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das portraitNach Pompeo-Anruf aus belarussischer Haft entlassen: Vitali Shkliarov

Foto: Arseniy Neskhodimov

Seit Dienstag ist er wieder in Freiheit: Vitali Shkliarov, Soziologe, Amerikanist und Wahlkampfmanager mit belarussischer und US-amerikanischer Staatsbürgerschaft. Fast drei Monate war Shkliarov in Belarus in Haft. Dass er nun entlassen wurde, dürfte wohl auch an seinem namhaften Fürsprecher liegen. Kein Geringerer als US-Außenminister Mike Pompeo hat den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko telefonisch aufgefordert, Shkliarov freizulassen.

Im Juli war der 44-Jährige verhaftet worden, weil er in Hrodno eine nicht genehmigte Kundgebung für den belarussischen Oppositionspolitiker Sergei Tichanowski organisiert haben soll. Alles Unsinn, hatte seine Frau, Heather Shkliarov, US-Bürgerin und Mitarbeiterin der US-amerikanischen Botschaft in Kiew, von Anfang an zu den Vorwürfen gesagt. Die weißrussischen Behörden jedenfalls waren davon überzeugt, dass ein Mann wie Shkliarov nicht einfach in Wahlkampfzeiten nach Belarus reist, um seine kranken Eltern zu besuchen.

Ein Blick auf Shkliarovs Biografie legt in der Tat nahe, dass der Aufenthalt des Politikberaters in seiner Geburtsstadt Gomel in irgendeinem Zusammenhang mit dem belarussischen Wahlkampf gestanden haben könnte. Wie ein roter Faden zieht sich die Gestaltung von Wahlkämpfen durch das Leben Shkliarovs. Wahlkämpfe hat er in Georgien, Deutschland, Russland und den USA bestritten.

1991 hatte er im niedersächsischen Vechta ein Politikstudium aufgenommen, das er als Doktor der Politikwissenschaften abschloss. Und nebenbei hatte er bei verschiedenen deutschen Parteien Wahlkampf gemacht, als Freiwilliger, mal für Christdemokraten, mal für die Linkspartei. Obamas „Yes, we can“ dann hatte den früheren Sowjetbürger so sehr elektrisiert, dass er den Sprung über den Großen Teich wagte, in New York als Freiwilliger beim Wahlkampfteam von Obama anheuerte.

Ganz unten, in der telefonischen Kaltakquise, fing der Mann mit dem russischen Akzent an. Bald hatte er als Wahlkampfmanager im Team von Obama in Wisconsin 1.300 Angestellte und Freiwillige unter sich. 2015 wurde er Berater im Wahlkampf von Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders. Sanders war nicht der Einzige, der die Dienste des Belarussen schätzte. Auch die demokratische LGBT-Rechtlerin Tammy Baldwin und der indischstämmige demokratische Politiker Ro Khanna, Mitglied des US-Repräsentantenhauses, nahmen seine Dienste in Anspruch.

Auch in Russland wollte man von dem Einfallsreichtum Vitali Shkliarovs profitieren. Präsidentschaftskandidatin Xenia Sob­tschak engagierte ihn genauso wie Gennadi Gudkow, ein Gegner Putins. Beobachter schrei­ben den Erfolg der Vereinigten Demokraten bei den Moskauer Kommunalwahlen 2017 dem ­Einfallsreichtum von Shkliarov zu. Doch zunächst einmal ist für Shkliarov, der in der belarussischen Haft misshandelt worden war und am Coronavirus erkrankt ist, Erholung angesagt. In Kiew, bei seiner Familie.

Bernhard Clasen, Kiew

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