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Nachruf auf Tabaré VazquezLinks, erfolgreich, demokratisch

Tabaré Vazquez war der erste linke Präsident Uruguays. Er hat sich mit Philip Morris angelegt und gewonnen. Jetzt ist er an Lungenkrebs gestorben.

Mit 80 Jahren an Krebs gestorben: Uruguays erster linker Präsident Tabaré Vazquez Foto: ap

Buenos Aires taz | Tabaré Vázquez ist tot. Uruguays ehemaliger Präsident starb am Sonntag im Alter von 80 Jahren. Vázquez war der erste linke Präsident des Landes, der der über 150-jährigen Herrschaft der konservativen und liberalen Parteien ein Ende setzte. Zweimal hatte er das Präsidentenamt inne, von 2005 bis 2010 und von 2015 bis 2020. Als Kandidat des breiten Parteienbündnisses Frente Amplio (Breite Front) wurde er ins Amt gewählt. Im taz-Interview sprach er damals davon, die Linke habe sich „für den Kampf innerhalb des demokratischen Systems geöffnet, und sie ist gereift.“

Dass der gelernte Krebsarzt an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung starb, entbehrt nicht einer traurigen Ironie. Während seiner ersten Amtszeit hatte er den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen. 2006 verbot er seinen Landleuten das Rauchen in öffentlichen und geschlossenen Räumen. Drei Jahre später mussten 80 Prozent der Oberfläche der Zigarettenschachteln mit Warnhinweisen und -fotos bedruckt werden, verharmlosende Begriffen wie ‚light‘ oder ‚menthol‘ wurde verboten.

Die Reaktion blieb nicht aus. Der US-Zigarettenkonzerns Philip Morris sah seine Rechte verletzt, pochte auf ein Investitionsschutzabkommen und reichte bei der Schiedsstelle der Weltbank eine Millionenklage ein. 2016 wurde die Klage samt und sonders abgewiesen. Vázquez schwankte zwischen Erleichterung und Jubel. Er wusste um die Bedeutung diese Präzedenzurteils und, dass weltweit die Zigarettenhersteller und die Gesundheitsverantwortlichen den Fall genau verfolgt hatten.

„Ich hatte nie eine politische Karriere angestrebt, mein Ding war es, die Medizin als ein soziales Problem anzugehen“, sagte er in einem seiner letzten Interviews. Am 17. Januar 1940 als viertes von fünf Kindern geboren, wuchs der kleine Tabaré im Arbeiterviertel La Teja von Montevideo auf. Der Vater, Arbeiter beim staatlichen Ölkonzern ANCAP, war nach einem Konflikt zwischen Konzern und Gewerkschaft entlassen und vorübergehend ins Gefängnis gesteckt worden. Es war ein prägendes Erlebnis für den damals 11-jährigen Jungen.

Über den Fußball zur Politik

Der Tod seiner Frau María Auxiliadora Delgado im Juli 2019 war ein schwerer Schlag für Vázquez. 1964 hatten die beiden geheiratet, später kamen die Söhne Álvaro und Javier zur Welt. Sie war es, die die Familie zu Beginn finanziell trug und Vázquez sein Medizinstudium beenden ließ. Als Onkologe hatte schließlich einen Lehrstuhl am Fachbereich Medizin der nationalen Universität inne.

Zur Politik kam Tabaré Vázquez über den Fußball. Ende der 1970er Jahre engagierte er sich beim ‚Club Atlético Progreso‘, einem der kleineren Vereine in Montevideo. 1979 wurde er Präsident des Vereins, der während seiner Amtszeit die erste und einzige Meisterschaft holte. Ein Ereignis, dass am Río de la Plata einen enorm hohen Bekanntheitsgrad garantiert. Mitte der 1980er Jahre trat er der Partido Socialista bei, gehörte rasch deren Führungskreis an und stieg zum Parteivorsitzenden auf.

1990 wurde er zum ersten linken Bürgermeister der 1,3-Millionen-Stadt Montevideo gewählt, dem idealen Sprungbrett ins höchste Staatsamt, lebt hier doch knapp die Hälfte der Bevölkerung. An die Staatsspitze schaffte er es indes erst im dritten Anlauf. Dass er als späterer Staatspräsident aus der Sozialistischen Partei austrat, lag an seiner konservativen Haltung in der Abtreibungsfrage. 2008 legte er gegen eine vom Kongress beschlossene Liberalisierung der strikten Abtreibungsregelung sein Veto ein.

Sein Traum sei es, „dass keines der Rechte, die das uruguayische Volk erobert hat, verloren geht und dass die Fortschritte bei der Verbesserung von Gesundheit, Bildung, angemessenem Wohnraum fortgesetzt werden“ und dass die „Arbeiter mit ihre berechtigten Forderungen gehört werden können“, sagte Vázquez bevor er im März das Amt an den konservativen Nachfolger Luis Lacalle Pou übergab.

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