Ungenutzte Krankenhausbetten: Kliniken sollen wieder operieren
Brandenburgs Gesundheitsministerin will nur noch ein Viertel der „Beatmungsbetten“ für Coronafälle freihalten.
Landesweit 886 Betten mit Beatmungsgerät, freigehalten für Coronapatienten, aber an diesem Mittwochmorgen nur 142 Infizierte im Krankenhaus und nur 25, die tatsächlich beatmet werden müssten? Für Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) passt das nicht zusammen, wenn zeitgleich andere auf Behandlung warten: An die Kliniken gehe gerade ein Brief raus, der empfehle, „die zurückgestellten Operationen jetzt wieder hochzufahren“, sagte die Ministerin im Gesundheitsausschuss des Landtags.
Erstmals wieder kam der Ausschuss tatsächlich und nicht nur per Telefon zusammen – es sei „zum Glück nun wieder so, dass wir uns in die Augen schauen können“, so der Ausschussvorsitzende zu Beginn. Noch kühler als sonst wirkt bei derzeit wenigen Menschen im Haus der von innen ganz in Krankenhaus-Weiß gehaltene Landtagsbau – das Parlament ist wie das Berliner Abgeordnetenhaus wegen Corona für die Öffentlichkeit gesperrt.
In Raum 1.050, von wo der Blick auf den Hauptbahnhof mit der gerade erst wieder geöffneten Einkaufspassage geht, berichtet Nonnemacher, die selbst über Jahrzehnte als Ärztin arbeite, von der Situation in den Krankenhäusern. Dort hatte man in Erwartung vieler schwerer Coronafälle Betten freigeräumt und Operationen verschoben – und schicke nun, da dieser Ansturm ausblieb, unterbeschäftigtes Personal nach Hause, um Überstunden abzufeiern. Sogar Anträge auf Kurzarbeit lägen vor – „das ist natürlich eine absurde Situation“.
Die Krankenhäuser sollen künftig ein Viertel der „Beatmungsbetten“ als Reserve für Coronafälle vorhalten, was aber keine starre Vorgabe sein soll. Die Ministerin sieht ein „Präventionsparadoxon“: „Dadurch, dass wir dabei so gut waren, wird das Problem nicht mehr gesehen.“
Sehr unterschiedliche Corona-Verbreitung
Laut Nonnemacher ist Corona in Brandenburg höchst unterschiedlich verbreitet. Während Potsdam mit 329 Infizierten auf 100.000 Einwohner deutlich über dem Landesschnitt von 114 und dem Bundesschnitt von 191 Fällen liegt, gab es anderswo seit Tagen nur wenige oder gar keine Neuinfektionen, etwa in der Uckermark oder in der Prignitz. Nonnemacher wendet sich dennoch gegen regionale Unterschiede bei der Eindämmungsverordnung – sie höre von den Landräten den Wunsch nach einem einheitlichen Vorgehen.
Leser*innenkommentare
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Gast
Ein vernünftiger Vorschlag der auch sinnvoll ist. In Corona-Zeiten wird natürlich auf Sicht gefahren. Wenn die schlimmsten Befürchtungen bisher nicht eingetreten sind, dann kann und muß man Alles daran setzen , wieder zur Normalität zurückzukehren .
Mit den bisherigen Erfahrungen, weltweit und in Deutschland, ist diese Forderung auch berechtigt. Ja es kann eine zweite Infektionswelle kommen, aber die dann erforderlichen Maßnahmen sind bekannt und können sofort umgesetzt werden. Ich glaube sowohl die Politik als auch die Bevölkerung haben die Ernsthaftigkeit begriffen.
Einen gewissen Prozentanteil von Ungläubigen, Verschwörungstheoretikern und Opportunisten muss eine Demokratie immer aushalten. Die meisten von Ihnen sind spätestens überzeugt wenn Freund Hein vor der Tür steht und an der Herzklappe klappert oder die Oma über die Teppichkante gestolpert ist. Also öffnet die Krankenhäuser wieder für den Normalbetrieb mit der entsprechenden Vorsicht.