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Bremens Corona-ImpfpläneWarten auf die Impfung

Das Bremer Corona-Impfzentrum in der Messehalle 7 wird vorerst vor allem Startpunkt von sieben mobilen Impfteams der Johanniter-Unfallhilfe.

Außer Stellwänden ist noch nicht viel zu sehen im künftigen Bremer Impfzentrum Foto: Simone Schnase

Bremen taz | Wenn alles klappt, wie Kurt Zech sich das vorstellt, wird bald geimpft wie am Fließband: Mindestens zehnmal mehr als die zunächst geplanten rund 1.500 BremerInnen täglich sollen nächstes Jahr gegen Corona geimpft werden können. Unter der Federführung des Unternehmers Zech will ein Bündnis aus Bremer Firmen der Gesundheitsbehörde zusätzliches Personal und eine Software für die Terminvergabe zur Verfügung stellen, um weitere stationäre Impfmöglichkeiten zu schaffen – und so dafür sorgen, dass täglich 15.000 bis 24.000 BremerInnen geimpft werden können.

Geplant ist in der Stadt bisher lediglich ein Impfzentrum in der Messehalle sieben, deren Umbau auf Hochtouren läuft. Anlässlich dessen hatte die Gesundheitsbehörde am gestrigen Mittwoch PressevertreterInnen zu einer Besichtigung eingeladen – zu sehen war allerdings noch nicht viel: Tische, getrennt von Plexiglasscheiben, als „Check-in“ und statt der geplanten Warte-, Aufklärungs-, Impf- und Ruhebereiche bloß ein paar Stühle, ein paar Trennwände und sehr, sehr viel Leere. Bis Ende des Monats soll das Zentrum aber fertiggestellt sein.

Dass durch die Mithilfe der UnternehmerInnen möglicherweise noch weitere Impfanlaufstellen in der Stadt geschaffen werden, dürfte vor allem CDU und FDP freuen: Sie fordern schon länger zusätzlich ein Impfzentrum in Bremen-Nord, denn die langen Anfahrtszeiten aus den nördlichen Stadtteilen bis zur Bürgerweide, so deren Argument, seien vor allem für RisikopatientInnen nicht zumutbar. Schon gar nicht per ÖPNV. Auch die Impfbereitschaft könnte angesichts der Dis­tanz sinken, befürchtet die FDP. Danach sieht es aber zumindest laut dem “buten-un binnen-Meinungsmelder“ nicht aus: Rund zwei Drittel der Befragten wollen das Angebot nutzen.

Und wenn es soweit ist, so der Plan der Gesundheitsbehörde, dass sich so viele BremerInnen wie möglich impfen lassen können, sollen die RisikopatientInnen schon durch sein. Denn die Impfung der breiten Bevölkerung sei erst dann sinnvoll, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitssenatorin, wenn der Kreis der vulnerablen Menschen geimpft sei.

Ungefähr ein Drittel der Halle 7 bleibt solange leer, bis es genügend Impfstoff geben wird

So sollen sowohl RisikopatientInnen als auch Mitarbeitende in Gesundheitsberufen als Erste drankommen – und müssen dafür keineswegs in die Messehalle fahren, sondern sollen von sieben mobilen Impfteams der Johanniter-Unfallhilfe dort, wo sie arbeiten und leben, versorgt werden. Pro Team sollen das mehrere Pflegeeinrichtungen am Tag sein.

Wichtigere Punkte als die Erreichbarkeit eines Impfzen­trums sind die personelle Ausstattung und die Anzahl der Impfdosen. Das nötige Personal kommt unter anderem von der Bundeswehr oder eben von Organisationen wie den Johannitern, die ihrerseits noch ehrenamtliches „impffähiges“ Personal suchen. Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) haben sich 70 MedizinerInnen gemeldet. Ein Aufruf der KV an alle Bremer ÄrztInnen soll weitere Freiwillige locken.

Wann und ob sich der Traum von Kurt Zech von einer „Fließband-Impfung für alle“ erfüllen wird, steht in den Sternen. Die Gesundheitsbehörde nimmt sein Engagement als „wichtigen Beitrag zur Unterstützung“ dankbar an, bloß: Noch ist nicht einmal klar, wie schnell die Impfung allein der ersten Gruppe erfolgen wird.

Fest steht bloß: Ungefähr ein Drittel der Halle sieben bleibt vorerst leer und soll es auch so lange bleiben, bis es so viel Impfstoff geben wird, dass die Kapazitäten erweitert werden müssen. „Wir wissen derzeit nicht, wann wir wie viele Impfdosen bekommen werden“, sagt Fuhrmann.

Mit Mengen, die auch Menschen jenseits der Risikogruppen erhalten können, rechne Bremen nicht vor dem Frühjahr. Und wie viel es wiederum davon geben wird: Auch das weiß derzeit niemand.

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