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Bayern München vor dem CL-HalbfinaleDer Hansi regt sich nicht auf

Nicht erst das 8:2 gegen Barcelona zeigt: Bayerns neuer Coach Hansi Flick hat das Zeug, das Triple zu holen. Zugetraut hat ihm das keiner.

Klare Ansage: Hansi Flick beim Viertelfinale gegen den FC Barcelona Foto: Fernandez/dpa

Es war im vergangenen Herbst, Hansi Flick, gerade befördert zum Interimscheftrainer des FC Bayern, saß wieder einmal in der Geschäftsstelle. Dort fand man, es sei an der Zeit, dass aus dem Hansi nun endlich der Hans-Dieter wird, so wie Flick richtig heißt. Denn die Verniedlichung dieses Vornamens, eigentlich eher für kleine Jungen und Kanarienvögel gedacht, könnte dem entgegenstehen, was der neue Chef ausstrahlen soll. Flick verstand das Ansinnen jedoch nicht. Er sei schon immer der Hansi gewesen und werde das auch bleiben.

Diese Episode sagt viel aus über Flicks Persönlichkeit. Als Hansi ist er drauf und dran, das Triple zu holen – mit Erfolg im Halbfinale am Mittwoch gegen Olympique Lyon und dann im Finale gegen Paris St. Germain oder den Ligakonkurrenten RB Leipzig. Dass die Münchner nach diesem 8:2 gegen den ehemals großen FC Barcelona zum Top-Top-Top-Favoriten ausgerufen wurden, interessiert Flick nicht. Ebenso wenig, dass dieser Sieg epochal war. „Ein 3:1“, sagte er, „wäre auch in den Geschichtsbüchern gelandet.“

Die Bayern hatten lange geglaubt, dass nur ein Toptrainer mit Ausstrahlung und einer Erfolgsvita den Rekordmeister an die Spitze Europas führen könnte. Aber Flick zeigt, dass es kein Manko sein muss, noch nie hauptverantwortlich ein Profiteam trainiert zu haben, dass es darauf ankommt, dass der Trainer erkennt, was er von der Mannschaft fordern kann.

Ein Stil aus perfektem Pressing und offensiver Wucht

Flicks Vorgänger und ehemaliger Chef, Niko Kovac, glaubte im Februar 2019, das Beste für die Bayern gegen Liverpool ist einfach, schnöde zu verteidigen. Man könne nicht versuchen, „200 Stundenkilometer auf der Autobahn zu fahren, wenn man nur 100 schafft“, hatte er erklärt. Eineinhalb Jahre später überrollen die Münchner gefühlt mit mehr als 200 Sachen die einst beste Mannschaft der Welt und bringen den besten Fußballer der Welt, Lionel Messi, dazu, zu resignieren.

Sie haben einen Stil kreiert aus perfektem Pressing mit listigen Balldieben und einer Offensivwucht mit einem Mix aus Routine und jugendlichem Schwung, der ähnlich Nachahmer finden könnte wie vor ein paar Jahren der Ballbesitzfußball von Guardiola. In der Summe, fand Thomas Müller, „haben wir das gemacht, was wir machen wollen, und das kann man nicht sehr oft in Cham­pions-League-Nächten sagen“.

Ein 3:1 wäre auch in den Geschichtsbüchern gelandet.

Hansi Flick zum 8:2-Sieg über Barcelona

Flick ist zwar noch immer Frischling als Bundesliga- und Champions-League-Trainer, aber dafür kennt er sich als ehemaliger Assistent von Joachim Löw bei der Nationalmannschaft mit surrealen Ergebnissen aus – dem historischen 7:1 bei der WM 2014 über Brasilien. Das beste Mittel gegen die Gefahr, sich nun unantastbar zu fühlen, ist, Unaufgeregtheit vorzuleben. Und dafür gibt es keinen Geeigneteren als den unaufgeregten Hansi Flick.

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6 Kommentare

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  • Boah, dass ist der Fussball 2020! Keine 150 Querpässe mehr im Niemandsland des Anstosskreises, sondern eine Watschn nach der anderen. Gefällt mir als Bayer, entspricht unserem Naturell ;)

  • Da könnt ich fast wieder Bayern-Fan werden. Bin Münchner aber kein Bayern-Fan mehr, weil ich mein "politisches", gesellschaftskritisches Denken für den Fußball nicht abstellen kann und mag. Die arroganten bis kriminellen Eskapaden der Führungsfiguren des Vereins, die bundes- oder gar europaweite Aufmerksamkeit erregt haben sind ja hinlänglich bekannt. Als Münchner bekommt man zusätzlich noch mit, wie sie sich immer wieder als Herren der Stadt aufspielen und beispielsweise meinen, sie könnten den Ex-OB (nur politisch ein Roter, fußballerisch aber ein Blauer) maßregeln, nur weil der in einem Jahr mal einen wichtigeren Termin hatte als der Meisterfeier beizuwohnen.



    Immerhin haben Sie jetzt einen irgendwie symphatischen Trainer mit Underdog-Bonus. Wenn jetzt noch die komplette Führungsriege durch geerdete, entspannte Leute ersetzt wird, könnte das doch noch "mein" Verein werden. Ich weiß, es ist eine Utopie, aber es fehlt mir schon ein bisschen, einen Heimatverein zu haben, von dem ich auch guten Gewissens und daher leidenschaftlich Fan sein kann.

    • @Ben Jah:

      UNION Berlin, wäre das nicht was? Recht hast du, die krimmilellen Machenschaften bei DFB und Fifa machen den Fussball nicht mehr rund:) Trotzdem: UNVEU

  • Flick spielt den Stil, mit dem schon unter Heynckes die Cl gewonnen wurde, man hat eben nur Jahre und Trainer gebraucht um festzustellen, dass dieser Stil der FcB Stil ist:D

    • @FancyBeard:

      ....und sind trotzdem immer Meister geworden. Unter Heynckes spielten die Bayern auch sehr gut. Teilweise auch unter Pep G. , da war immer was los auf dem Platz.

  • Es war im vergangenen Herbst, als eine Kollegin von ihnen in der taz die Bayern abschrieb. Dortmund führte in der Tabelle. So kann es mit gewagten Voraussagen gehen. Ich bin kein Bayern Fan, aber ich mag die Mannschaft, die tollen Fußball spielt. Jogi oder Hansi, da ist mir der Name Hansi aber lieber:) Guter Artikel, Frau Schlammerl UNVEU