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Ein Modell für zwei Probleme

Der HSV macht zum zehnten Mal in Folge Millionen-Verluste. Im Gespräch ist deshalb eine Änderung der Rechtsform, um den Einfluss von Investoren zu begrenzen und die Kontrolle über den Verein zu behalten

Von Daniel Jovanov

Der Hamburger SV hat kürzlich seine Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr veröffentlicht. Das Ergebnis fiel nicht überraschend aus: 6,7 Millionen Euro Miese, der zehnte Verlust in Folge. Man ist von den Hamburgern Schlimmeres gewohnt, doch nun sind es die äußeren Umstände, die sie vor erhebliche Probleme stellen. Fehlende Zuschauereinnahmen treffen den Profifußball tief ins Mark.

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist noch viel düsterer. Der Umsatz schrumpft um 35 Prozent auf unter 100 Millionen Euro, der Verlust könnte auf gigantische 30 Millionen anwachsen. „Wir gehen davon aus, dass unser Eigenkapital für die kommende Saison ausreichen sollte. Aber im schlimmsten Fall könnte es dann auch aufgebraucht sein“, kündigte Finanzvorstand Frank Wettstein in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt vor dem Start der Saison an. Mit anderen Worten: Ohne zusätzliche Einnahmen wird der Klub die Coronakrise kaum überstehen. Deshalb diskutieren die Verantwortlichen inzwischen offen über ein Thema, das den Verein vor eine Zerreißprobe stellen kann. Es geht um den Verkauf weiterer Aktien an Investoren.

Neues Modell gesucht

Die Mitglieder des Klubs haben dieser Option einen Riegel vorgeschoben. Ohne ihre Zustimmung dürfen nicht mehr als 24,9 Prozent der Anteile verkauft werden. Die Amateur- und Breitensportler sind mit über Dreiviertel der Aktien die Mehrheitsgesellschafter der ausgegliederten Profifußballabteilung. Das Thema Anteilsverkäufe ist für die meisten von ihnen heikel: Nach der Ausgliederung vor sechs Jahren hat sich von den zahlreichen Versprechungen keines erfüllt. Statt in Europa spielt der HSV in der Zweiten Bundesliga, Investor Klaus-Michael Kühne mischte sich immer stärker in Personal­entscheidungen ein und vergraulte damit auch mögliche andere Geldgeber.

Es wird deshalb ein Modell gesucht, das gleich zwei Probleme lösen soll. Erstens: Der HSV muss mehr als 24,9 Prozent der Anteile verkaufen dürfen. Und zweitens: Der Einfluss von Investoren auf das operative Geschäft darf sich nicht vergrößern.

Finanzvorstand Wettstein wirbt daher für eine Änderung der Rechtsform von einer reinen Aktiengesellschaft (AG) hin zu einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) nach dem Vorbild Borussia Dortmunds. Diese Rechtsform hat den Vorteil, dass mehr als die von der Deutschen Fußball-Liga festgeschriebenen 50+1-Anteile verkauft werden können, ohne dabei die Kontrolle über den Verein zu verlieren. Die Stimmrechte würden weiterhin zu 100 Prozent beim Stammverein verbleiben.

Zumindest in der Theorie wäre der Einfluss von Investoren begrenzt. In der Praxis wäre es so wie immer: Bis auf Klaus-Michael Kühne werden sich kaum andere Geldgeber finden, die im großen Stil in den HSV investieren wollen. Und den Mitgliedern wird wahrscheinlich keine echte Wahl bleiben, als einem weiteren Ausverkauf zuzustimmen. Mit allen bekannten Vor- und Nachteilen.

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