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Etliche prekäre Verteilungsfragen

Fußballfans dürfen wohl bald wieder in die Stadien. Davor muss aber einiges geklärt werden

Von Johannes Kopp

Die großen aufgeworfenen Verteilungsfragen im deutschen Fußball werden in den nächsten Monaten vermutlich nicht sehr beherzt angegangen werden. Vielleicht geben Bayern München, Borussia Dortmund und die anderen großverdienenden Klubs künftig ein paar Krümel mehr ab von ihren üppigen Kuchenstücken etwa bei den TV-Erlösen, doch zu sehr werden sie sich schon nicht selbst beschneiden.

Kleinere Verteilungsfragen und damit auch Gerechtigkeitsfragen müssen indes bereits in Kürze gelöst werden. Die Deutsche Fußball Liga steht seit Wochen schon im intensiven Austausch mit dem deutschen Gesundheitsministerium, um einen Teileinlass von Zuschauern für die neue Saison mit einem neuen Hygienekonzept zu regeln. Allerdings zeichnen sich bereits konkrete Schwierigkeiten ab. Nach derzeitigem Stand etwa könnte RB Leipzig zum voraussichtlichen Saisonbeginn Mitte September mit 1.000 Zuschauern planen. Das Bundesland Sachsen, so wurde diese Woche bekanntgegeben, will zum 1.September Veranstaltungen dieser Größe unter Einhaltung von Hygieneregeln und der Kontaktverfolgung erlauben. In Bayern dagegen sind bislang draußen nur Privatfeiern mit 200 Menschen erlaubt. In Berlin darf noch nicht einmal Amateurfußball gespielt werden.

Das Bundesland Hessen teilte am Mittwoch mit, über das Zulassen von Zuschauern in der neuen Fußball-Bundesligasaison werden man erst auf Grundlage fundierter Konzepte und mit Blick auf das weitere Infektionsgeschehen entscheiden. Das ist ein wichtiger Hinweis. Die Coronaregelungen sind schließlich den föderalen Regierungen mit dem Argument überlassen worden, die Pandemiezahlen könnten regional sehr unterschiedlich ausfallen. Einheitliche Wettbewerbsbedingungen für eine bundesweite Liga sind so aber nur schwer durchzusetzen.

Desweiteren müsste an jedem Standort entschieden werden, wie die limitierte Zahl an Eintrittskarten verteilt wird. Werden Nichtdauerkartenbesitzer ausgeschlossen? Welche Vorzugsbehandlung genießen Fanklubs? Ist der Stadionzugang nur denen sicher, die sich eine Loge leisten können? Gerechtigkeitsdebatten dürften auch im Kleinen fortgeführt werden.

Zu klären werden in den nächsten Wochen auch Datenschutzfragen sein, wenn lediglich personalisierte Tickets verkauft werden. Kein Fußball sei es wert, „seine Freiheit an den Stadiontoren abzugeben und sich den einschränkenden Maßnahmen zu unterwerfen“, heißt es in einer kritischen Stellungnahme von Hannover-96-Fans, die eine Teilöffnung der Stadien unter den befürchteten Bedingungen ablehnen. Und Sig Zelt vom Bündnis ProFans sagte: „Bei vielen Ultras herrscht eine große Skepsis und die Meinung, wenn wieder Leute in die Stadien dürfen, dann alle.“

Bei der Deutschen Fußball-Liga argumentiert man wiederum mit den Existenzsorgen der Vereine. Sie spekulieren vermutlich schon auf die Einnahmen aus dem Logenverkauf. Einige Bundesligisten wiederum zeigen sich krisenresistent. Die TSG Hoffenheim vermeldete am Donnerstag für die abgelaufene Saison einen Rekordabschluss von über 200 Millionen Euro. Die hohen Transfereinnahmen, hieß es, seien der Grund.

Die Frage nach der medizinischen Vernunft müsste ohnehin vor der Öffnung der Stadien beantwortet werden. Pharmakologe Fritz Sörgel hält sie für unverantwortlich, bevor nicht Studien in Auftrag gegeben würden. Gegenüber der FAZ warnte er, die Spiele drohen zum „russischen Roulette“ zu werden. (mit dpa)

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