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Botanischer Sexismus#allmaletreesaretrash

In vielen Städten stehen vor allem männliche Bäume. Das ist ein Problem. Besonders für Allergiker und alle, die etwas gegen Sexismus haben.

Reden Bäume über Sexismus? Foto: Stefan Zeitz/imago-images

Männlichkeit kann problematisch sein, toxisch: Dominanzverhalten, ausschließende Machtstrukturen, die Annahme, alles, was nicht männlich ist, sollte sich unterordnen. Besonders problematisch ist Männlichkeit, wenn sie kollektiv auftritt. Viele von uns Menschen haben das erkannt. Es ändert sich nur langsam etwas. Immerhin reden wir darüber.

Aber was ist mit Bäumen? Inzwischen wissen wir: Die reden auch. Das geht über Duftbotschaften und Pilze, die wie eine Art Glasfasernetz den Boden durchziehen. Manche glauben, Bäume haben sogar ein Gedächtnis. Ein Baumexperte sagte der Osnabrücker Zeitung: Bäume haben ihre eigenen Probleme. Sie können sie gemeinsam lösen. Ich sage: Bäume haben zumindest ein Problem, das wir auch haben, und das heißt Sexismus, botanischer Sexismus. Reden Bäume darüber? Oder ist das, was die da unten in der Erde abziehen, so eine Art Locker Room Talk?

Oft ist es ja so, dass Diskurse aus den USA nach Deutschland rüberschwappen. So auch hier. Der US-amerikanische Gärtner Tom Ogren hat die theoretische Grundlage geschaffen und herausgefunden: Wir Menschen sind schuld am Sexismus, auch am botanischen – und wir leiden darunter.

Eines Tages ging Ogren im kalifornischen Sacramento spazieren. Bestimmt war gutes Wetter, und Ogren, dessen Frau unter Asthma und schlimmem Heuschnupfen leidet, schaute sich die Bäume an. Erschrocken blieb er stehen (vielleicht) und stellte fest: Alles Männer!

Bei den Bäumen ist es nämlich so: Sie können männlich, weiblich oder beides sein. Weibliche Blüten wandeln sich in Früchte um, männliche sorgen für die Bestäubung.

Ogren recherchierte: In den 1940er Jahren empfahl das US-Landwirtschaftsministerium, in Städten vor allem männliche Bäume zu pflanzen, weil die weniger Müll (also Samen und Früchte) machten – einfacher für die Straßenreinigung. Vor allem nach dem großen Ulmensterben Ende der 60er Jahre füllte man die Leerstellen mit männlichen Bäumen.

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Dafür zahlen Stadtbewohner*innen aber einen Preis: Männliche Bäume produzieren Unmengen von Pollen. Und es gibt zu wenige weibliche Bäume, die diese Pollen auffangen könnten, da gibt es nämlich eine Art Magnetismus. Botanischer Sexismus führt laut Ogren zu mehr Allergien. Außerdem sind männliche Bäume schlechter darin, Luft zu filtern. Sie nehmen Schadstoffe auf, binden diese aber nicht in Früchten, sondern schicken sie in ihren Pollen wieder durch die Luft. Toxisch halt, danke für nichts.

Keine Ahnung, wie weibliche Bäume das sehen. Man müsste mal zu ihnen fahren in die Vorstädte und aufs Land und ein Ohr auf die Erde legen. Vielleicht sind da leise Stimmen, die rufen: „Wir brauchen eine Quote!“ Und: „All male trees are trash“.

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1 Kommentar

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  • Da die meisten städtischen Bäume wie Buche, Hainbuche, Birke, Eiche und Erle einhäusig zweigeschlechtlich oder zwittrig sind, sind sie dann wohl Opfer ihres eigenen Sexismus und gleichzeitig toxische Dreckschleuder und wohltuender Luftfilter in einem Stamm.

    Mit der Übermacht der Männchen ist es dann auch nicht weit her, denn das Verhältnis der Zwitter, Trans- oder Diversen-Bäume ist naturgemäß in der Stadt eher ausgeglichen (sofern es keine Weide oder Pappel ist, gibt es annähernd eine 50%-50% Geschlechterquote ... an einem Baum!) Da gibt es reichlich Pollen für alle.

    Im Gegensatz zum Menschen, können Bäume sich ihr Geschlecht nicht aussuchen. So bleibt für die solitären Baumweibchen wohl nur noch der tumbe männliche Landbaum, der in der Kuhwiese wächst oder Spalier an einer Allee steht wie ein Gigolo am Straßenrand.