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Bremer FDP-Mann für Berlin: Torsten Staffeldt

BUNDESTAG Zum ersten Mal seit 15 Jahren darf die Bremer FDP wieder einen Abgeordneten nach Berlin schicken: Torsten Staffeldt, 46, Chef eines mittelständischen Ingenieurbüros, hat binnen weniger Jahre in der bremischen FDP Karriere gemacht

Staffeldt spricht gerne von der „Sozialstaatsindustrie“. Oder einem drohenden „Staatssozialismus“

von Jan Zier

Er sei „Unternehmer“, hatte FDP-Mann Torsten Staffeldt im Wahlkampf stets gesagt, „kein Politiker“. Einer, der bei der letzten Bundestagswahl vor vier Jahren noch nicht einmal einfaches Parteimitglied war. Und der jetzt bald mitregiert: Staffeldt zieht als einer von 93 Abgeordneten der Liberalen in den nächsten Bundestag ein.

Aber nicht als „Vollzeit-Politiker“, wie Staffeldt betont. Schließlich hat der gelernte Schiffsmechaniker und studierte Maschinenbauer vor zwölf Jahren ein kleines Ingenieurbüro gegründet, das sich um „Energieffizienz in Druckluftanalagen“ kümmert. „Da hängt viel Herzblut dran.“ Für die Firma wird jetzt erst einmal ein Stellvertreter gesucht – auf Zeit. Staffeldt will sich für jenen Fall absichern, dass er 2013 nicht nochmal gewählt wird. Es war schließlich sehr knapp am Sonntag – 1.200 Stimmen weniger und er wäre draußen geblieben. So aber ist Staffeldt der erste bremische FDP-Politiker im Bundestag seit Manfred Richter. Der saß von 1987 bis 1994 im Parlament, zuletzt als Geschäftsführer der FDP-Fraktion. Später war Richter als Oberbürgermeister in Bremerhaven Vorgänger des aktuellen Amtsinhabers Jörg Schulz (SPD).

Staffeldt, 46, hat in der oft zerstrittenen Bremer FDP eine kurze, aber steile Karriere hingelegt: Seit 2005 Parteimitglied, wurde er Anfang 2008 zum stellvertretenden Kreisverbandsvorsitzenden gewählt, wenig später schon war er Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand. Und Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. Staffeldt ist einer, der von sich sagt: „Wenn ich etwas mache, dann richtig.“

Das Label des Marktradikalen will er sich nicht anhängen lassen. Im Wahlkampf hat er schon auch mal versucht, dem Neo-Keynesianer und Professor emeritus Rudolf Hickel den Keynesianismus zu erklären. Sich selbst sieht er indes nicht als „Verfechter eines absolut freien Marktes“ an. Vielmehr sei er „ein Ordoliberaler“, in der viel beschworenen Tradition von Ludwig Erhard und Alfred Müller-Armack, der den Begriff von der „sozialen Marktwirtschaft“ erst erfunden habe. Und als solcher schimpft Staffeldt gerne auf die „Sozialstaatsindustrie“. Oder den „Staatssozialismus“, wie er inzwischen wieder ansatzweise in der deutschen Politik feststellbar sei.

„Der Staat“, sagt Staffeldt, könne auch die Frage nach der „gerechten Vergütung“ nicht beantworten. Auch nicht bei Spitzenmanagern von Aktiengesellschaften, wiewohl auch Staffeldt deren Gehälter mitunter „schwindelerregend“ findet. Dass manch einer dieser Manager trotz eigener Misswirtschaft und staatlicher Schutzschirme hohe Boni und Abfindungen kassiert, dafür hat auch Staffeldt „kein Verständnis“. Abhelfen sollen da seiner Meinung nach die Aufsichtsräte und Aktionäre auf den Hauptversammlungen, deren Rechte jetzt gestärkt werden müssten.

Vor bald 30 Jahren, da hat Torsten Staffeldt auch mal in Brokdorf demonstriert, und in der Freien Republik Wendland, da war er auch mal. „Ich habe mich von der Massenhysterie anstecken lassen, die die Grünen heute noch verbreiten“, sagt Staffeldt heute dazu. Er hält verlängerte Laufzeiten von Atommeilern für „sinnvoll“, „um die Übergangszeit für den Ausbau und die Nutzung regenerativer Energien abdecken zu können“. Und in der Debatte um das Endlager, da will er auch „nicht wieder von vorne“ anfangen. Die Umweltzone in Bremen hält er für „nutzlos“, Tempolimits auf hiesigen Autobahnen für „reine Symbolpolitik“, manch Straßenbauprojekt für „fragwürdig“, und den Schlammpeitzger, der einst die Bebauung des Hollerlandes verhinderte, den nennt er – wie manche Biologen – gerne „Gewitterfurzer“. „Das alles sind Bespiele, wohin uns die drohende ‚Öko-Diktatur‘ führt“, sagt Staffeldt.

An einem will der gebürtige Bremer nicht rütteln: An der Selbstständigkeit des Landes Bremen. „Ich bin kein Freund der Neugliederung der Bundesländer“, sagt er. Um gleich im nächsten Satz den rot-grünen Senat zu bezichtigen: Der drohe zum „Totengräber der Selbstständigkeit“ Bremens zu werden, sagt Staffeldt. Dass er sich als „Lokalpatriot“ bezeichnet, kommt dabei nicht von ungefähr. Sieht man mal davon ab, dass Staffeldt mal fünf Jahre zur See gefahren ist, hat er immer in Bremen gelebt. Heute hat er hier vier Kinder, die zwischen acht und 18 Jahre alt sind, und in der heimatlichen Kirchengemeinde ist Staffeldt – der sich als gläubigen Christ bezeichnet – auch engagiert. Sein Engagement in Berlin hat er sich zu Hause absegnen lassen: „Du musst wissen, was du tust“, haben sie ihm gesagt.

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