Die Wochenvorschau für Berlin: Alles immer lockerer
Richtig Urlaub machen und baden gehen: geht ab Montag wieder in der Stadt. Und Tierchen zählen darf man auch bald.
Und eine weitere Was-man-jetzt-schon-wieder-alles-darf-Woche, eins, zwei drei. Was sich auf Finnisch übrigens yksi, kaksi, kolme zählt. Nur mal so. Man darf sogar wieder richtig Urlaub machen in seiner Stadt, mit dem ganzen Drum und Dran, zu dem bei Urlaub ja doch die Unterkunft zählt.
Und ab Montag dürfen in Berlin eben Hotels, Ferienwohnungen und andere Beherbergungsbetriebe wieder Gäste aufnehmen. Auch in Brandenburg ist ab dem Tag Urlaub in Hotels, Pensionen oder auf dem Campingplatz wieder möglich. Und man darf machen, was man halt im Urlaub – oder auch sonst – gerne tut: baden gehen. Ab Montag dürfen die Freibäder in Berlin wieder öffnen, in Brandenburg soll das ab Donnerstag der Fall sein.
Dürfen aber heißt nicht müssen. Nur eine Handvoll Bäder steht in Berlin ab Montag wirklich bereit: neben den Sommerbädern in Wilmersdorf, im Olympiastadion und in Spandau-Süd kann man auch in den Strandbädern Wannsee, Jungfernheide, Lübars und Friedrichshagen abtauchen.
Da geht also noch mehr, da müsste man doch wieder … und darüber macht man sich am Dienstag im Senat Gedanken, was wie gelockert werden könnte bei den noch geltenden Beschränkungen wegen der Coronapandemie. Bei einer Sondersitzung im Senat könnte das dann am Donnerstag beschlossen werden, sodass man bald vielleicht wieder alles machen und überallhin darf und nicht nur in seiner Wohnung verhocken.
Wertzuschätzende Wohnungen
Wobei: Jetzt hatte man doch lang genug Zeit, um mal wertzuschätzen, wie wichtig die ist für das Leben. Und dass die allemal gut sein sollte und eben nicht so teuer, dass man sich eine wertzuschätzende Wohnung gar nicht leisten kann. Gegen allzu forsch steigende Mieten ein Deckel, diese Idee müsste eigentlich bei der gebotenen Häuslichkeit zuletzt allen einleuchten. Trotz dieser Bedenkzeit machen die Abgeordnetenhausfraktionen von FDP und CDU aber nun das, was sie lange schon angekündigt haben, und reichen am Montag Verfassungsklage gegen den Mietendeckel beim Berliner Verfassungsgerichtshof ein. Am Mittwoch legt man bei Haus und Grund mit klassenkämpferischem Gestus nach: „Wie linke Wohnungspolitik Mieter verdrängt“, will der Vermieterverband dann in einer Pressekonferenz erklären.
Es scheint, dass beim allgemeinen Lockermachen auch die politischen Debatten langsam wieder Fahrt aufnehmen.
Aber es sind ja gerade die kleinen Dinge, die zählen. Und die ruhig auch mal gezählt werden sollen. Alles, was da so klein krabbelt und fleucht. Von Freitag an ruft der Nabu zu einer Insektenzählung, eine Stunde soll man sich umschauen und alles zählen, was sechs Beine hat. Man muss dafür noch nicht mal raus, es reicht auch der Blick in den Blumentopf, den man sich vors Fenster gestellt hat.
Das besondere Interesse der diesjährigen Sichtung gilt dem Marienkäfer, der zähltechnisch schon eine Herausforderung ist. Am ehesten wird man hier wohl den Siebenpunktmarienkäfer finden, da sind aber noch viel mehr Punkte möglich. Es gibt zum Beispiel auch den Zweiundzwanzigpunktmarienkäfer, wo man beim Durchzählen der Punkte, yksi, kaksi, kolme, schnell den Überblick verlieren kann.
Ein besonderer beetle, der dazu Pop ist. Beste Käferklasse: Nach dem Zweiundzwanzigpunktmarienkäfer hat sich nämlich die finnische Band 22-Pistepirkko benannt, was auf gut Finnisch dann kaksikymmentäkaksi Pistepirkko heißt. Und so marienkäferig klingt auch die Musik des Trios, ein Irgendwie-Blues, verschrobener Pop. Mit Sehnsuchtsliedern, die man sich ruhig mal gönnen sollte, um auch die Ohren wieder locker zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!