: Mahnmal rückt zu Kühne & Nagel
Der Senat hat am Dienstag das Geld bewilligt, um den Standort für das Arisierungs-Mahnmal an den Weser-Arkaden prüfen zu lassen. Dieser liegt näher am Logistik-Konzern, der von Arisierung profitiert hat
VonEiken Bruhn
Der Bremer Senat hat zugestimmt, einen alternativen Standort an den Weser-Arkaden für das Arisierungs-Mahnmal zu prüfen. In seiner gestrigen Sitzung hat er die dafür erforderlichen Gelder in Höhe von 50.000 Euro bewilligt. Damit wird ein Versprechen aus dem im August unterzeichneten Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und Linken eingelöst.
Die vorherige Regierung aus SPD und Grünen hatte auf Wunsch der SPD beschlossen, das Mahnmal in der Nähe der Teerhofbrücke zu errichten – und damit in einiger Entfernung zum Bremer Logistik-Konzern Kühne und Nagel, einem der Hauptprofiteure der Beraubung von Jüd*innen im Nationalsozialismus.
Der Initiator des Mahnmals, der ehemalige taz-Redakteur Henning Bleyl, die jüdische Gemeinde sowie die Architektin Angie* Oettingshausen, von der der Entwurf für das Mahnmal stammt, hatten im vergangenen April den Standort an den Weser-Arkaden nahe der Wilhelm-Kaisen-Brücke vorgeschlagen. Aus ihrer Sicht hat dieser Standort den Vorteil, dass er eine räumliche Nähe zu Kühne und Nagel herstellt, bessere Bedingungen für die Umsetzung des Entwurfs bietet und nicht mitten auf der Partymeile Schlachte liegt. „An den Arkaden ist es ruhiger, man kann sich besser auf das Mahnmal konzentrieren“, sagte am Dienstag die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Kay Wargalla.
Initiator Bleyl geht davon aus, dass die Baukosten an den Arkaden niedriger sein werden als an der Schlachte, für die 660.000 Euro veranschlagt worden waren. Das vermutet auch der Bremer Senat. „Nach den Vorgesprächen wird eine kostengünstigere Realisierbarkeit des Mahnmals im Vergleich zum Standort in der Stufenanlage an der Schlachte für nicht unwahrscheinlich gehalten“, heißt es in der gestern beschlossenen Vorlage für die Senatssitzung. „Ob dies zutrifft, wird sich erst bei einer detaillierten Prüfung ergeben können.“
Der Entwurf für das Mahnmal stammt von der Architektin Angie* Oettingshausen. Er besteht aus zwei rechtwinklig aufeinander treffenden Sichtschächten. Von oben betrachtet ist lediglich ein leerer Raum zu sehen, von der Seite her sind Schattenrisse ehemals vorhandener Einrichtungsgegenstände zu erkennen.
Oettingshausen verweist darauf, dass man an der Schlachte auf einen Schacht von etwa 3,15 Meter komme, an der Kaisen-Brücke eine Tiefe von etwa 6 Metern zu erreichen wäre. „Der dadurch mögliche vertikale Sichtschacht symbolisiert die Geschichtslücken, seine Tiefe verweist auf die vielschichtigen Spuren der Enteignungskontexte.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen