: Anklagen nach A7-Umweltskandal
Die Beschuldigten sollen krebserregende Asphaltreste in den Autobahn-Untergrund eingearbeitet haben
Fünf Jahre nach der Aufdeckung eines Umweltskandals beim Ausbau der Autobahn 7 hat die Staatsanwaltschaft Hildesheim jetzt vier Männer angeklagt. Es handele sich um zwei Bedienstete der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr sowie zwei Mitarbeiter von Baufirmen, sagte ein Sprecher am Dienstag. Ihnen werde fahrlässige Bodenverunreinigung vorgeworfen. Zuerst hatte die Hildesheimer Allgemeine Zeitung über die Anklage berichtet.
Die Beschuldigten sollen verantwortlich dafür sein, dass beim Ausbau der A7 zwischen dem Salzgitter-Dreieck und Bockenem im großen Stil krebserregende Asphaltreste in den Untergrund eingearbeitet wurden. Der Abschnitt war in den Jahren 2011 bis 2014 für rund 60 Millionen Euro von vier auf sechs Fahrstreifen erweitert worden.
Die giftigen Materialien stammten nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft aus dem Unterbau der alten Fahrbahnen. Das zerkleinerte Material habe unter anderem krebserregende polyzyklische Kohlenwasserstoffe (PAK) enthalten, sagte der Sprecher. Die Angeklagten seien dafür verantwortlich, dass das Material nicht auf dafür vorgesehenen Deponien landete, sondern ohne weitere Untersuchung wiederverwendet wurde.Die Beschuldigten räumen nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwar ein, dass die Substanzen in den Boden gelangten. Sie bestritten aber jede Verantwortung dafür, sagte der Sprecher.
Das niedersächsische Verkehrsministerium hatte nach Aufdeckung des Skandals im Jahr 2015 berichtet, dass unter anderem Mittel- und Seitenstreifen auf einer Länge von zwölf Kilometern durch die krebserregenden Substanzen belastet seien. Diese Bereiche mussten ebenso aufwendig saniert werden, wie ebenfalls betroffene neue Regen-Rückhaltebecken und Rückhaltegräben.
In Zivilverfahren soll geklärt werden, wer am Ende für die Sanierungen aufkommen muss. Die Kosten dafür liegen nach Angaben der Staatsanwaltschaft im zweistelligen Millionenbereich. Die Anklage sei noch nicht zur Hauptverhandlung zugelassen, sagte ein Sprecher des Landgerichts Hildesheim. (dpa)
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