Bremen führt Sperrstunde ein: Keine Flucht aus dem Hotspot
Die steigenden Infektionszahlen im Norden kommen pünktlich zu den Herbstferien. In den Risikogebieten werden nun die Regeln verschärft.
Corona ist wieder spannend: Die Zahlen steigen, der Nordwesten färbt sich auf den Grafiken des NDR dunkelgelb bis rot, leichter Grusel stellt sich ein. Bremen ist seit Mittwoch Risikogebiet – oder, weil dieser Begriff vielerorts dem bösen Ausland vorbehalten ist, Hochinzidenzgebiet, mit 63,4 Infektionen auf 100.000 Bremer*innen in einer Woche.
Im Aufmerksamkeitsschatten der Hansestadt verbreitet sich Corona dabei auch in den Landkreisen umzu munter weiter: Cloppenburg und Vechta, das Emsland, die Wesermarsch und der Landkreis Oldenburg, alle kratzen an der 50er-Marke oder haben sie schon überschritten. Delmenhorst hat die Herbstferien gar einen Tag vorgezogen, nachdem die Stadt am Donnerstag auf eine Inzidenz von 63,7 kam.
Richtig lustig ist das alles nicht, gerade in den Städten kriegen die Corona-Scouts die Infektionsketten nicht mehr zusammengepuzzelt. Die meisten Ansteckungen wurden laut Bremer Gesundheitsamt zuletzt nicht großen Clustern, sondern der „Community Transmission“ zugeordnet. Diese „Weitergabe in der Gemeinschaft“ heißt vor allem: Der Ursprung der Infektion ist unbekannt, irgendwo hat man sich eben angesteckt.
Die elf größten deutschen Städte mussten deshalb am Freitag zu einer Nachhilfestunde mit Angela Merkel; ab einem Inzidenzwert von 35 (Hamburg lag am Freitag bei 39,5) können nun Expert*innen vom Robert-Koch-Institut und – tätärätä! – der Bundeswehr zu Hilfe gerufen werden. Ab einem Wert von 50 wird’s ernst: Mehr Maske, weniger Kontakt und weniger Alkohol beschlossen die Städte im Gespräch.
Bremen verschärft Corona-Maßnahmen
Der Bremer Senat setzt das unter anderem in Form einer Sperrstunde um: Zwischen 23 und 6 Uhr gibt es während der heißen Phase des Infektionsgeschehens keinen Alkoholausschank mehr. Die neue Regelung gilt ab Beginn der kommenden Woche Auch die Kontaktbeschränkungen werden dabb verschärft: Durften sich bislang zehn Menschen in der Öffentlichkeit treffen, sind es ab Montag nur noch fünf.
Private Feiern und öffentliche Veranstaltungen mit Hygienekonzept dürfen weiter stattfinden, auch mit Alkoholausschank – allerdings nur noch für bis zu zehn Leute. Und auch die Maskenpflicht wird ausgeweitet: Das Ordnungsamt darf ab sofort auch im öffentlichen Raum auf Masken bestehen, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann; der Senat nennt beispielhaft Wochenmärkte, das Viertel und die Schlachte.
Vor dem Telefonat mit der Bundeskanzlerin und den anderen Großstadtvertreter*innen hatte sich Bremen selbst sehr viel laxere Beschränkungen auferlegt: Bis Freitag waren nur Privatveranstaltungen mit mehr als 25 Menschen verboten; Großveranstaltungen wie die Messe und der Bremer Freipark bekamen ihre Sondergenehmigung entzogen und mussten schließen.
Die Hotspots jetzt zu verlassen, ist keine echte Lösung: In Niedersachsen, Schleswig Holstein und Hamburg gibt es für Tourist*innen aus Risikogebieten ohne negativen Coronatest kein Hotelbett mehr.
Testkapazitäten aber sind gerade dort begrenzt, wo viele Menschen Kontakt zu Infizierten hatten; für symptomlose Urlaubswillige wird es schwierig durchzukommen. Dazu kommt: Nicht älter als 48 Stunden darf das Testergebnis sein – negative Ergebnisse werden jedoch laut der Bremer Gesundheitsbehörde nicht immer so rasch verschickt.
Die Tests könnte man sich sparen und stattdessen für die Herbstferien Gesellschaftsspiele oder Bücher ausleihen oder ganz zeitgemäß stachelige Halloweendeko aus Kastanienhüllen basteln. Kurz: #Staythefuckathome!
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