plakativ (4) : Der Erfrischungskandidat
Hip und rebellisch, nachhaltig und so viel ehrlicher als die große, in Masse produzierte (und, ahem, amerikanische) Konkurrenz. Selbst wer ihre Brausen und Schorlen gar nicht trinkt, muss anerkennen: Marke können sie beim Cola-, Pardon, Kola-Hersteller Fritz. „Unangepasst“ sei Leitspruch: So lässt sich der verbliebene Boss gern zitieren. Er ziert, zusammen mit seinem inzwischen ausgestiegenen Kompagnon, bis heute das Logo auf jeder Mehrwegflasche, in maximalem Kontrast, nur Weiß und Schwarz. Oder Braun. Oder entfernt meloniges Grün – je nach Sorte.
Weiß auf Rot setzt der SPD-Bürgerschaftsaspirant Simon Kuchinke sein Konterfei in Szene, nicht nur, aber gerade auch in „Szene-Vierteln“. Dazu benutzt er auch noch dieselbe Schriftart wie erfrischende Fritz. Beides ganz und gar unabgestimmt: „Diese Werbung wurde ohne unser Wissen und Einverständnis gemacht“, so Fritz Kola zur Mopo, was der 29-Jährige mit dem aussichtsarmen Listenplatz 59 bestätigt.
„Adbusting“ wird es genannt, wenn Aktivist*innen Wahlplakate verfremden oder fingierte Versionen davon aufhängen – die satirefreundliche Partei PARTEI hat aktuell eine recht durchschaubare FDP-Fälschung verklebt, und Antifa-Bearbeitungen von AfD-Wahlkampfmaterial gibt es auch immer wieder.
Ist Kuchinke also einfach der Rächer verhohnepiepelten Politprofis? Und voll unangepasst? Ja – so sehr wie ein Brausekauf. Oder Hamburgs SPD.
Alexander Diehl
Wahlplakate sind eigentlich zum Vorbeilaufen gedacht. Für diese Serie sind wir stehen geblieben und haben bei manchen zweimal hingeschaut.
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