Klinikkampf: Gefährliche Einschnitte
In deutschen Krankenhäusern sind Wochenarbeitszeiten zwischen 50 und 60 Stunden Alltag. Genauso alltäglich sind Dienste, die länger als 24 Stunden am Stück dauern – dementsprechend alltäglich sind Ärztinnen und Ärzte, die mit ihren Kräften am Ende sind. Wie gefährlich ein unausgeschlafener, überlasteter Herzchirurg für die PatientInnen werden kann, ist derart offensichtlich, dass es schon lange keine Debatte über Arbeitszeiten in Krankenhäusern geben dürfte.
KOMMENTAR VONMIRIAM BUNJES
Trotzdem ist die Diskussion so aktuell wie noch nie. Im Zuge der Gesundheitsreform muss gespart werden – besonders die Unikliniken, wo die kompliziertesten Krankenfälle landen und obendrein gelehrt und geforscht werden soll, fallen in finanzielle schwarze Löcher, die ihre Ärzte stopfen sollen.
Die Protestform der Münsteraner Chirurgen macht die erschreckenden Dimensionen des Systems Krankenhaus öffentlich: Bei 38,5 tarifvertraglichen Wochenstunden plus Notfälle ergeben sich etwa 42 Arbeitsstunden pro Woche – in Münster kommen bei dieser Arbeitsleistung so viele Herzoperationen weniger heraus, dass dem Klinikum mehrere Millionen Euro im Jahr verloren gehen. Die Überanstrengung ist einkalkuliert, alltäglich. Die besten jungen Klinik-ÄrztInnen gehen inzwischen sowieso ins Ausland, wo mehr gezahlt und weniger gearbeitet wird. Zeit für ein Zeichen gegen einen schleichenden Zusammenbruch.
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