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Flucht aus Westafrika auf die KanarenDie tödlichste Route

Mehr Flüchtlinge nehmen die Route über die Kanaren nach Europa. Solange es keine legalen Wege gibt, geht das Sterben weiter.

Der Weg über die Kanaren ist für Flüchtende tödlicher als jeder andere Foto: Javier Bauluz/dpa

Manche nennen sie die „tödlichste“ Flüchtlingsroute: die Überfahrt aus westafrikanischen Ländern über den Atlantik zu den Kanarischen Inseln. Die westafrikanische Seeroute nehmen in diesem Jahr deutlich mehr Menschen – seit Jahresbeginn gab es nach Angaben des spanischen Innenministeriums 14.000 Ankünfte auf den Kanaren, mehr als sieben Mal so viele wie im Vorjahreszeitraum. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) veröffentlicht noch höhere Zahlen. Es sieht ganz danach aus, als würden die Ferieninseln ein neuer Ort, für den sich die EU schämen müsste.

Auch hier wird wohl kaum das gelingen, was an anderen wichtigen Ankunftsorten für Flüchtlinge praktiziert werden soll, aber auch dort nicht klappt: dass ihr Asylanspruch rechtmäßig und innerhalb zumutbarer Fristen geprüft wird – und die Menschen in dieser Zeit gut versorgt und sicher untergebracht sind.

Medienberichten zufolge sind die Verhältnisse jetzt schon katastrophal: Im Hafen von Aguineguín im Südwesten von Gran Canaria schliefen demnach bereits am vergangenen Wochenende mehr als 2.000 Neuankömmlinge draußen auf dem baren Boden.

Der spanische Innenminister Fer­nan­do Grande-Marlaska hatte Anfang der Woche gesagt, die kanarischen Inseln würden kein „neues Lesbos“. Doch mit Corona und den Ausgangsbeschränkungen in Spanien wird es wohl dauern, bis die neu angekommenen Geflüchteten aufs spanische Festland weiterreisen können.

Hier zeigt sich mal wieder die Brutalität der Einwanderung: Man kann davon ausgehen, dass auch die Betroffenen wissen, dass die Überfahrt lebensgefährlich sein wird, dass Holzboote dem rauen Atlantik kaum trotzen können.

Sie machen sich trotzdem auf den Weg – womöglich wegen neuer Konflikte in Westafrika, weil Grenzüberquerungen auf anderen Routen wegen Corona nicht möglich sind oder auch weil sich ihre Lebensverhältnisse wegen der Pandemie so verschlimmert haben, dass selbst ein derartiges Risiko im Vergleich zum Leben in ihrem Herkunftsland als hinnehmbar erscheint.

41 Mal kam es auf der Route zu Schiffbruch, zählte die IOM von Anfang Januar bis 15. November. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. 511 Menschen starben oder verschwanden demnach in diesem Zeitraum auf dieser Route. Solange die EU sich abschottet, solange Flüchtlinge kaum sicheren und legalen Zugang zu einem Asylverfahren bekommen, wird das Sterben nicht aufhören.

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9 Kommentare

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  • Es gibt doch nur eine Lösung - die Fluchtursachen müssen weg: sprich Freiheit, Demokratie und Menschenrechte müssen auch in Afrika gelten. Nur wie erreichen wir das ?

  • Flüchtlinge oder Einwanderer? Auch die taz sollte in dem Artikel nicht beide Gruppen in einen Topf schmeissen und damit Verwirrung stiften. Hierbei handelt es sich um grundlegend verschiedene Personengruppen. Ein Einwanderer beantragt kein Asyl während ein Flüchtling in der Regel Asyl beantragt.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Solange es keine legalen Wege gibt, geht das Sterben weiter."

    Die EU sollte sich wirtschaftlich in afrikanischen Ländern engagieren und zwar im Sinne von Selbsthilfe, also mehr Kleinkredite vermitteln, keine Billiglebensmittel exportieren.



    Jeder neue Arbeitsplatz ist im Prinzip ein Flüchtling weniger.



    Sind afrikanische Länder keine neuen Märkte? Warum begreifen nur die Chinesen das?

    Keine EU-Fischfangflotten mehr vor den afrikanischen Küsten!



    "Es bestehen Abkommen der EU mit den westafrikanischen Partnerstaaten".



    www.openpetition.d...rikanischen-kueste

    Den Chinesen ist das egal! Die scheren sich einen Dreck darum und würden die Lücke, die durch den Verzicht von EU-Fischerbooten entstehen, sofort schließen. Wir alle wissen doch, wie die handeln.



    So ist das mit der Globalisierung.

  • Nehmen wir mal an, es gäbe irgendwann in der Zukunft die Möglichkeit, Asylanträge in Afrika zu stellen und nehmen wir mal an, eine Vielzahl von Anträgen würde abgelehnt werden (besipielsweise weil wirtschaftliche Gründe nicht als Fluchtgrund anerkannt werden), würden dann die abgelehnten Personen nicht weiterhin versuchen, sich mittels eines Bootes in die EU zu begeben? Wäre dann ie aufgestellte These, dass das Sterben auf den Meeren endet nicht grundlegend falsch?

