Nach mutmaßlichem Giftanschlag: Soldarität mit Fisch-Whistleblower
Johannes Stefansson deckte den Korruptionsskandal „Fishrot“ in Namibia auf. Jetzt braucht der Isländer wegen möglicher Vergiftung medizinische Hilfe.
Seine Freunde bescheinigen ihm eine langsam wirksam werdende, medizinisch unerklärliche Vergiftung, vermuten einen gezielten Anschlag und wollen jetzt eine Behandlung an einem sicheren Ort ermöglichen.
Bis Mittwochmittag waren auf den am Dienstag über GoFundMe lancierten Spendenaufruf bereits 1.940 Euro dafür eingegangen.
Stefansson, ehemaliger Betriebsleiter des isländischen Fischereikonzerns Samherji in Namibia, hatte seinen Job 2016 aufgegeben und war mit vertraulichen Dokumenten zu Wikileaks gegangen. Belegt wurde darin Bestechung auf höchster Ebene in Namibia bei der Vergabe von Fischereirechten.
Der TV-Sender Al-Jazeera recherchierte die Geschichte nach, die Ergebnisse wurden 2019 veröffentlicht, im Juli 2020 auch auf Deutsch in der taz. Zwischenzeitlich waren verantwortliche Minister in Namibia zurückgetreten und der „Fishrot“-Skandal beschäftigt bis heute die Justiz.
„Seit er die Öffentlichkeit sucht, sieht sich Stefansson schweren Repressalien ausgesetzt“, berichtet das „National Whitleblower Center“ in Washington, das die Solidaritätskampagne für den Isländer organisiert.
2016 hatte er Namibia verlassen und sich im südafrikanischen Kapstadt niedergelassen, wo er begann, unter Krampfanfällen und Zusammenbrüchen zu leiden, die sich bis heute kein Arzt erklären kann – ob in Südafrika oder in Island, wo er seit 2017 wieder lebt. In einer eidesstattlichen Erklärung aus dem Jahr 2019, die der taz vorliegt, spricht Stefansson von „mehreren Anschlägen auf mein Leben“.
Am liebsten würde Stefansson in Namibia als Zeuge auspacken. Das könnte der Aufklärung der „Fishrot“-Affäre neuen Schwung bescheren. Demnächst sollen in Namibia drei isländische ehemalige Samherji-Angestellte vor Gericht gestellt werden.
Doch Prozesse gegen die namibischen Verantwortlichen werden immer wieder verschoben. Und vor wenigen Tagen berichtete die Zeitung Namibian, es seien neue Fischereirechte vergeben worden – „an die alten Player, in der alten Weise“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!