piwik no script img

Nach Äußerungen zur AfDBauernführerin tritt zurück

Die Niedersachsen-Vertreterin der Protestbewegung „Land schafft Verbindung“ geht. Sie wollte sich zunächst nicht von der AfD abgrenzen.

Wollte sich nicht von der AfD abgrenzen: Henriette Struß, niedersächsische Landessprecherin der LsV Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Berlin taz | Die niedersächsische Landessprecherin der Bauernprotestbewegung „Land schafft Verbindung“ (LsV) ist zurückgetreten, weil sie sich zunächst nicht von der AfD abgrenzen wollte. Henriette Struß schrieb in einer von der Initiative verbreiteten Erklärung, sie werde ihr Engagement „mit sofortiger Wirkung beenden“.

Die Landwirtin begründete das mit den Reaktionen auf ein Interview der Nachrichtenagentur dpa mit ihr. Auf die Frage „Sie haben es zuletzt bewusst abgelehnt, Land schafft Verbindung von der AfD abzugrenzen. Warum?“ hatte die 28-Jährige geantwortet: „Warum sollte ich mich von irgendwem abgrenzen? Dann bin ich ja nicht mehr neutral. Mir ist es egal, wer die Entscheidungen trifft, wenn sich der Entscheidungsträger für die Landwirtschaft ausspricht.“

Diese Antwort „war missverständlich und leider falsch“, schrieb Struß nun. „Es ist der vollkommen falsche Eindruck entstanden, ich würde eine Zusammenarbeit von LsV mit der AfD befürworten.“ Die Bewegung müsse klar und explizit Stellung beziehen – „und zwar gegen die AfD“. Sonst werde die Initiative „den Geist der AfD nicht los“. Die Partei stimme LsV „mit knallhartem Kalkül bei, nicht aus Sympathie“.

Obwohl Struß einräumt, dass sie sich falsch ausgedrückt hat, kritisierte „Land schafft Verbindung“ auf ihrer Facebook-Seite, „wie die Presse probiert, uns das Wort im Mund umzudrehen und uns dem rechten Lager zuzuordnen.“ Man hoffe, dass Struß ihre Entscheidung noch einmal überdenkt.

Gespräche mit der AfD

Struß' Interview war auch bei Bauern auf Kritik gestoßen („gruselig“). Niedersachsen ist das Bundesland mit der umsatzstärksten Landwirtschaft und auch deshalb für „Land schafft Verbindung“ sehr wichtig. Die Bewegung hatte in den vergangenen Monaten zehntausende Bauern zu mehreren Demonstrationen gegen Umweltvorschriften für die Landwirtschaft und das EU-Freihandelsabkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten mobilisiert.

Die taz hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass von den Bundestagsparteien nur die AfD alle diese Forderungen unterstützt. An einer Demonstration der Bewegung und des Bauernverbands Ende November in Erfurt beteiligte sich auch ein Traktorgespann mit AfD-Wahlplakaten. Viele Bauern sind wütend auf ihre bisherige Stammparteien, CDU und CSU, weil diese Einschränkungen des Dünger- und Pestizideinsatzes zustimmen. Während manche Vertreter Gespräche mit der AfD ablehnen, verhandelten andere mit der rechtsradikalen Partei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Es klingt ein wenig so, als ob da jemand mit guten Absichten aber wenig politischer Erfahrung in eine Position gekommen ist, wo man in den Radar des allgemeinen Politbetriebs gerät, und beim ersten Fehler sofort zerquetscht wird.

    Der Politbetrieb kennt leider keine Gnade. Immerhin geht es um viel Geld,

  • Herr Maurin,



    lesen Sie auch die Beiträge die Sie verlinken ?



    unter " verhandelten andere " mit der rechtsradikalen Partei...., geht es darum, das ein Landwirt Vertreter ALLER Parteien, welche aus dem Bundesland Mecklenburg - Vorpommern Abgeordnete im Bundestag haben, zu einer Diskussion auf seinen Hof eingeladen hat.



    Eigentlich müssten Sie sich darüber aufregen, das die SPD, die Grünen und die Linke nicht daran teilgenommen haben. Ausgerechnet die Parteien, die vehement den Umbau der Landwirtschaft fordern, sind zu feige, das vor Ort zu Diskutieren.



    Es ist halt leichter bei der Bevölkerung ein verzerrtes Bild der Landwirtschaft zu erzeugen, als wie sich persönlich mit einem Praktiker auseinanderzusetzen.



    Und warum sollte LsV mit der AFD verhandeln ? sie sind in keinem Bundesland an der Regierung, haben also im Bundesrat keine einzige Stimme, daher für die Gesetzgebung unbedeutend, da können sie auch mit dem Weihnachtsmann verhandeln, währe der selbe Erfolg.

    • @Günter Witte:

      die Vertreter von SPD, Güne und Linke hatten vermutlich einfach keine Lust, sich auf sinnlose Diskussionen mit Leuten einzulassen die „Windräder, den niedrigen Großviehbesatz, die fehlenden Misthaufen und die Lichtverschmutzung“ als Ursachen für das Insektensterben in Betracht ziehen.

      • @Devon Miles:

        Diese Antwort ist an Arroganz kaum zu überbieten.

      • @Devon Miles:

        Lichtverschmutzung ist tatsächlich ein großes Problem für Insekten (und andere Tiere).

        www.lichtverschmutzung.de/

        www.br.de/themen/w...-led-hell-102.html

        Damit will ich Pestizide in keinem Fall verharmlosen, ich bin für eine sofortige und starke Einschränkung der Nutzung von Giften in der Landwirtschaft.

      • @Devon Miles:

        @ Devon Miles Angenommen dem wäre so, so ist "einfach keine Lust" zu haben, aber kein Argument für (Berufs-)Politiker gerade eine Einladung der "Gegner" nicht anzunehmen und damit das Feld den Rechtsaußen zu überlassen.



        M. E. wäre es (vielleicht, ich war nicht dabei) eine gute Gelegenheit gewesen miteinander zu reden.



        Anders gesagt/gefragt: Warum fahren dann regelmäßig Politiker z. B. zu Putin, Erdogan, Trumpp, & Co.? Es gibt nun mal keine Alternative zum Miteinader reden. Auch wenn es (zu) oft sehr schwer fällt.

        • @Kall Napp:

          Die Antwort ist einfach, wenn auch nicht nett.

          Putin ist ein echt wichtiger Verbrecher und ein Landwirt ist eben nur ein Landwirt. Und die LSV...

          Eine vertane Gelegenheit war's aber schon, da stimme ich Ihnen zu.