Geldstrafen für ignoriertes Tierleid

Tierschutzverstöße in Bad Iburg: Weil sie Rinder zum Schlachthof gefahren haben, obwohl die Tiere gar nicht transportfähig waren, sind am Montag weitere Fahrer zu Geldstrafen verurteilt worden

Der Richter glaubte dem Angeklagten nicht, dass ihm der schlechte Zustand des Tieres nicht aufgefallen sei

Ein 24-Jähriger musste sich am Montag für eine Arbeit vor Gericht verantworten, die er vor mehr als zwei Jahren übernommen hatte. Damals fuhr er im Auftrag seines Vaters, eines Transportunternehmers, eine Kuh von einem Bauernhof in Salzbergen zu einem Schlachthof in Bad Iburg. Tierschützer filmten damals heimlich die Auslade-Arbeiten in dem Schlachthof und hielten Fälle von Tierquälerei fest.

In dem Prozess ging es im Kern um die Frage, ob der junge Mann schon beim Aufladen hätte erkennen können, dass die Kuh unter Schmerzen litt und damit nicht mehr transportfähig war. Der Richter glaubte dem Angeklagten nicht, dass ihm der schlechte Zustand des Tieres bei Fahrtbeginn nicht aufgefallen sei. „Sie sind für den Zustand des Tieres verantwortlich“, sagte er ihm. Eine spezielle Schulung für Tierfahrten habe er nie bekommen, sagte der Angeklagte. Der Vater als Unternehmer habe die Verantwortung wohl auf seinen unwissenden Sohn abgeschoben, bemerkte dazu der Richter.

Der 24-Jährige, der inzwischen studiert, muss nach dem Urteil des Amtsgerichts nun eine Geldstrafe von 300 Euro zahlen. Einen weiteren Tiertransportfahrer verurteilte das Gericht am Montag wegen vergleichbarer Taten in anderen Fällen zu einer Geldstrafe von 1.750 Euro.

Insgesamt drei Fahrer mussten sich am Montag verantworten. Das dritte Verfahren gegen einen selbstständigen Viehhändler, der laut Anklage einen transportunfähigen Jungbullen zu dem Schlachthof gebracht haben soll, wurde am Nachmittag ausgesetzt.

Mehrere Dutzend Ermittlungsverfahren hatte die zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft Oldenburg eingeleitet, nachdem eine Tierschutzorganisation ihr das Videomaterial zur Verfügung gestellt hatte. Neben Fahrern, Landwirten und Verantwortlichen des Schlachthofs gehören auch Tierärzte zu den Beschuldigten. Insgesamt sind beim Amtsgericht Bad Iburg bislang 25 Verfahren anhängig, bei fünf gibt es eine rechtskräftige Entscheidung, sagte eine Sprecherin. (dpa)