder von Videoprojektionen, Texten und Malereien Ilupejus überblendet zu werden.
Sie blickt darin auf ihren Körper und lässt gleichzeitig die tränensackbehängten Augen eines weißen Mannes auf ihn richten. Sie schreibt von Lüsten, von Perversion und von Gewalt. Sie oszilliert zwischen den Identitäten. Die Architektur der Vielen ist Schutz und Zuweisung, wenn auch nur sehr feinstofflich.
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