Plastikmüll in China: Bye-bye, Plastikbesteck
China produziert zu viel Plastikmüll. Die Regierung will Verpackungen deshalb einschränken – ein mögliches Vorbild für andere Schwellenländer.
C hinas staatliche Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) war bislang nicht gerade für Umweltschutz bekannt. Im Gegenteil: Nachdem im Zuge der Finanzkrise von 2009 die Weltwirtschaft zusammenzubrechen drohte, ließ diese mächtige Kommission die chinesische Schwerindustrie auf Hochtouren laufen. Das belebte die Wirtschaft, schuf aber gigantische Überkapazitäten, unter denen die Welt bis heute leidet. China hat zudem die CO2-Emissionen auf Höchstmarken getrieben. Das Land versank im Smog.
Nun aber hat die Kommission einen guten Plan ausgeheckt. Bereits zum Ende dieses Jahres dürfen in Chinas großen Städten keine Plastiktüten mehr herausgegeben werden. Plastikstrohhalme sind bis dahin landesweit verboten, das gilt auch für Einwegbesteck und Styroporboxen fürs Mittagessen. In den Ohren eines Europäers mag das nicht nach viel klingen. Ähnliches hat die EU schließlich auch schon beschlossen. Für ein so großes Land wie China ist dieser Schritt aber revolutionär.
Es ist noch nicht lange her, dass eine Mehrheit in China unter Armut und schlechter Hygiene litt. Für viele war es ein Fortschritt, ihren Tee nicht mehr aus einer zerbeulten Emailletasse schlürfen oder den Reis aus verschmutzten Schüsseln schaufeln zu müssen. Styroporboxen und Coffee-to-go-Becher gelten als Zeichen des Wohlstands.
Chinas Recyclingproblem hat aber nicht nur mit mangelndem Umweltbewusstsein zu tun. Oft ist der Plastikmüll wegen der vielen Essensreste – die typisch sind für die saucenreiche Landesküche – zu nass, um energieeffizient in Brennöfen verheizt zu werden. Trotz moderner Anlagen kommt das Land mit dem Recyceln nicht hinterher. Ganze Landstriche, Flüsse, Seen und Küsten sind vermüllt.
Dieses Problem haben Indien oder Indonesien auch. Chinas Plan, den Müll qua Plastikverbot gar nicht erst entstehen zu lassen, ist vor allem ein Signal an andere Schwellen- und Entwicklungsländer. Denn dort wird entschieden, ob die Menschheit an ihrem Plastik erstickt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Zeitplan der US-Wahlen
Wer gewinnt denn nun? Und wann weiß man das?