Bundesliga-Aufstieg wieder verstolpert: Dem HSV ist nicht mehr zu helfen
Trotz Bielefelder Schützenhilfe vergeigt der HSV den Aufstieg: Das 1:5 gegen den SV Sandhausen zeigt, dass der Club in der 2. Liga gut aufgehoben ist.
Weil Aufstiegskonkurrent Heidenheim beim bereits feststehenden Meister Arminia Bielefeld früh mit 0:2 hinten lag, am Ende sogar 0:3 verlor, hatte es der HSV selbst in der Hand, eine enttäuschende Saison in die Verlängerung zu retten.
In der Relegation gegen den Drittletzten der Bundesliga wäre der Gegner ausgerechnet der Erzrivale Werder Bremen gewesen. Aber es passt zur Geschichte dieses Klubs, dass er diese Chance wieder einmal vergeigt hat. Und zwar so kläglich, dass nicht einmal mehr Spott und Häme angebracht wären, sondern nur noch Mitleid.
Die ultimative Demütigung war vollbracht, als Dennis Diekmeier, der acht Jahre das Trikot des HSV getragen hat, in der 90. Spielminute den Schlusspunkt setzte und zum 5:1 für Sandhausen traf – erst das zweite Tor in seiner langen Profikarriere. Fünf zu eins. Damit ist über die Leistung des HSV im alles entscheidenden Spiel der Saison schon alles gesagt.
Fragen, die über das sportliche hinaus gehen
Der Verlauf dieser Saison wird beim HSV wieder einmal Fragen aufwerfen, die über das Sportliche hinausgehen. Wie ist es zu erklären, dass eine Mannschaft, die noch im Herbst vergangenen Jahres an der Tabellenspitze stand und sogar den VfB Stuttgart mit 6:2 aus dem Stadion schoss, derart eingebrochen ist?
Zuletzt hatte der HSV das Kunststück vollbracht, innerhalb von fünf Wochen viermal ein Gegentor in der Nachspielzeit zu kassieren. Ohne Nachspielzeit hätten die Hamburger bereits vor dem letzten Spieltag als sicherer Aufsteiger in die Bundesliga festgestanden. Aber dem Team versagten wie schon im vergangenen Jahr kurz vor der Ziellinie die Nerven.
Mit Namen und Positionen allein ist das jedenfalls nicht mehr zu erklären. Denn es kristallisiert sich die Erkenntnis heraus, dass der HSV unabhängig von seiner Besetzung über eine gesamte Saison hinweg nicht in den Griff zu bekommen ist. Es scheint egal zu sein, ob ein junger oder erfahrener Trainer an der Seitenlinie steht, wie der Kader zusammengestellt ist und wer in der Führungsetage dafür die Verantwortung trägt.
Dennoch ist es nahezu unvorstellbar, dass der HSV in seiner jetzigen Konstellation zusammenbleiben wird. Der Vertrag des Trainers Dieter Hecking hätte sich nur im Falle des Aufstiegs verlängert. Er hat nach dem desolaten 1:5 gegen Sandhausen im eigenen Stadion kaum noch Argumente auf seiner Seite, warum der HSV mit ihm in die nächste Saison gehen sollte. Auch dem erfahrenen Hecking ist es nicht gelungen, diesen Klub sicher ins Ziel zu bringen. Er ist an der Aufgabe HSV wie viele andere vor ihm gescheitert
Das wirft die Frage auf, ob es überhaupt mal jemandem gelingen wird, diesen Klub zurück in die Bundesliga zu führen. Die Aussichten sind eher düster.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen