Nach Äußerungen zur AfD: Bauernführerin tritt zurück
Die Niedersachsen-Vertreterin der Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ geht. Sie wollte sich zunächst nicht von der AfD abgrenzen.
Die Landwirtin begründete das mit den Reaktionen auf ein Interview der Nachrichtenagentur dpa mit ihr. Auf die Frage „Sie haben es zuletzt bewusst abgelehnt, Land schafft Verbindung von der AfD abzugrenzen. Warum?“ hatte die 28-Jährige geantwortet: „Warum sollte ich mich von irgendwem abgrenzen? Dann bin ich ja nicht mehr neutral. Mir ist es egal, wer die Entscheidungen trifft, wenn sich der Entscheidungsträger für die Landwirtschaft ausspricht.“
Diese Antwort „war missverständlich und leider falsch“, schrieb Struß nun. „Es ist der vollkommen falsche Eindruck entstanden, ich würde eine Zusammenarbeit von LsV mit der AfD befürworten.“ Die Bewegung müsse klar und explizit Stellung beziehen – „und zwar gegen die AfD“. Sonst werde die Initiative „den Geist der AfD nicht los“. Die Partei stimme LsV „mit knallhartem Kalkül bei, nicht aus Sympathie“.
Obwohl Struß einräumt, dass sie sich falsch ausgedrückt hat, kritisierte „Land schafft Verbindung“ auf ihrer Facebook-Seite, „wie die Presse probiert, uns das Wort im Mund umzudrehen und uns dem rechten Lager zuzuordnen.“ Man hoffe, dass Struß ihre Entscheidung noch einmal überdenkt.
Gespräche mit der AfD
Struß' Interview war auch bei Bauern auf Kritik gestoßen („gruselig“). Niedersachsen ist das Bundesland mit der umsatzstärksten Landwirtschaft und auch deshalb für „Land schafft Verbindung“ sehr wichtig. Die Bewegung hatte in den vergangenen Monaten zehntausende Bauern zu mehreren Demonstrationen gegen Umweltvorschriften für die Landwirtschaft und das EU-Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten mobilisiert.
Die taz hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass von den Bundestagsparteien nur die AfD alle diese Forderungen unterstützt. An einer Demonstration der Bewegung und des Bauernverbands Ende November in Erfurt beteiligte sich auch ein Traktorgespann mit AfD-Wahlplakaten. Viele Bauern sind wütend auf ihre bisherige Stammparteien, CDU und CSU, weil diese Einschränkungen des Dünger- und Pestizideinsatzes zustimmen. Während manche Vertreter Gespräche mit der AfD ablehnen, verhandelten andere mit der rechtsradikalen Partei.
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