    Das Sterben würde wohl nur dann enden, wenn alle, die kommen wollen würden, gleich aus welchem Grund auch kommen dürften. Nur wer will dann schon sagen, wieviele kommen würden? Und wer sollte das alles bezahlen?

    • 6G
      6028 (Profil gelöscht)
      @DiMa:

      "Nur wer will dann schon sagen, wieviele kommen würden?" -- es würden sehr sehr viele werden.



      "Und wer sollte das alles bezahlen?" -- selbst wenn es jemand bezahlen könnte, wollten wir denn, dass diese Menschen zwischen uns leben?

      • @6028 (Profil gelöscht):

        Ja, das wollen wir! Ich zumindest. Weil jeder Mensch die gleichen Chancen erhalten sollte, weil jeder Mensch gleich viel Wert ist unabhängig von Hautfarbe, Beruf und Gesellschaftlichen Stand. Aber wir bräuchten viel mehr Menschen die willens sind sich in der Integration einzusetzen und nicht mit solch lahmem negismus dagegenaussprechen wie Sie beide! Von mir aus alle willkommen, weil ich tausendmal lieber mit Menschen lebe die mich herausfordern als mit Menschen die von Spiessbürgertum und Demokratie so satt sind das sie nichtsehr zu erzählen haben, mein Herz schlägt für die die ärmer sind als ich und du! Finde es aber toll das Sie beide Angst um ihr Geld haben, als könnten Sie sich etwas davon kaufen. Mensch seid ihr arm! Mir persönlich geht es sehr nah das Menschen das Risiko eingehen zu ertrinken, das ihre Kinder ertrinken um zu uns zu kommen, und ich bin traurig über die Resignation hier. Vielleicht haben sie beide auch Kinder und können sich in die Lage hineinversetzen! Ich wünsche Ihnen beiden das Sie ihre Ängste beiseite legen können und den Menschen die zu uns kommen offen begegnen können, ohne Vorurteile, ohne Abscheu, ohne Angst sie könnten Ihnen etwas wegnehmen. Ich wünsche Ihnen das sie den Menschen zuhören können und Neugierig auf deren Geschichten sind. Ich wünsche Ihnen beiden das sie ihr Herz wieder finden!

        • @Lumiatx :

          ich würde Ihre Aussage gerne etwas intensiver diskutieren und auch ich habe Kinder u. obwohl ich Jahrzehnte lang Leistung erbracht habe die " Null" durch Gesellschaft u. Politik anerkannt wird / wurde drohe ich nun ebenfalls zur sogenannten Risiko - Gruppe gehörend drohe ich nun schwerbehindert u. pflegebedürftig nun auch noch während Corona obdachlos zu werden!!! Solange in den Ländern der EU u. insbesondere Deutschland nicht nur ein formales Recht auf Leben in Würde sondern ein tatsächliches bringt es auch nichts Menschen weltweit weiterhin die Illusionen zu nähren das es ihnen in einem Land der EU besser ginge als aktuell in ihrem eigenen Land.

          • @Astraia:

            Ihr Schicksal macht mich ebenso traurig wie das der meisten Flüchtlinge und wenn dem so ist und ich glaube ihnen kann ich ihren Standpunkt gut verstehen. Ich weiß garnicht ob es in diesem forum eine Art privat messenger gibt, denn auch wenn ich sicher nicht zu den besserverdienenden zähle würde ich ihnen gerne helfen! Ich finde es traurig das in einem Land dem es gemessen an anderen Ländern verhältnismäßig gut geht Armut dennoch so präsent sein muss! Ich bin für die reichensteuer, ich bin für die Aufnahme von Flüchtlingen und ich bin für eine Regierung die sich wirklich für die Würde der Menschen einsetzt und zwar so das es den Menschen hier gut geht und denen die aus anderen Ländern kommen weil sie unsere Hilfe brauchen, - aber das sind wohl Utopien! Wir sollten uns die Menschen leisten und nicht die Autos und neustem Fernseher aber das ist wohl der Kapitalismus der uns vorgaukelt wir würden im Konsum besser aussehen als in der Nächstenliebe, - und nein ich bin längst aus der Kirche ausgetreten!



            Falls dir (du?) danach ist mich zu kontaktieren schreib mir doch nochmal und ich würde dir gerne zu Weihnachten helfen!



            Alles Liebe dir!

      • @6028 (Profil gelöscht):

        "selbst wenn es jemand bezahlen könnte, wollten wir denn, dass diese Menschen zwischen uns leben?"

        Auf diese Frage kann es nur subjektive Antworten geben. Ich mag auch teilweis nicht unter den Menschen leben, die hier geboren sind. Die Hautarbe wäre mir dagegen total egal.