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Geflüchtete in GriechenlandKind lebendig verbrannt

Zum dritten Mal in neun Monaten bricht im Lager Moria auf Lesbos ein Feuer aus. Diesmal stirbt ein Mädchen. Die Ursache ist noch unklar.

Insassen des Lagers Moria auf Lesbos auf den verbrannten Resten eines Wohncontainers Foto: picture alliance/Panagiotis Balaskas/AP/dpa

Berlin taz | Warum es am Montagmorgen im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos brannte, ist auch einen Tag später noch unklar. Sicher aber ist: In einem der beiden zerstörten Container fand die Feuerwehr nach den Löscharbeiten die Leiche eines Mädchens. Es war darin offensichtlich lebendig verbrannt.

Dies bestätigte der Kommandeur der Insel-Feuerwehr, Evangelos Vasis, im Staatsrundfunk ERT-Nordägäis. Die Feuerwehr gehe von einem Unfall als Brandursache aus, hieß es nach Agenturangaben aus Kreisen der Feuerwehrzentrale in Athen.

Das Feuer war in einem Teil des Lagers ausgebrochen, in dem vor allem afrikanische Flüchtlinge leben. Starke Winde hatten es immer wieder angefacht, berichtet die Inselzeitung Sto Nisi. Und auch durch die völlige Überbelegung des Camps hatte die Feuerwehr nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, bis zur Brandstelle vorzudringen. Auf Videos Mist zu sehen, wie Bewohner des Lagers panisch versuchen, den Brand eigenhändig zu löschen.

Über 20.000 Menschen hausen derzeit in dem Lager. Platz bieten die Container nur für etwa 3.000. Die übrigen leben zwischen Büschen in einer slumartigen Siedlung, rund um das eigentliche Lagergelände, unter katastrophalen Umständen.

Für Besucher vorläufig dicht

Wegen der Corona-Krise wurden am Dienstag alle Flüchtlingslager vorläufig für Besucher geschlossen. „Besuche von Einzelpersonen und Organisationen werden für mindestens 14 Tage ausgesetzt“, erklärte das Einwanderungsministerium am Dienstag. Zutritt erhalte nur noch das Personal. Neu eingetroffene Migranten müssen sich den Angaben zufolge nach ihrer Ankunft einer Temperaturkontrolle unterziehen.

Der Feuertod des Mädchens sei ein „weiteres tragisches Beispiel für die dringende Notwendigkeit, die Sicherheits- und Gesundheitsbedingungen auf den ägäischen Inseln zu verbessern“, sagte die Menschenrechtskomissarin des Europarates, Dunja Mijatović.

Tatsächlich ist es nicht das erste Unglück dieser Art. Am 5. Dezember war bei einem nächtlichen Brand im Lager Karatepe nahe Moria eine 27-jährige Frau aus Afghanistan ums Leben gekommen. Ende September waren in Moria mehrere Container in Brand geraten, eine Frau starb, unbestätigten Berichten zufolge auch ein Kind. Bei einem Brand in Moria im Juli gab es keine Toten oder Verletzten.

„Wir können nur unsere tiefe Besorgnis darüber zum Ausdruck bringen, dass die griechische Regierung zwar drastische Maßnahmen ergreift um große Versammlungen auf öffentlichen Plätzen zu verhindern, aber nichts gegen die Überbelegung der Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge unternimmt“, heißt es in einer Erklärung des griechischen Flüchtlingsrates vom Dienstag.

Deutschland hatte vor über eine Woche angekündigt, sich an der Evakuierung von insgesamt 1.500 Minderjährigen zu beteiligen. Bislang ist die Aktion aber noch nicht angelaufen. Der Brand am Montag habe „einmal mehr gezeigt, was seit langem bekannt ist: Die Lager müssen umgehend evakuiert werden“, sagte die Grüne Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth.

Appell von NGOs

Parteichefin Annalena Baerbock sagte, schon wegen der Corona-Krise brauche es Dezentralisierung. „Als erstes müssen die Zerbrechlichsten – Kinder, Schwangere, Kranke, Alte – schnell von den griechischen Inseln runter.“

Auch ein Zusammenschluss von NGOs wandte sich am Dienstag mit einem Appell an die europäische Öffentlichkeit. Die Eskalation auf den griechischen Inseln und an der griechisch-türkischen Grenze sei das „absehbare Ergebnis einer jahrelangen desaströsen Politik“, heißt es darin. Die drohende humanitäre Katastrophe durch einen möglichen Ausbruch des Covid-19-Virus in den Flüchtlingslagern eine „ultimative Aufforderung zu sofortigem Handeln“.

Es sei unvermeidlich, dass das Coronavirus bald auch im Lager von Moria diagnostiziert werde, sagte Dimitris Patestos, der ärztliche Koordinator der Organisation Ärzte der Welt auf Lesbos der dpa. Die Menschen in dem Lager leben laut Patestos praktisch ohne ärztliche Versorgung. Der Ausbruch der Epidemie auch in einem der Camps würde schlimme Folgen haben: „Dann wird es hier unkontrollierbare Zustände geben“, sagte er. Ein Coronavirus-Fall wurde auf Lesbos bereits registriert. Allerdings nicht im Lager von Moria, sondern auf der Südseite der Insel.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks UNHCR ist die Zahl der Ankommenden auf den Ägäischen Inseln in der vergangenen Woche auf 397 zurückgegangen. In der Woche zuvor, direkt nach der „Grenzöffnungs“-Propaganda des türkischen Präsidenten Erdogan, waren es 865 Ankünfte auf den Ägäis-Inseln.

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