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Paste statt Plaste

Festes Shampoo, Deocreme im Glas, Zahnbürsten aus Holz: Wie man im Bad auf Plastik verzichten kann

37,4 Kilo Plastikmüll produziert jeder Einwohner in Deutschland durchschnittlich im Jahr, darunter Wegwerfprodukte aus dem Bad wie Shampooflaschen, Cremetuben und Einwegrasierer. Dabei lasse sich gerade bei der Körperpflege Plastik leicht vermeiden, sagt Charlotte Schüler, Bloggerin und Autorin des Buches „#Einfach plastikfrei leben“. Wer im Bad auf Zero Waste umsteigen möchte, kann sich in einem Unverpackt-Laden, zum Beispiel „Der Sache wegen“ in Berlin-Prenzlauer Berg, eindecken: Hier gibt es Zahnbürsten aus Bambus der Marke Hydrophil zu kaufen, die man am besten mit Zahnpulver oder mit Zahnputztabletten nutzt. Beide Produkte werden lose angeboten und in mitgebrachte Behälter gefüllt. Im Mund bilden Pulver oder Tabs eine Paste, die dem konventionellen Produkt aus der Tube in nichts nachsteht.

Im Regal daneben: Deocremes im Schraubglas, Hand- und Körpercreme zum Abfüllen in großen Spendern und Abschminkpads aus Bio-Baumwollstoff, die nach der Benutzung in die Kochwäsche wandern. Duftende Seifenstücke gibt es auch fürs Haar: „Statt flüssiges Shampoo verwende ich eine feste Haarseife oder ein festes Shampoo“, sagt Charlotte Schüler und erklärt den Unterschied: Da Haarseife kalkhaltig ist, sollte im Anschluss eine Spülung mit Essigwasser gemacht werden. Bei festem Shampoo – etwa des Traditionsunternehmens Klar Seifen – ist das aufgrund der enthaltenen Tenside nicht nötig.

Der Trend geht von flüssiger hin zu fester Konsistenz, die keine Verpackung benötigt. Doch nicht bei allen Produkten ist das möglich. Und so suchen Hersteller nach neuen Materialien, um Flüssiges umweltschonender zu verpacken. Duschgel und Bodylotion der Serie Organic 3.0 von Speick Naturkosmetik etwa werden in Flaschen aus Bio-PE aus Zuckerrohr geliefert. Dafür erhielt Speick drei Umweltpreise. Die Firma Fair Squared Naturkosmetik hat ein Mehrwegsystem entwickelt: Cremes werden in Glas­tiegeln verkauft, sind diese leer, nimmt der Hersteller sie zurück, reinigt und füllt sie wieder auf, wie bei Getränken.

„Vor allem junge Menschen interessieren sich für plastikfreie Produkte“, beobachtet Monika Krause, Inhaberin des Berliner Fachgeschäftes für Naturkosmetik Tiaré. Interdentalbürsten aus Bambus, Seifenschalen aus Flüssigholz oder Zahnseide ohne Nylon finden immer häufiger Abnehmer. „Viele Hersteller denken um, doch nicht immer sind die neuen Lösungen ganz ausgereift“, sagt die Expertin. Einige Firmen füllen Seife oder Creme zwar in Glasbehälter, doch Pumpe oder Gewinde sind noch aus Kunststoff. „So schnell“, sagt Krause, „geht es nicht, eine jahrzehntelange Entwicklung rückgängig zu machen.“ Katja-Barbara Heine

#Einfach plastikfrei leben“ von Charlotte Schüler erklärt, wie man Schritt für Schritt Kunststoff aus dem Alltag verbannt. Erschienen im Südwest Verlag, 18 Euro.

Starter-Pakete für plastikfreie Körperpflege gibt es z. B. bei www.avocadostore.de