: Elbblick nur für Architekten
Die alte Seefahrtschule an der Rainvilleterrasse wurde unter der Auflage verkauft, dass im Erdgeschoss und auf der Terrasse Gastronomie einzieht. Davon wollen die Käufer jetzt nichts mehr wissen
Von Regina Seibel
Die ehemalige Seefahrtschule an der Rainvilleterrasse in Altona ist bekannt für ihre schöne Aussicht auf die Elbe. Diese soll den Bürger*innen von nun an aber verwehrt bleiben. Die Stadt hat das Gebäude 2011 an eine Käufergesellschaft um den Hamburger Architekten Meinhard von Gerkan, Mitinhaber des renommierten Architekturbüros GMP, veräußert. Er brachte dort unter anderem seine GMP-Stiftung und seine Architektenschule unter. Die vertraglich festgeschriebene Bedingung: Bis 2023 sollten die Terrasse und Teilflächen des Erdgeschosses an Gastronom*innen vermietet werden, damit der schöne Ausblick öffentlich zugänglich bleibt. Drei Jahre vor dem Auslaufen der Vereinbarung hat die Käufergesellschaft nun aber andere Pläne.
Sie hätten einen Antrag gestellt, die ehemaligen Restauranträumlichkeiten und die Terrasse in weitere Büroflächen und eine Mitarbeiterkantine umzuwandeln, sagt die Pressesprecherin von GMP, Claudia Tiesler. Begründet wird die Nutzungsänderung vor allem damit, dass in den gut acht Jahren seit Abschluss des Kaufvertrags nur etwa vier Jahre lang tatsächlich Gastronomie betrieben wurde. Zweimal seien die Flächen vermietet worden, beide Gastronomen seien jedoch mit ihrem Betrieb gescheitert.
Danach sei es trotz mehrerer Interessent*innen nicht möglich gewesen, einen geeigneten Pächter zu finden, sagt Tiesler. Konkrete Gründe dafür nennt sie nicht. Es habe sich aber als aussichtslos erwiesen, die Gastronomienutzung dauerhaft in der Rainvilleterrasse zu etablieren: „Es ist eine Wohnstraße, Anwohner*innen haben sich über den Lärm beschwert. Außerdem standen nicht genügend Parkplätze zur Verfügung.“ Der Antrag auf Nutzungsänderung laufe noch und werde geprüft, sagt Claas Ricker, Pressesprecher der Hamburger Finanzbehörde.
Bei den Bezirkspolitikern ist der Unmut über den Antrag groß. Es sei wirklich schade, dass die Fläche dann nicht mehr für die breite Öffentlichkeit zugänglich sei, findet Sven Hielscher von der CDU: „Da haben wir und die SPD damals nicht aufgepasst, als diese Käuferin ausgewählt wurde.“ Besser wäre es gewesen, die Nutzung als Gastronomie für einen längeren Zeitraum vorzuschreiben, findet er. Außerdem habe es damals noch andere Bewerber gegeben, die eine kulturelle Nutzung der ehemaligen Seefahrtschule geplant hätten.
Ähnlich sieht das auch der SPD-Bezirksabgeordnete Mithat Çapar. Er hat in der Bezirksversammlung einen Antrag gestellt, dass das Bezirksamt und der Senat mit dem Eigentümer das Gespräch darüber suchen sollen, wie die Restaurantfläche und die Terrasse auch weiterhin öffentlich zugänglich bleiben könnten. Die grün-schwarze Mehrheit hat den Antrag am vergangenen Donnerstag abgelehnt. Ein entsprechender Versuch sei bereits unternommen worden, sagt Hielscher: „Wir haben die Eigentümerin gefragt, ob es nicht möglich wäre, eine größere Kantine zu bauen, die dann auch die Bürger*innen nutzen könnten“, sagt er. „Das hat GMP aber strikt abgelehnt.“
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