: Keine klare Linie bei Teststellen
Offenbar suchen immer mehr Ärzt*innen eigene Wege, ihre Patient*innen auf das Coronavirus zu testen
Von Marthe Ruddat
Das Zelt steht schon, ein Halteverbot ist eingerichtet, auf dem Gehweg sind gelbe Markierungen zum Abstandhalten aufgemalt. In Altona soll offenbar demnächst eine neue Stelle für Corona-Tests eröffnen. Zuerst hatte die Bildzeitung darüber berichtet. Die Gesundheitsbehörde sieht nach eigenen Angaben keinen Anlass, Corona-Testzentren einzurichten, weil der Arztruf 116 117 die Nachfrage nach Tests decken könne. Doch offenbar sehen manche Ärzt*innen Bedarf, das Vorgehen bei Tests zu ändern und starten eigene Initiativen.
Der Arzt aus Altona, der nun offenbar außerhalb seiner Praxis testen will, darf dafür einen Raum des Polizeikommissariats auf der gegenüberliegenden Straßenseite nutzen. „Wir machen eigentlich nicht mehr, als dass wir einen Raum zur Verfügung stellen und eine Halteverbotszone eingerichtet haben“, sagt ein Polizeisprecher auf taz-Anfrage.
Die Gesundheitsbehörde verweist bei Fragen nach Testzentren an die Kassenärztliche Vereinigung. Die wiederum weiß nach eigenen Angaben aber noch nichts von dem Vorhaben.
Dem Bericht der Bildzeitung zufolge wird der Arzt in dem Raum der Polizei sitzen und dort die Teststäbchen der Patient*innen aus dem Zelt entgegennehmen. Vermutlich sollen diese sich unter Anleitung selbst testen. Der Arzt meldete sich auf eine Anfrage der taz bis Redaktionsschluss nicht zurück. Unklar bleibt, wann das Angebot starten soll.
In derselben Straße hatte eine Lungenarztpraxis auch einen eigenen Weg für Corona-Tests gewählt. „Für Patienten mit grippalen Symptomen bieten wir eine Corona-Diagnostik im Drive-in- Verfahren an“, hieß es auf der Webseite. Patient*innen sollten sich per E-Mail an die Praxis wenden. Nach Rückmeldung von dieser konnten Patient*innen mit dem Auto vorfahren und direkt darin getestet werden. Das bestätigte die Praxis Ende März dem Hamburger Abendblatt. Ob es das Angebot heute noch gibt, ist aber unklar. Mittlerweile ist die Info von der Seite verschwunden, eine Anfrage der taz blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Ganz offiziell wird seit Montag in einem Drive-in-Zentrum für Autofahrer*innen in Bergedorf getestet. Initiiert hatte das der Hausarzt Gregor Brinckmann, der von 40 Kolleg*innen unterstützt wird. Der Vorteil an dem Vorgehen ist laut Brinckmann, dass deutlich weniger Schutzmaterial verbraucht wird und es die Arztpraxen entlastet. Nachdem der ursprüngliche Start des Testzentrums wohl wegen Formalia kurzfristig verschoben worden war, unterstützt die Gesundheitsbehörde das Testzentrum nach eigenen Angaben nun als Pilotprojekt.
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