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Protokoll Arbeit und Corona„Wir hatten uns gerade gefangen“

Theaterleiter Frank Heuel aus Bonn sieht sich und seine Branche finanziell benachteiligt. Die erste Folge unserer Protokollreihe.

So wie hier im Staatstheater Nürnberg sieht es gerade in allen Theatern aus Foto: Daniel Karmann/dpa

Frank Heuel, 60, ist frei arbeitender Regisseur und künstlerischer Leiter des freien Theaters „fringe ensemble“ in Bonn.

„Corona trifft uns hart – wie alle Theater. Der zweite Lockdown ist für das fringe ensemble, das ich 1999 in Bonn gegründet habe, ein kalter Schock. Im Sommer hatten wir uns gerade wieder gefangen. Jetzt können wir Projekte wie ‚Map to Utopia‘, in dem wir am Beispiel Istanbuls fragen, wie ein Zusammenleben in den Metropolen der Zukunft aussehen soll, nur noch online spielen.

Serie: Wie erleben die Menschen in Deutschland die Coronakrise?

Die Pandemie hat für viele Menschen Arbeit und Einkommen verändert – oft negativ, manchmal auch positiv. In den nächsten Wochen lassen wir hier jene zu Wort kommen, die Corona direkt im Arbeitsalltag und auf dem Konto spüren. Weitere Texte aus der Serie finden Sie hier.

Das ist natürlich alles andere als ideal: Als künstlerischer Leiter vermisse ich die direkte Arbeit mit den Schauspieler:innen. Besonders fehlt uns aber der Dialog mit dem Publikum.

Finanziell wird Corona erst 2021 voll durchschlagen. Unterstützer wie das Land NRW oder die Stadt Bonn haben ihre Projektförderung in diesem Jahr nicht zurückgezogen. Allerdings gibt es schon Hinweise, dass diese Hilfen eingeschränkt werden sollen. Zudem fürchte ich, dass die Leute aus Angst vor Corona auch nach dem Lockdown seltener ins Theater gehen – die Abendeinnahmen könnten also noch weiter schrumpfen.

Frank Heuel Foto: privat

Dabei ist die Situation schon jetzt hart. Für eine Online-Aufführung können wir nicht die gleichen Preise verlangen wie für einen Theaterabend. Wir haben also weniger Geld für die Honorare unserer 17 Künstler:innen, von denen die meisten seit Jahren zum Ensemble gehören. Wir arbeiten alle frei und projektbezogen. Festanstellungen kann sich unser Theater nicht leisten. Kurzarbeitergeld hat deshalb niemand von uns bekommen.

Auch von der Überbrückungshilfe der Bundesregierung kommt kaum etwas bei uns an. Als produzierendes freies Theater bestehen unsere Betriebskosten zu über 90 Prozent aus Honoraren – und die werden eben nicht erstattet. Auch die Novemberhilfe bringt nichts – wir haben ja nicht komplett geschlossen. Wir bekommen deshalb kaum einen Cent.

Hartz IV hat trotzdem niemand von uns beantragt. Viele fürchten die Bürokratie. Ich bin stattdessen an meine Rücklagen gegangen. Immerhin: Im November habe ich durch unsere Onlineprojekte Arbeit. Im Dezember sieht es aber schon wieder mau aus.

Wirklich geholfen haben uns nur die Künstlerstipendien von 7.000 Euro, die das Land zusammen mit unseren Verbänden wie dem NRW-Kulturrat aufgelegt hat. Das war unbürokratische schnelle Unterstützung zur richtigen Zeit. Die Bundeshilfen dagegen müssen passgenauer werden – egal wie oft Kanzleramtsminister Helge Braun im Fernsehen erzählt, wie toll die sind. Wenn das nicht passiert, werden einige Theater ins Gras beißen.“

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