piwik no script img

Rapunzel holt Samen zurück

ERNÄHRUNG Biogroßhändler hatte Rübensamen als gesundheitsfördernde Brokkolisamen verkauft

BERLIN taz | Der Naturkostgroßhändler Rapunzel will die jahrelange Verbrauchertäuschung mit angeblichen Brokkolisamen nun sofort stoppen. „Die Läden werden bis morgen aufgefordert, die Ware aus den Regalen zu nehmen“, sagte am Mittwoch Steffen Rapp, der die Qualitätssicherung der Firma leitet. Zunächst wollten Rapunzel und ihre Lieferantenfirma Bioforce nur nicht weitere Samen verkaufen, die sich bei Tests nicht als gesundheitsfördernde Brokkoli, sondern als billige Rüben entpuppten. Nachdem die taz das Thema aufgegriffen hatte, erklärte Rapp nun: „Wir wollen nicht, dass das noch höhere Wellen schlägt.“ Seinen Zahlen nach werden mehr als 2.000 Beutel aus hunderten Reformhäusern und Naturkostläden zurückgeholt.

Tausende Verbraucher ziehen aus Brokkolisamen Sprossen, die laut Wissenschaftlern die Entstehung von Magengeschwüren und bösartigen Tumoren erschweren. Die Keimlinge aus Samen der Marke A. Vogel sind äußerlich nicht von denen von Rüben zu unterscheiden. Die Baden-Württemberger Fritz und Sonja Ross säten aber mehrere A.-Vogel-Samen aus, die sich keinesfalls zu Brokkoli entwickelten.

Mit der Rückholaktion erfüllt Rapunzel eine Forderung, die die Verbraucherzentrale Hamburg auf taz-Anfrage wenige Stunden vorher gestellt hatte. „So ein Produkt darf nicht weiterhin im Verkehr sein“, sagte Ernährungsexperte Armin Valet. Den Verbrauchern sei auf der Verpackung etwas anderes versprochen worden als das, was sie bekommen hätten.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte die Entscheidung der Firmen als zu spät. Sie seien schon lange vorher von den Ross’ informiert worden, so Sprecherin Christiane Groß. „Das ist nur ein kleines Beispiel, wie auch bei großen Themen mit Verbraucherbeschwerden umgegangen wird.“ JOST MAURIN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen