Buch über Model Naomi Campbell: Bilder mit Sophistication
Naomi Campbell ist dieses Jahr 50 geworden. Eine zweibändige Prachtausgabe feiert das bekannteste schwarze Supermodel.
Mit 15 Jahren zierte sie 1986 das Cover der britischen Elle. Die britische Vogue folgte ein Jahr später, und noch ein Jahr später war sie auf dem Cover der italienischen Vogue, wobei sie zum ersten Mal mit dem Modefotografen Steven Meisel arbeitete. An das Cover der französischen Vogue brauche sie nicht zu denken, wurde ihr von Herausgeber und Redaktion beschieden. Als freilich ihr Freund und Mentor Yves Saint Laurent drohte, dem Magazin jegliche Werbung zu entziehen, verkniff man sich ganz schnell seinen snobistischen Rassimus.
Die Rede ist von Naomi Campbell, dem wohl bekanntesten schwarzen Model der Modegeschichte. Dieses Jahr feierte sie ihren 50. Geburtstag. Anlass für den Taschen Verlag, eine zweibändige Luxusedition herauszugeben. Der Band im kleineren Format enthält ihre Erinnerungen und Fotos eher informeller Art, der großformatige Prachtband zeigt Naomi Campbell in einer Auswahl von Aufnahmen der wichtigsten Modefotografen unserer Zeit.
Als Celebrity scheint alles über sie bekannt: ihre berühmten Wutanfälle, ihre Freundschaft mit Nelson Mandela, ihre Zeugenaussage vor dem Kriegsverbrechertribunal für Sierra Leone in Den Haag, wegen der Rohdiamanten, die ihr wohl Liberias Ex-Diktator Charles Taylor schenkte, ihre Liebhaber, darunter Mike Tyson und Robert De Niro, ihr Wohltätigkeitsengagement und natürlich ihre Mitgliedschaft im Klub der Supermodels.
Klub der Supermodels
Naomi Campbell, Christy Turlington, Linda Evangelista, Cindy Crawford und Tatjana Patitz, zu denen später Claudia Schiffer und Kate Moss stießen, taten in den 1990er Jahren, was sonst nur die Jungs an der Kunstakademie tun: Sie bildeten eine Gruppe, eine Bewegung.
Wie Campbell berichtet, wurde sie von Linda Evangelista und Christy Turlington von Anfang an unterstützt, indem die zwei den Designern, die sie buchen wollten, klarmachten, dass sie ihre Zusage von der Buchung Naomi Campbells abhängig machten. Zu den Freundinnen zählten schnell auch Tatjana Patiz und Helena Christensen.
Josh Baker (Hg.):„Naomi. Updated Edition“. Taschen Verlag, Köln 2020. Hardcover mit Ausklappseiten, 24,3 x 34 cm, 522 Seiten. Mit Begleitband, 388 Seiten, in einer Box. 6,15 kg, 100 Euro
Da sie auf den Modenschauen wie auch privat gemeinsam auftraten, lag die Idee nahe, sie in einem Gruppenporträt festzuhalten wie es Herb Ritts 1989 für das Rolling Stone Magazine machte oder Peter Lindbergh 1990 für das Januarcover der britischen Vogue. Es war also keineswegs er, der die Supermodels erfand, wie gerne kolportiert wird. Es waren die verbündeten Models, die sich den Fotografen als solche präsentierten, und das Foto der Modelgang war die zwangsläufige Folge.
Bob Marley, Boy George und Culture Club
Genauso wie der gemeinsame Auftritt im „Freedom! 90“-Musikvideo von George Michel. Ihren ersten solchen Auftritt hatte Naomi bereits mit sieben Jahren, als sie 1978 in einem Clip von Bob Marley vor der Kamera stand. Mit zwölf war sie bei „The Wall“ von Pink Floyd dabei, und dann kamen Boy George und Culture Club.
In dieser Zeit besuchte sie die Barbara Speake Stage School, um Tänzerin zu werden wie ihre Mutter Valerie Morris, eine Balletttänzerin afrojamaikanischer Herkunft. Da sie beruflich viel reiste, wuchs ihre am 22. Mai 1970 geborene Tochter bei der Großmutter auf. Mit 15 entdeckt sie Beth Boldt von der Modelagentur Synchro, womit ihre rasante Karriere beginnt.
Obwohl – oder gerade weil – von Naomi Campbell so viele Bilder kursieren, wird man ihrer Schönheit und ihrer Wandlungsfähigkeit in den verschiedenen Modelrollen, etwa als mit Goldketten behangener Gangster im schicken Anzug, als den sie Peter Lindbergh sah, so richtig erst im großen Format des Coffee-Table-Book gewahr.
Der mit Sorgfalt gestaltete Bildband ist das Medium schlechthin für eine Modefotografie, die sophisticated auftritt. Dieser Band macht Lust, bei den Bildern zu verweilen. Und am schönsten: Kein Like-Button fordert unsere Zustimmung heraus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Strategien gegen Fake-News
Das Dilemma der freien Rede
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution