Ende eines Abhörturms

Nach jahrelangem Geld-Streit zwischen Kommune und Bund wird der Ex-Nato-Horchposten im Harz abgerissen

75 Meter ist er hoch, baufällig und ein hässliches Wahrzeichen des Kalten Krieges im schönen Südharz. Jetzt soll er endgültig verschwinden, der ehemalige Nato-Horchposten auf dem Berg Stöberhai bei Wieda. Im September werde der Turm zum Einsturz gebracht, teilte gestern der Landkreis Osterode mit.

Jahrelang hatte sich die Kommunalverwaltung mit dem Bund darum gestritten, wer für die 3,5 Millionen Euro Abrisskosten aufzukommen hat. Bereits vor fünf Jahren hatte das Verwaltungsgericht Göttingen zwar entschieden, dass der Bund zahlen müsse, doch der ignorierte das Urteil. Als im vergangenen Jahr Bauteile vom Turm fielen, drohte der Landkreis Osterode schließlich mit einem Zwangsgeld von 50.000 Euro, wenn sich der Abriss noch länger hinauszögere.

Das staatliche Baumanagement reagierte, wollte zunächst aber sicherstellen, dass durch die Sprengung keine Umweltschäden entstehen, wie ein Sprecher sich ausdrückte. Jetzt steht fest, dass bis November alle Nato-Bauwerke vom Berg verschwunden sein sollen. Auch die fünf Kilometer lange Asphaltstraße wird durch einen Forstweg ersetzt.

Damit endet die Geschichte der Abhöranlagen auf dem 712 Meter hohen Berg, die wie eine Handvoll weiterer Mitte der 60er Jahre an der damaligen innerdeutschen beziehungsweise deutsch-tschechischen Grenze errichtet wurden. Bis 1989 horchten die Bundeswehr und die französische Armee auf dem Turm in den Funkverkehr des Ostblocks hinein.

Ein Sprecher des Landkreises beteuerte gestern, man habe gemeinsam mit dem Fremdenverkehrsamt „jahrelang gehofft“, eine andere Nutzung für den Turm und der zum Teil wegen der Wende nie fertiggestellten Nebengebäude sowie der unterirdischen Anlagen zu finden. Vergeblich. Niemand wollte die ehemalige Nato-Horchanlage haben. dpa / taz