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Belastung der AtemwegeFeinstaub macht Corona tödlicher

Eine neue Studie zeigt, wie viele der Corona-Tode durch Luftverschmutzung begünstigt wurden. Es geht demnach weltweit um jeden siebten Fall.

Laut einer Studie hat Luftverschmutzung Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung begünstigt Foto: Carlos Barria/reuters

Berlin taz Verpestete Luft belastet die Atemwege und das Herz-Kreislauf-System – und macht dadurch die Coronapandemie tödlicher. Mainzer Forscher:innen haben nun in einer Studie beziffert, welchen Anteil die Luftverschmutzung weltweit an den Corona-Todesfällen hat. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Cardiovascular Research erschienen.

Das Fazit: Insgesamt hat die Luftverschmutzung rund 15 Prozent der Todesfälle infolge von Covid-19 begünstigt. Die Werte variieren der Studie zufolge je nach Land: Für Deutschland gehen die Wissenschaftler:innen beispielsweise davon aus, dass 26 Prozent der Corona-Todesfälle mit dreckiger Luft zusammenhängen. Für China kommen sie auf 27 Prozent, für die USA auf 18 Prozent – in Neuseeland hingegen nur auf 1 Prozent.

Die eigentlichen Zahlen könnten noch höher liegen, denn das Team hat sich nur auf Feinstaub konzentriert. Das sind Schmutzpartikel in der Luft, die nicht größer als 2,5 Mikrometer sind.

Das können zum Beispiel Ruß- oder Plastikteilchen sein, Reifenabrieb oder Düngerückstände. Neben Feinstaub gibt es noch weitere Luftschadstoffe, die in der aktuellen Studie nicht eingerechnet sind.

Gesundheitseffekte verstärken sich

„Wenn beides zusammenkommt, also eine langfristige Belastung durch Luftverschmutzung und eine Infektion mit Covid-19, dann verstärken sich die negativen Gesundheitseffekte gegenseitig“, sagte Thomas Münzel, Kardiologe an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und einer der Studienautor:innen.

Die Wissenschaftler:innen haben ihr Modell mit verschiedenen Daten gefüttert: Sie nutzten zum Beispiel Beobachtungen zur Verbreitung des neuartigen Coronavirus sowie des verwandten Erregers aus China und den USA, der zur Sars-Pandemie 2003 geführt hatte.

Diese kombinierten sie mit Feinstaubwerten, die sie aus Satellitenaufnahmen, Messungen am Boden und Informationen über die Wetterbedingungen ermittelten.

Die Studie zeigt keine direkte Kausalität auf, sehr wohl aber einen Zusammenhang von Corona-Sterblichkeit und Luftverschmutzung. Es handelt sich zudem um vorläufige Ergebnisse, solange die Anzahl der Todesfälle weiter steigt.

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5 Kommentare

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  • dann kann man fuer diesen jahreswechsel mal auf ein boellerverbot hoffen

  • RS
    Ria Sauter

    Konnte man zuvor auf Telepolis lesen und bei Veröffentlichungen aus der Schweiz.



    Diese Luftverschmutzung zusammen mit dem privatisierten Gesundheitssystem waren in Italien für die hohe Todeszahl verantwortlich.

    Gerade die Gegend um Bergamo ist extrem mit Feinstaub belastet.

    • @Ria Sauter:

      dazu gibt es schon seit laengerem harvard studien

  • Die Feinst-Zerstäubung der chemischen Suppen „Kraftstoffe“ durch die BOSCH-Vergasung auf Nanometer-Winzlinge macht die Moleküle der Abgase direkt Lungen-gängig. Vor etwa 10 Jahren waren um die 20.000 künstliche Chemikalien bekannt mit „höchst bedenklicher Wirkung“, also längst nicht mehr schön tödlich oder karzinogen, die aus dem Kfz-Rohren verpufft werden. Damals strömten Mikrometer große Brocken aus den Autos, die in Nase und Luftröhre und Bronchien hängen blieben.

  • Die Studie zeigt keine direkte Kausalität auf, sehr wohl aber einen Zusammenhang von Corona-Sterblichkeit und Luftverschmutzung.

    Aha. Es wäre nun schön gewesen, die interessierte Leser:innenschaft hätte erfahren, wie ganz genau bestimmte Corona-Todesfälle mit dreckiger Luft zusammenhängen nach Ansichg der Mainzef Forscher:innen. War das der Studie denn nicht zu entnehmen? Der (fach-)englischsprachige Link hilft mir alten Ossi-Tussi nicht so recht weiter. Und eigentlich würde ich mir von „der Wissenschaft“ gerne Zusammenhänge erklären lassen. Würde ich glauben wollen, würde ich nicht die taz lesen (oder die Links, die die mit zur Verfügung stellt), sondern die Bibel, den Koran oder den Talmut. Die gibt’s, glaube ich, alle auch auf deutsch.