piwik no script img

Trump und das CoronavirusKampf um das Gegenmittel

Die Bundesregierung ringt mit den USA um die Rechte an der Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs einer Pharmafirma in Tübingen.

Tests gibt es, aber wo bleibt der Impfstoff? Corona-Test in China Foto: Xue Yuge/dpa

Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA. Die US-Regierung will einen aussichtsreichen Impfstoff-Kandidaten, den das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac derzeit erforscht und möglicherweise bereits im Sommer erstmals an Menschen testen will, exklusiv für die USA sichern.

Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin bestätigte am Sonntag einen entsprechenden Bericht der Welt am Sonntag und erklärte, die deutsche Regierung sei ihrerseits ebenfalls „in intensivem Austausch“ mit CureVac. Es gebe ein „hohes Interesse“ daran, dass Impf- und Wirkstoffe gegen das Coronavirus auch in Deutschland und Europa entwickelt würden.

CureVac selbst war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Erst Mittwoch voriger Woche war der bisherige CEO der Firma, Daniel Menichella, der Anfang März zu Corona-Gesprächen ins Weiße Haus gereist war, als Vorstandsvorsitzender durch den CureVac-Firmengründer Ingmar Hoerr ersetzt worden. Beobachter in Tübingen gingen am Sonntag davon aus, dass eine Abwanderung des Unternehmens in die USA mit diesem Wechsel eher unwahrscheinlich geworden sei.

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) in Berlin indes reagierte verschnupft. Denn CureVac, das die Rechte an seiner Arbeit nun möglicherweise exklusiv an die USA verkaufen könnte, forscht zu Corona auch dank finanzieller Förderung der Bundesregierung: „Die Impfstoff-Entwicklung wird insbesondere über die internationale Impfstoff-Allianz Cepi vorangetrieben, die auch von der Bundesregierung mitfinanziert wird“, sagte ein BMBF-Sprecher der taz. „Cepi hat unter anderem die Firma CureVac mit der Entwicklung eines Impfstoffs beauftragt.“ Erst vor wenigen Tagen hatte die Bundesregierung die Mittel für die Coronaforschung um 140 Millionen Euro aufgestockt.

Ein Impfstoff für alle

Entsprechend empört zeigte sich die Vizechefin der SPD-Bundestagsfraktion, Bärbel Bas: „Bei einer Pandemie geht es um alle Menschen – und nicht um ‚America first‘.“ Wenn es einen Impfstoff gebe, müsse er allen zur Verfügung stehen.

Doch ob dies zeitnah gelingen kann, darf bezweifelt werden. Denn so hochtourig die Forschung nach Impfstoffen läuft, so sicher ist: Wie vielen Menschen schlussendlich ein Impfstoff zur Verfügung gestellt werden kann, wird sich nicht nur an seiner erfolgreichen Entwicklung entscheiden, sondern vor allem an den anschließenden Produktionskapazitäten.

Weltweit sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation 37 Impfstoffprojekte allein gegen das Coronavirus angelaufen – ein Rekord. CureVac ist eines von ihnen. Gehofft wird, dass es bereits 2021 erste Zulassungen geben könnte. Bis dahin müssten erfolgreiche Kandidaten nachgewiesen haben, dass sie verträglich sind, eine immunisierende Wirkung haben und tatsächlich zuverlässigen Schutz bieten.

Die Produktionsstätte zählt

Der anschließende Herstellungsprozess aber ist höchst unterschiedlich, je nach dem, ob es sich um Lebendimpfstoffe mit Vektorviren, um Totimpfstoffe mit Virusproteinen oder um genbasierte Impfstoffe auf mRNA-Basis handelt.

Das bedeutet, dass ein Impfstoff nur in für ihn geeigneten Produktionsstätten hergestellt werden kann – und nicht beliebig anderswo. „Ich hoffe, dass es mehr als einen Impfstoff geben wird“, sagt denn auch Klaus Cichutek, Präsident des für die Zulassung von Impfstoffen zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts. „Eine Monopolisierung täte uns nicht gut.“

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Man sollte den Leuten klar machen das so etwas Konsequenzen hat und das der BND/das KSK auch außerhalb der Landesgrenzen operiert.

  • und auch anderswo erfährt man, dass der vielfach angefeindete Dietmar Hopp zu den Finanzierern des Unternehmens gehört. In diesem Bereich läuft ohne Geld, ohne viel Geld, nichts. Und wie immer, die eindimensionale Sicht, überwiegend der Männer, hier der Ultras in den Stadien. Die Eindimensionalität macht leider auch vor anderen Berichten nicht halt. Kann nur erinnern, dass Ramelow für seine Wahl eines AfD-Vize heftig angegriffen wurde, obwohl diese Entscheidung, jenseits beschränkter Eindimensionalität, auch für Schreibende leicht nachvollziehbar sein müsste. Heißt ja nicht, dass man immer so reagiert. Nur ganz nebenbei: Hat irgendjemand vom Multiegomanen irgendetwas Anderes erwartet. America first, stimmt doch. Vielleicht schafft ja Corona, was Demokraten nicht schafften. Es schafft auch, die Verhaltensweise eines Antiverbotsfetischisten Markus Söder zu ändern. Auf einmal Verbote in Bayern, unvorstellbar. Hoffentlich kommt auch noch das Verbot, schneller als 130 (kompletter Anachronismus) über Autobahnen rasen zu dürfen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ist Trump nicht Impfgegner. Wie die anderen Evangelikalen auch?

  • 0G
    00677 (Profil gelöscht)

    Die FR berichtet von einer Stellungnahme der Firma in der Schwäbischen Zeitung:



    www.fr.de/politik/...n-zr-13599298.html