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Endlagersuche für AtommüllAm Deckgebirge gescheitert

Wurde Gorleben einst aus politischen Gründen als Endlager für Atommüll ausgewählt, wird es nun durch geologische Kriterien gestoppt.

Ein Erkundungsbergwerk in Gorleben: Hier sollten radioaktive Abfälle endgelagert werden Foto: Andreas Herzau/laif

Es ist ein einziges Kriterium, an dem der Salzstock am Ende gescheitert ist: der „Schutz des einschlusswirksamen Gebirgsbereichs durch günstigen Aufbau des Deckgebirges“. Dahinter verbirgt sich die Frage, ob das Salz, in dem der Atommüll vergraben werden sollte, durch die Gesteinsschichten darüber ausreichend geschützt ist, etwa gegen Grundwasser und Erosion.

Dies wurde von der Bundesgesellschaft für Endlagerung nun verneint. Kritiker des Standorts sehen sich dadurch bestätigt, denn dass in Gorleben ein intaktes Deckgebirge fehlt, war stets ein zentrales Gegenargument. Doch lange Zeit hatte das nicht gestört. Denn ausgewählt worden war Gorleben im Jahr 1977 durch den damaligen niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht vor allem aus politischen Gründen: Es lag direkt an der Grenze zur DDR, die ihr Endlager Morsleben ebenfalls direkt an die Grenze gebaut hatte. Zudem wurde in der Region aufgrund der eher konservativen und zahlenmäßig geringen Bevölkerung mit wenig Protest gerechnet.

Das erwies sich allerdings als Irrtum – das Wendland, wie das Gebiet um Gorleben heißt, wurde für über 30 Jahre zu einem zentralen Kristallisationspunkt der Anti-Atom-Bewegung. Nach dem Gorleben-Treck nach Hannover im Jahr 1979 gab Albrecht den Plan auf, in Gorleben neben dem Endlager auch eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll zu bauen. 1980, als mit dem Bau des Erkundungsbergwerks begonnen wurde, entstand ein Hüttendorf, in dem bis zu 5.000 Menschen lebten, bevor es geräumt wurde. Später prägen vor allem lokale Gruppen wie die Bäuerliche Notgemeinschaft und die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg die Proteste.

Die Castortransporte wurden blockiert

Wieder in den bundesweiten Fokus rückte Gorleben 1995, als die ersten Castorbehälter mit hochradioaktivem Atommüll ins dortige oberirdische Zwischenlager gebracht wurden. An den Protesten dagegen beteiligten sich in den folgenden Jahren Zehntausende Menschen. Mit Sitzblockaden und ausgefeilten technischen Konstruktionen wurden die Transporte oft lange verzögert; der letzte Castor im Jahr 2011 war über fünf Tage unterwegs.

Parallel zu den Protesten wuchs auch der politische Druck: Im Jahr 2000 stoppte die rot-grüne Bundesregierung die Arbeiten im Erkundungsbergwerk, 2010 wurde – unter anderem infolge eines taz-Berichts – ein Untersuchungsausschuss zu Gorleben eingesetzt. Dort bestätigten wichtige Zeugen, dass Gorleben nicht aus wissenschaftlichen, sondern aus politischen Erwägungen ausgewählt wurde. Auch wenn sich Regierung und Opposition damals nicht auf einen gemeinsamen Bericht einigen konnten, trug der Ausschuss dazu bei, dass 2013 beschlossen wurde, die Endlagersuche neu zu starten.

Dass bei deren Start im Jahr 2017 Gorleben nicht von vornherein ausgeschlossen wurde, sorgte in der Anti-Atom-Bewegung für viel Kritik. Drei weitere Jahre später hat sie das Ziel, für das sie seit über 40 Jahren kämpft, nun aber doch erreicht.

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5 Kommentare

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  • Etwas weniger als die Hälfte der Republik wischt sich jetzt den Angstschweiß von der Stirn oder boxt in die Luft. Die Karte ist aber noch nicht sehr spezifisch. Sobald die Standorte weiter eingegrenzt werden, wird sich neuer Protest formieren. Deshalb wird die Kommission sich möglichst lange bedeckt halten. Niemand will das Dreckszeug haben. Unter den geeigneten Standorten wird vielleicht die Gemeinderegierung zustimmen, die finanziell am Schlechtesten dasteht, aber vielleicht nicht einmal die, denn dann hat sie die gesamte Bevölkerung gegen sich. Ein beträchtlicher Prozentsatz der Personen, die heute auf der Welt sind, wurde nie nach seiner Meinung zur Atomkraft gefragt, weil die ersten Kraftwerke schon liefen, bevor diese Leute geboren wurden. Nun müssen sie es ausbaden. Ich glaube auch nicht, dass man eine sichere Unterbringung für eine Million Jahre garantieren kann. Wie lange existiert die menschliche Zivilisation bis jetzt? Gibt es eine realistische Lösung?

    • @Patricia Winter:

      "Ich glaube auch nicht, dass man eine sichere Unterbringung für eine Million Jahre garantieren kann."

      Dafür haben wir Wissenschaftler die das nach bestem menschlichem Ermessen bewerten. Das hat nix mit Glauben zu tun!

      Von mir aus können die das Endlager hier 100m vom Haus auf den Feldern bohren. Wenn das der sicherste Ort Deutschlands ist, warum sollte ich damit ein Problem haben? Castoren alleine sind schon sehr sicher. 1000m unter mir, in sicherem Gestein mit sicherer Deckschicht - was soll mir oder irgend jemand da passieren?

      • @danny schneider:

        Ich meinte mit "glauben" nicht das theologische Glauben. Wissenschaftler gaben ihr OK zu Gorleben, als der Ort als Endlager festgelegt wurde. Jetzt stellt sich heraus, dass Gorleben ungeeignet ist. Auch die Asse scheint sich nach einigen Jahrzehnten nicht zu bewähren. Auch die wurde bestimmt vorher von Wissenschaftlern begutachtet. Entweder waren sie damals nicht im Besitz aller Erkenntnisse, oder sie haben, was ich natürlich nicht unterstellen möchte, ein Gefälligkeitsgutachten erstellt. Jedenfalls scheint ein wissenschaftlich begutachteter Ort noch nicht einmal für ein paar Jahrzehnte als Endlager zu taugen, geschweige denn für die Ewigkeit. Vielleicht sind Sie sicher, wenn der Müll auf Ihrem Grundstück verbuddelt wird, aber es scheint mir anmaßend, bei dieser Vorgeschichte, zu glauben, dass das auch für Ihre Nachfahren in ferner Zukunft gilt.

  • Der *Ober*Rheingraben ist erdbebengefährdet, und der ist ausgenommen.

  • Was ich nicht verstehe... es wird zwar Gorleben ausgenommen aber dafür Gebiete ausgewiesen durch die der Rheingraben verläuft - wie jeder weis Erdbebengebiet (heute wären da Atommeiler z.B. gar nicht mehr genehmigungsfähig), obwohl Erdbebengebiete doch als Ausschlusskriterium gelten