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E-Sports-Festival als Reaktion auf KriseOnline zocken mit Oma

Beim E-Sports können sich die Spieler virtuell treffen. Mit dem „Logged In“-Festival sollen nun Neulinge und ältere Menschen erreicht werden.

In Corona-Zeiten besonders praktikabel: Fußballspielen auf dem Bildschirm Foto: dpa

Hamburg taz | Während die Coronakrise viele Bereiche des Sports vor große Probleme stellt, läuft ein Bereich fast wie gewohnt weiter: E-Sports. Fast, weil auch hier die Turniere abgesagt werden mussten, bei denen sich die Spieler treffen. Aber die Spiele selbst können schließlich problemlos online stattfinden.

Im E-Sports treten Spieler in Videospielen gegeneinander an. Einige Spiele sind dem Breitensport nachempfunden, wie zum Beispiel der Fußballsimulator FIFA. Andere hingegen simulieren gar keine bekannte Sportart. Diese sind für neue Zuschauer anfangs schwerer nachzuvollziehen.

Genau damit spielt das „Logged In“-Festival. Das Sportmanagement „Home United“ hatte das Online-Festival vor zwei Wochen ins Leben gerufen, um die Menschen während der Krisenzeit zu Hause zu unterhalten. Das Festival ähnelt einem Online-Fernsehsender. „Unser Ziel ist es, 24 Stunden am Tag Programm auszustrahlen“, sagt der Mitinitiator und frühere Sportchef der Hamburger Morgenpost Matthias Linnenbrügger.

Für das Festival hat der ehemalige Sky-Sportjournalist Rolf „Rollo“ Fuhrmann, der selbst vorher keine Berührungspunkte mit E-Sports hatte, in der vergangenen Woche eine Partie des Kultspiels „Fortnite“ kommentiert, ohne das Spiel jemals vorher gesehen zu haben. Bei „Fortnite“ müssen die Spieler in einer postapokalyptischen Landschaft überleben und gegeneinander kämpfen. „Mit Menschen wie Rollo Fuhrmann wollen wir ganz bewusst Brücken schlagen“, sagt Linnenbrügger. Man wolle zeigen, dass man keine Berührungsängste mit dem Thema E-Sports zu haben brauche.

Es soll Großeltern einfach gemacht werden, online mit ihren Enkeln Kniffel zu spielen

Für mehr Aufmerksamkeit haben sich die Festival-Organisatoren noch weitere prominente Unterstützung von außerhalb des E-Sports gesucht. Am Freitag spielte der Rapper Sido zusammen mit Fans das Autorennspiel Mario Kart. Auch mehrere Spieler des Basketballteams Hamburg Towers und des Eishockeyteams Crocodiles Hamburg gestalten Formate mit.

Viele Vereine, die sich auf Breitensport fokussieren, interessieren sich mittlerweile auch für E-Sports. In Deutschland gibt es inzwischen sogar eine virtuelle Fußballbundesliga (VBL), an der auch traditionelle Bundesligavereine teilnehmen. In der Saison 2019 erhielt das erstplatzierte Team 25.000 Euro. Der gesamte Preispool betrug 45.000 Euro. Das kommt zwar lange nicht an die Beträge heran, die für die Erste Bundesliga ausgeschüttet werden, es zeigt aber, dass sich mit E-Sports Geld verdienen lässt.

Wenn Spiele in Weltmeisterschaften ausgetragen werden, steigen die Preisgelder. Das E-Sports-Spiel mit dem größten Preispool 2019 war „Dota 2“, ein Spiel, in dem die Teams versuchen, die gegnerische Kampfbasis zu zerstören. Bei „Dota 2“ wurden in der Weltmeisterschaft insgesamt rund 34 Millionen Dollar ausgeschüttet. Das erklärt, warum immer mehr Vereine in E-Sports investieren. E-Sports-Wettkämpfe werden mittlerweile auch im Fernsehen übertragen.

Mit den Livestreams des „Logged In“-Festivals sammeln die Veranstalter nebenbei Spenden. In den ersten zwei Wochen gingen alle Spenden an die Weltgesundheitsorganisation WHO. Mit der Gründung eines eigenen gemeinnützigen Vereins in der letzten Woche ging „Home United“ den nächsten Schritt. „Die Spenden gehen zu 100 Prozent an gemeinnützige Organisationen wie Caritas oder das Rote Kreuz“, erklärt Linnenbrügger.

Beim Festival, das sich auch an E-Sports-Einsteiger richtet, gelte das Motto „Mut zum Unperfekten“. Es habe anfangs kein richtiges Konzept gegeben, man sei einfach durchgestartet, sagt der Organisator. Die Zuschauer sollten außerdem etwas lernen: Mit ganz einfachen Anleitungen solle es zum Beispiel Großeltern einfach gemacht werden, online mit ihren Enkeln eine Runde Uno oder Kniffel zu spielen. „Das wäre für uns der schönste Erfolg“, sagt Linnenbrügger.

Wie lange das Festival andauert, hängt ganz von der Entwicklung der Coronakrise ab. „Solange der Bedarf da ist, machen wir weiter“, sagt Linnenbrügger.

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