Amazonas vor dem Kipppunkt: Savanne statt Regenwald
Teile des Amazonas-Regenwalds könnten schon bald zu Savannen mutieren. Diese binden weniger Treibhausgabe und beherbergen weniger Arten.
Die massive Vernichtung von Wald durch Brandrodung verstärkt den Trend. „Wälder erzeugen ihren eigenen Regen, weil Blätter Wasserdampf abgeben und dieser wieder niederfällt“, erklärt Leitautor Arie Staal. Niederschlag bedeute weniger Brände, dies könne zur Ausbreitung der Waldflächen führen.
Schrumpft der Wald aber, führe das umgekehrt zu weniger Regen und wiederum zu weniger Wald. „Ein Teufelskreis“, meint Staal. Dass ein solcher Wandel möglich ist, ist seit Jahren bekannt – nicht aber, dass er so nah ist.
Der Regenwald, häufig als „Lunge der Erde“ betitelt, ist bedeutend für die Bindung von CO2 aus der Atmosphäre. Außerdem beherbergen die Tropen eine Vielfalt bedrohter Arten. Im Amazonasgebiet toben Brände wie seit Jahren nicht mehr, die Anzahl der Brandherde stieg um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Der Prozess ist kaum umkehrbar
In Computermodellen prognostizierten die Autor:innen der Studie die Wiederverwertung der Luftfeuchtigkeit. Wenn weite Teile des Regenwalds zur Savanne mutierten, wäre diese Mischung aus Holz und Grasland noch deutlich anfälliger für Feuer. Steigende CO2-Emissionen machten es dem Wald außerdem schwieriger, sich vom Verlust von Bäumen zu erholen, heißt es in der Studie.
Bis sich tropischer Regenwald in eine Savanne verwandelt, dauert es Jahrzehnte. Ist der Prozess jedoch erst einmal im Gange, lässt er sich kaum noch umkehren.
„Wir verstehen jetzt, dass Regenwälder auf allen Kontinenten sehr empfindlich auf globale Veränderungen reagieren und schnell ihre Anpassungsfähigkeit verlieren können“, sagte Koautor Ingo Fetzer vom Stockholm Resilience Center dem britischen Guardian. „Sobald sie verschwunden sind, wird es viele Jahrzehnte dauern, bis sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren.“
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