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Abgang von Bayern-Doc Müller-WohlfahrtDer große Winnetou rennt nicht mehr

Bayern Münchens stets agiler Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hört nach über 40 Jahren auf. In Erinnerung bleiben auch große Zerwürfnisse.

Flink bis ins hohe Alter: Müller-Wohlfahrt eilt im April 2018 einem Bayern-Spieler zu Hilfe Foto: imago/MIS

An diesem Dienstag wird vieles sein wie immer. Der FC Bayern wird wohl wieder Meister, zum achten Mal hintereinander und zum 30. Mal insgesamt. Ein Sieg bei Werder Bremen reicht dafür. Und da Robert Lewandowski (30 Ligatore/3 Vorlagen) und Thomas Müller (7/20) nach ihren Gelbsperren mitspielen dürfen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es so kommen wird.

Man weiß aber auch schon, was anders sein wird. Die üblichen Bierduschen werden wegen der Hygieneauflagen ausfallen. Vor allem aber wird es jene Bilder nicht geben, die so gut wie immer zum FC Bayern gehörten für all jene, die mittlerweile schon das Rentenalter erreicht haben. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, 77, der langjährige Teamarzt der Münchner, wird nicht mit wehenden Haaren über den Rasen rennen, wenn ein Spieler aus der Mannschaft von Trainer Hansi Flick irgendwo auf dem Platz verletzt liegen bleiben sollte.

Am Freitag hatte der FC Bayern das Ende der Ära zum 30. Juni verkündet und dabei einiges bewusst hervorgehoben. Müller-Wohlfahrt „beendet“ seine Tätigkeit, stand darin, „der Verein bedauert die Entscheidung (…) sehr“. Dies habe der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge gegenüber Müller-Wohlfahrt „auch in einem persönlichen Gespräch und in einem Brief“ zum Ausdruck gebracht.

Ob der Doc, den sie im Verein Mull, Winnetou und Medizinmann nannten und der bis 2018 auch für die Nationalmannschaft zuständig war, beim letzten Heimspiel des FC Bayern am Samstag öffentlich in Erscheinung tritt und verabschiedet wird, teilte der Klub nicht mit. Die ärztliche Betreuung bei den Spielen hatte er zuletzt schon meist den Kollegen Peter Uebelacker und Jochen Hahne überlassen. Künftig wird das endgültig so sein, anders als bei seinen Auszeiten, als Jürgen Klinsmann (2008/09) und Pep Guardiola (2013 – 2016) den FC Bayern trainierten.

Krach in der Kabine

Vor allem das Zerwürfnis mit Guardiola – nach dem 1:3 im Viertelfinalhinspiel der Champions League beim FC Porto 2015 – hatte für Aufsehen gesorgt. Der seit 1977 für den FC Bayern tätige Pastorensohn aus Ostfriesland warf hin, nachdem Guardiola ihm in der Kabine vorgeworfen hatte, für die Verletzungen und damit für die Niederlage verantwortlich zu sein. „Er wusste alles besser“, schrieb Müller-Wohlfahrt in seiner Biografie „Mit den Händen sehen“ über Guardiola. Dieser habe sich für medizinische Fragen nie interessiert, sondern nur dafür, die verletzten Spieler auf wundersame Weise so schnell wie möglich zurückzubekommen.

Die Aussprache nach dem Spiel in Porto endete im großen Knall, so beschreibt es Müller-Wohlfahrt. „Guardiola und ich setzten uns an den großen Tisch, an dem die Spieler morgens frühstücken, das Geschirr stand noch darauf. Es sollte eine Aussprache werden – und es wurde ein Eklat“, erinnerte sich der Arzt, „ich habe völlig die Beherrschung verloren, Guar­diola angeschrien und dann derart mit der Faust auf den Tisch gehauen, dass die Teller und Tassen nur so gescheppert haben. Zum ersten Mal in all den Jahren bin ich laut geworden.“ Guardiola habe ein „schwaches Selbstbewusstsein“, rief Müller-Wohlfahrt dem Katalanen nach. 2017 kam mit Jupp Heynckes auch wieder Müller-Wohlfahrt zurück.

Umstritten war Müller-Wohlfahrt durchaus. Viele Sportler, wie den Sprinter Usain Bolt aus Jamaika, der seine Goldmedaillen bei Olympia dem Doc aus München widmete, behandelte der Arzt. Seine Medikamente und Methoden wurden von Kollegen aus der Fachwelt zuweilen angezweifelt. Dazu zählte auch, dass Müller-Wohlfahrt Verletzungen nach eigenen Angaben erfühlte und darauf verwies, als Arzt brauche man ein „Fingerspitzengefühl wie ein guter Pianist“. Weiterführen will er auch künftig seine Praxis in der Münchner Innenstadt und zudem an der Entwicklung eines Computerprogramms zur MRT-Diagnose von Muskelverletzungen durch künstliche Intelligenz mitarbeiten. Er sei im Rückblick auf seine Bayern-Zeit „glücklich und sehr zufrieden“, wurde Müller-Wohlfahrt in der Mitteilung des Vereins zitiert. Über den Platz rennen wird er künftig nicht mehr.

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2 Kommentare

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  • Mit 77 Jahren ist ja wirklich auch mal Zeit, zurück zu treten und andere vor zu lassen. Auch so jemanden, der sich für unersetzlich hielt.

    • @Aymen:

      Es könnte nicht von Schaden sein, den Artikel nochmal zu lesen. Mit 77 Jahren zurückzutreten nach 40 Jahren guter Arbeit. Allet Jute, Herr Müller Wohlfahrt UNVEU